Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
Michael.
»Verdammt«, sagte sie, als sie einen Gang einlegte und mitten auf der Straße rasant wendete.
»Was haben sie gerufen?«, fragte Michael.
»Bei ihr weiß ich es nicht. Von ihm konnte ich nur das Wort Pizza aufschnappen, sonst nichts.«
»Du glaubst, der Hund hat ihre Pizza gefressen?«
»Sie scheinen nicht wütend zu sein.«
»Wenn sie nicht wütend sind, warum rennt der Hund dann vor ihnen weg?«
»Da musst du schon den Hund fragen.«
Vor ihnen bog das achtbeinige Dreiergespann nach links von der Straße auf die Zufahrt zum Audubon Park ab.
»Kam dir der Typ bekannt vor?«, fragte Michael, als er ihre Tüten mit dem Essen zwischen seinen Füßen auf den Boden stellte.
Während sie aus dem scharfen Wendevorgang heraus beschleunigte, sagte Carson: »Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.«
»Ich glaube, das war der Bezirksstaatsanwalt.«
»Bucky Guitreau?«
»Und seine Ehefrau.«
»Das ist ihm zu wünschen.«
»Das ist ihm zu wünschen?«
»Wenigstens jagt er nicht mit irgendeiner Nutte nackt hinter einem Hund her.«
»Also kein typischer Vertreter der Politiker von New Orleans. «
»Ein Typ, dem die Familienwerte noch etwas bedeuten.«
»Können Leute so schnell laufen?«
»Nicht Leute von unserer Sorte«, sagte Carson und bog nach links zum Park ab.
»Das denke ich mir auch. Und dann noch barfuß.«
Der Park war um zehn Uhr geschlossen worden. Der Hund hatte sich vermutlich neben dem Tor vorbeizwängen können. Die nackten Läufer waren durch das Hindernis gerannt und hatten es dabei zerstört.
Als Carson durch die klappernden Trümmer fuhr, sagte Michael: »Was tun wir jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Ich vermute, es hängt davon ab, was sie tun.«
21.
Blau ist die Farbe von Kältebildern. Sämtliche Gegenstände haben Blautöne, unzählige Blautöne.
Der Gefrierschrank, das Modell von doppelter Breite, wie man es in Restaurants findet, hat eine Glastür. Das Glas ist eine Marter für Chamäleon.
Die Böden der Fächer sind aus dem Gefrierschrank entfernt worden. Hier wird nie Nahrung aufbewahrt.
An einem Haken in der Decke des Geräts hängt ein großer Sack. Der Sack ist das Gefängnis.
Das Gefängnis besteht aus einem einzigartigen polymeren Gewebe, das so widerstandsfähig wie kugelsicheres Kevlar und auch so transparent ist.
Die Transparenz ist die erste Folter. Die Glastür ist die zweite.
Der Sack ähnelt einem gigantischen tropfenförmigen Anhänger, denn er ist mit fünfzig Litern Wasser gefüllt und hängt herab.
In dem Gefrierschrank schwankt die Temperatur zwischen minus drei Komma drei und minus vier Komma vier Grad Celsius.
Das Wasser in dem polymeren Sack ist eine salzhaltige Lösung, die zusätzlich zum Salz auch noch mit Chemikalien behandelt wird, um das Gefrieren zu verhindern.
Obwohl die Temperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt, obwohl winzige Eispartikel ungehindert in dem Sack schwimmen, wird die Lösung nicht gefrieren.
Kälte ist die dritte Folter für Chamäleon.
Während es in dem Sack treibt, lebt Chamäleon jetzt wie in einem Wachtraum.
Es kann seine Augen nicht vor seinen Lebensumständen verschließen, weil sie keine Lider haben.
Chamäleon braucht keinen Schlaf.
Sich ständig seiner Machtlosigkeit bewusst zu sein ist die vierte Folter.
Unter den gegebenen Umständen kann Chamäleon nicht ertrinken, denn es hat keine Lunge. Wenn es nicht im Gefängnis eingesperrt ist, atmet es kraft eines Trachealsystems, das dem eines Insekts ähnelt, aber doch erhebliche Unterschiede dazu aufweist. Stigmen an der Oberfläche lassen Luft in Röhren ein, die durch den Körper verlaufen.
Im Zustand der Kältekonservierung braucht es wenig Sauerstoff. Und die salzhaltige Flüssigkeit, die durch seine Luftröhren fließt, ist mit Sauerstoff angereichert.
Obwohl Chamäleon wie kein Insekt auf Erden aussieht, ähnelt es eher einem Insekt als irgendetwas anderem.
Chamäleon hat die Größe einer großen Katze und wiegt knapp elf Kilo.
Obwohl sein Gehirn nur 555 Gramm wiegt, ist Chamäleon so intelligent wie ein durchschnittliches sechsjähriges Kind, aber wesentlich disziplinierter und verschlagener.
Gemartert wartet Chamäleon.
22.
In dem Wellnessbereich brodelte das heiße Wasser gegen Victors Körper, und die Perlen des Dom Perignon platzten auf seiner Zunge. Das Leben war schön.
Das Telefon an der Wand neben dem Whirlpool läutete. Nur ein exklusiver kleiner Kreis von handverlesenen Alphas hatte die Nummer seines privatesten
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