Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
dass Herbie in seinem Haus Sachen gehortet hat wie ein Hamster. Jeder wusste das …«
Interessant, dachte Frank. Er benutzt denselben Ausdruck wie Mike. Herbie hat Sachen gehortet wie ein Hamster . Frank schüttelte den Kopf. »Drei 22er Einschüsse in den Hinterkopf. Das waren Profis.«
»Herbie hat sich eine Menge Feinde gemacht in seinem –«
»Red keinen Müll!«
»Hey, bist du besoffen?«, fragte Mouse. »Wie redest du mit deinem Boss?«
Frank beugte sich über den Tisch. »Und was willst du dagegen machen, Mouse ? Na was?«
Mouse sagte nichts.
»Siehst du«, sagte Frank.
Er war im Gehen, als der Kellner mit dem Kaffee und dem Kuchen kam. »Wollen Sie Ihre Bestellung nicht?«
»Nehmen Sie’s nicht persönlich«, sagte Frank. »Ihr Kaffee ist Jauche, und ihr Kuchen ist Dreck. Diese billige Scheiße können Sie Banausen servieren, die nicht wissen, was Qualität ist. Aber nicht mir!«
Er hatte seinen Abgang und wartete aufs Echo.
Es kam postwendend.
Zwei Tage später erschien Mike im Angelladen.
»Das war eine Dummheit, was du dir in Westlake erlaubt hast«, erklärte ihm Mike.
»Willst du mir den Marsch blasen?«
Mike wirkte gekränkt. »Warum fragst du mich so eine Scheiße? Eher lege ich die um, als mich an dir zu vergreifen. Ich finde sowieso, wir sollten uns nicht von diesen Schlappschwänzen kommandieren lassen, lieber unser eigenes Ding machen. Wart’s ab. Die versauen auch die Sache mit Binion.«
»Was ist da passiert, Mike?«, fragte Frank. »Als wir vom Tisch aufstanden, waren wir uns einig, dass wir mit Herbie reden wollten.«
»Ich weiß es nicht, ich war nicht dort.«
»Dann wird es mir Mouse erklären müssen«, sagte Frank.
»Mach bloß keinen Blödsinn«, sagte Mike. »Es ist eine Sache, den Boss in seinem eigenen Territorium zu beleidigen – das lässt er dir durchgehen, weil du Frankie Machine bist –, es ist eine andere, ihm die Sache mit Herbie anzuhängen. Lass es sein, verdammt noch mal.«
»Wir sollen uns das einfach so bieten lassen?«
»Hey, Frank«, sagte Mike. »Herbie war nicht gerade der heilige Franziskus von Assisi. Er hatte eine Menge Dreck am Stecken, glaub mir. Wir werden die ganze Scheiße schlucken, als wär’s Schokoladentorte, und zur Tagesordnung übergehen.«
Was sie dann auch taten.
Mike hatte mal wieder recht.
Du musst für eine Exfrau aufkommen, sagte sich Frank, und deine Tochter braucht eine Zahnspange. Du hast Verpflichtungen und kannst dich nicht einfach abknallen lassen, bloß weil du Rache für Herbie Goldstein willst.
Wie sich zeigte, schafften es die Martinis nicht, Vegas zu übernehmen – sie kriegten nicht mal einen kleinen Teil des Kuchens. Teddy Binions Schmuck wurde aufgeteilt und eine Weile lang vertickt, aber der Plan, das Casino zu übernehmen und auszuschlachten, ging daneben. Binion hielt durch,bis ihn eine Überdosis aus dem Leben riss, wofür seine junge Frau und ihr junger Liebhaber geradestehen mussten.
Der einzige, der von der ganzen Sache profitierte, war Mike Pella. Er kontrollierte die indianischen Spielcasinos und baute das System kräftig aus. Damit hatte er, was er immer gewollt hatte: eine gut eingefädelte und langfristig angelegte Masche, bei der er vorn, hinten und in der Mitte kassieren konnte.
Er wäre ein sehr reicher Mann geworden, wenn er’s nicht verpfuscht hätte.
Aber wir haben es immer verpfuscht, denkt Frank jetzt. Das ist das Markenzeichen der Mickymaus-Mafia. Irgendeinen Patzer machen wir jedesmal. Und meistens einen besonders dummen. So war es auch bei Mike, dem es blendend ging, bis er sich eines Tages vergaß und auf einem Parkplatz einen Mann verprügelte.
Bevor Mike über diese Lappalie stolperte, sahnte er bei seinen indianischen Casinos ab, ohne Frank auch nur mit einem Penny zu beteiligen. Nicht dass Frank es erwartet oder gewollt hätte. Erwartet hatte er nur, was dann auch kam – Mikes Ausflüchte: »Ich meine, schließlich hast du ja nie wirklich was mit Herbie gemacht.«
Nein, Mike, denkt Frank jetzt. Das warst du.
Der Prozess gegen die Martini-Brüder ist mal wieder verschoben worden, angeblich weil das FBI neue Hinweise hat, dass die beiden in den Goldstein-Mord verwickelt waren.
Aber es gibt zwei Leute, die gegen sie aussagen könnten, überlegt Frank.
Mike Pella.
Und mich.
Mike ist abgetaucht, und ich stehe nicht unter Anklage.
Also denkt Mike, dass ich für die Bullen arbeite, und deshalb wollte er mich abknallen.
Weil Mike Herbie erschossen hat.
Warum habe ich
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