Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Show-Veranstalter kennen, und er verschaffte ihr einen Vorstellungstermin als Revuegirl im Tropicana. Aus Dankbarkeit und weil er ein netter Kerl war, ging sie mit ihm ins Bett, weiter war nichts. Doch sie hatte ihren Job.
»Ich habe Mädchen gesehen«, sagte sie, »die mit jedem schliefen, keine Koks-Party ausließen, um irgendwie nach oben zu kommen. Aber ich habe kapiert, dass es kein Oben gab und die Partyszene eine Sackgasse war. Also hab ich meinen Job gemacht, bin nach Hause gefahren und hab mir die Haare gewaschen.«
Sie heiratete ein zweites Mal, den Sicherheitschef des Circus Circus, und diese Ehe – »ohne Kinder, Gott sei Dank« – dauerte drei Jahre, bis sie merkte, dass er mit den Dealerinnen schlief und ihnen den Gewinn vermasselte.
»Warum erzähle ich dir das alles?«, sagte sie zu Frank. »Normalerweise bin ich sehr verschlossen.«
»Das liegt an meinen Augen«, erwiderte Frank. »Ich habe sanfte Augen – daher vertrauen mir die Leute mehr an.«
»Du hast wirklich sanfte Augen.«
»Und deine Augen sind phantastisch.«
Sie erzählte ihm alles über ihren »Geschäftsplan«.
»Ich bleibe noch zwei Jahre bei der Revue«, sagte sie. »Dann eröffne ich einen kleinen Laden.«
»Was für eine Art Laden?«
»Damenmode«, sagte sie. »Eine Boutique. Gehoben, aber erschwinglich.«
»Und wo? Hier in Vegas?«
»Ich denke, schon.«
Er beugte sich ein wenig vor. »Hast du jemals an San Diego gedacht?«
An dem Nachmittag ging sie nicht mit ihm aufs Zimmer, aber sie versprach, nach San Diego zu kommen, wenn sie mal ein paar freie Tage hatte. Er bot an, ihr ein Flugticket und ein Hotelzimmer zu besorgen, doch sie wollte lieber auf eigene Kosten reisen.
»Das wurde mir frühzeitig klar«, sagte sie zu ihm, »dass eine Frau auf dieser Welt für sich selbst sorgen muss. So ist es mir lieber, und so gefällt es mir.«
»Ich wollte dich nicht kränken«, sagte Frank.
»Das hast du auch nicht«, erwiderte sie. »Ich kann in dein Herz sehen.«
Am Abend traf er sich mit Mike, und sie fuhren zu Herbie. Er reagierte nicht auf ihr Klingeln, aber sie hörten den Fernseher und sahen, dass Licht brannte. Die Tür war nicht verschlossen, also traten sie ein.
»Herbie?«, rief Frank.
Sie fanden ihn vorm Fernseher, zusammengesackt in seinem großen Sessel.
Drei Einschüsse im Hinterkopf.
Sein Mund ein klaffendes Loch.
»Jesus!«, sagte Mike.
Frank spürte eine maßlose Wut in sich hochsteigen. »So war das nicht geplant«, sagte er.
Die Wohnung war ein Chaos, von den Einbrechern verwüstet.
»Verschwinden wir lieber«, sagte Mike.
»Moment noch.« Frank zog seinen Hemdärmel über die Finger, nahm das Telefon hoch und wählte den Notruf. Nannte Herbies Adresse und sagte, der Mann hätte einen Herzinfarkt erlitten.
»Was zum Teufel soll das?«, fragte Mike.
»Ich will nicht, dass er hier verfault«, sagte Frank auf dem Weg nach draußen. »Das hat er nicht verdient. Auch nicht, so zu sterben.«
»Hör zu«, sagte Mike, als sie im Auto saßen. »Jeder zweite Gangster in dieser Stadt wusste, dass Herbie alles hortet wie ein Hamster.«
»Was willst du damit sagen? Dass es Zufall war?«
»Jeder hätte da einsteigen können.«
»Das glaubst du doch selber nicht.«
Frank bezahlte sein Zimmer im Mirage, stieg ins Auto und fuhr runter nach L. A. Es war schon Morgen, als er in Westlake Village ankam und Mouse senior in seinem Café aufsuchte. Mouse trank Espresso, mampfte ein pain au chocolat und las die Los Angeles Times . Als er Frank sah, wirkte er überrascht. Frank bestellte einen Cappuccino, ein Aprikosentörtchen und setzte sich zu ihm.
»Du solltest dich hier lieber nicht blicken lassen«, sagte Mouse, »Das ist mein Geschäftssitz.«
»Wenn wir woandershin gehen wollen …«
»Für diesmal ist es okay«, sagte Mouse. »Habt ihr Herbie zur Räson gebracht?«
»Nein«, sagte Frank und sah ihm in die Augen. »Das habt ihr schon erledigt.«
Er sah es. Nur ein Zucken, aber es war zu sehen, bevor Mouse sich wieder fing. »Wovon redest du?«, fragte er gereizt.
»Du hast es abgenickt«, sagte Frank. »Die Hälfte war euch nicht genug. Ihr wolltet ein größeres Stück vom Kuchen, und du hast es abgenickt.«
Jetzt schlug Mouse den Chef-Ton an: »Was hab ich abgenickt, verdammt noch mal?«
»Herbie umzulegen.«
Mouse legte die Zeitung hin. »Herbie ist tot?«
»Ja.«
»Woher weißt du –«
»Ich hab ihn gesehen.«
»Es gibt eine Million Junkies in Vegas«, sagte Mouse. »Die wussten alle,
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