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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Grenze.
    Heute sieht er kaum die andere Straßenseite.
    Alles Nebel und Regen.
    Und Tränen wegen Frankie Machine.

57
    »Warum?«, fragt Frank.
    »Was warum?«
    »Warum will das FBI meinen Kopf?«
    In seinem Kopf dröhnt es. Das ist verrückt, was Mike mir da erzählt. Dass ihm das FBI befohlen hat, einen Killer auf mich anzusetzen. Die Bullen beauftragen Mike, mich zu erledigen, und Mike beauftragt Detroit? Wo ist der Sinn? Was hat Detroit davon? Was hat Mike einem Vince Vena zu bieten?
    »Warum nach den Gründen fragen?«, sagt Mike. »Mir haben sie nicht gesagt, warum, Frank. Nur, was ich zu tun habe. Du hast recht, sie haben mich wegen Herbie drangekriegt. Doch wenn ich ihnen einen Gefallen tue, behalte ich den Zeugenschutz. Und der Gefallen, das warst du.«
    »Wer?«
    »Was wer?«
    »Wer ist dein Kontaktmann?«, fragt Frank. »Wer zieht die Sache durch?«
    »Sie bringen mich um, wenn ich dir das sage, Frank«, sagt Mike.
    Frank macht eine Bewegung mit der Pistole, die besagen soll: Spuck’s aus, oder ich schieße. Aber Mike schüttelt spöttisch den Kopf. »Nein, Frankie, das hast du nicht drauf. Das war schon immer dein Problem.«
    Mike trinkt sein Bier aus und steht auf. »Eine Scheiß-Klemme, in der wir da stecken, was? Einen Ausweg sehe ich nicht. Bist du sicher, dass du nicht doch ein Bier willst? Ich jedenfalls brauche dringend eins.«
    Er geht zum Kühlschrank. »Hey, Frankie, weißt du noch, Sommer 72?«
    »Klar.«
    »Das war ein guter Sommer.« Mike macht den Kühlschrank auf. Er lächelt versonnen und fängt an zu singen.

    Some folks are born to wave the flag,
    Ooh, they’re red, white and blue.
    And when the band plays »Hail to the chief«,
    Ooh, they point the cannon at you, Lord …

    Er greift hinein, dreht sich um und richtet die 38er auf Frank.
    Frank schießt ihm zweimal ins Herz.

58
    Es war Selbstmord.
    Mike hatte nicht den Mumm, die Pistole auf sich zu richten, also hat er’s mich machen lassen, denkt Frank, als er das Haus verlässt und ins Auto steigt.
    Mike hatte das Leben satt.
    Das kann Frank verstehen.
    So ist das eben mit unserem Leben.
    Stück für Stück wird dir alles genommen.
    Dein Haus.
    Deine Arbeit.
    Deine Familie.
    Deine Freunde.
    Dein Glaube.
    Dein Vertrauen.
    Deine Liebe.
    Dein Leben.
    Aber wenn es so weit ist, willst du’s gar nicht mehr.
    Sie fangen ihn auf einer Abwärtskurve des Highway 78 ab.

59
    Jimmy the Kid wartet mit dem, was von seiner Wrecking Crew noch übrig ist. Paulie mit seinem Beinschuss hat sich krank gemeldet, aber Carlo, Carlo ist ein Steher. Carlo kennt den Unterschied zwischen einem Wehwehchen und einer Verletzung. Und wenn man nach ihm pfeift, ist er zur Stelle. Außerdem hat er Grund zur Rache.
    Und Rache, so sagt man, ist süß.
    Früher oder später, so hat sich Jimmy gedacht, kreuzt Frankie M. bei Mike Pella auf, um mit ihm abzurechnen. Pella war sein Verbindungsmann, sein Kumpan, sein Komplize. Es war ein Leichtes, rauszufinden, wo ihn das FBI versteckt hatte, dann ein Netz auszulegen und abzuwarten.
    Dass Frank M. in die Falle tappt.
    Was er auch tut.
    Fährt geradewegs hinein in den engen Canyon.
    Es gibt nur vier Straßen, die aus Ramona rausführen, und drei von ihnen enden an derselben Kreuzung. Wenn Frankie M. also auf der 78 nach Norden einbiegt, wissen sie, dass sie ihn haben. Es ist die ungünstigste Route, die er überhaupt nur wählen konnte, weil sich die Straße am Rand eines steilen Canyons entlangwindet.
    Auf der einen Seite hohe Felsen, auf der anderen Seite der Abgrund.
    Als Frank in den Canyon einfährt, schicken sie ein Auto hinter ihm her. Jimmys Auto wartet in einer Kehre am anderen Ende der Straße, etwa zwei Meilen weiter.
    Wie in einem alten Western, denkt Jimmy.
    Die bescheuerte Kavallerie reitet in den Canyon ein.
    Wo schon die Apatschen warten.
    Frankie ist General Custer.
    Und ich bin Geronimo.

60
    Er sieht es nicht kommen.
    Das ist das Problem. Übermüdung, Kummer, Zermürbung machen ihn unvorsichtig.
    Natürlich lauern sie nicht im Haus eines geschützten Zeugen. Dort würde die ganze Sache auffliegen. Sie warten auch nicht in der Nähe des Hauses, sondern ein paar Meilen entfernt, erst dort schlagen sie zu.
    Es soll aussehen wie ein Unfall.
    Er soll es erst merken, wenn es zu spät ist.
    Der Metallic-Lexus rast von hinten heran, dann –
    Ein schwarzer Envoy – ein massiger, schwerer SUV – röhrt los, überholt den Lexus und zieht mit Frank gleich.
    Jimmy the Kid sitzt im Envoy und ruckt mit dem Kopf,

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