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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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dran ist. Ich könnte das, denkt Frank. Ich könnte so schießen, dass der Junge nicht mal einen Kratzer abkriegt. Aber eben nur ich und nicht sie.
    Und sie wissen es.
    Sie wissen auch, dass ich den Jungen längst hätte umlegen können, wenn ich gewollt hätte. Und es wäre mein gutes Recht, weil er mich ans Messer liefern wollte. Die Tatsache, dass ich ihn hier präsentiere, wo es glatter Selbstmord ist, als erster zu schießen, gibt ihnen zu verstehen, dass ich Frieden schließen will.
    »Pete, du weißt, dass dein Sohn längst tot sein könnte«, sagt er.
    »Bleib locker, Frank.«
    Frank hat Mouse senior seit Jahren nicht gesehen. Der Boss hat noch immer das runde, flache Bratpfannengesicht, aber seine Falten haben sich tiefer eingegraben, und sein Haar ist weiß geworden.
    »Ich bin ganz locker«, sagt Frank. »Bleib du es auch und hör mir zu. Es gibt hier offenbar ein böses Missverständnis, Pete, das dich zu der Annahme verleitet, du müsstest mich beseitigen lassen. Wenn du denkst, ich verpfeife dich wegen Herbie Goldstein, dann irrst du dich. Ich bin nicht verhaftet, angeklagt, nicht mal verhört worden. Und selbst wenn: Ich bin keine Ratte.«
    »Das hab ich nie behauptet, verdammt noch mal«, sagt Mouse senior. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Zum Beispiel von dem kleinen Treffen mit Vince Vena auf dem Boot?« Aus dem Augenwinkel sieht Frank eineBewegung. »Sag Joey, er soll aufhören, sich hinters Auto zu schleichen.«
    »Joey, bleib stehen«, befiehlt Mouse senior. »Frank, wovon zum Teufel redest du?«
    »Er weiß es nicht?«, fragt Frank bei Junior nach.
    Mouse junior schüttelt den Kopf.
    »Dann sag es ihm.«
    » Was soll er mir sagen?« Mouse senior starrt wütend auf seinen Sohn. »Was denn sagen , Junior? Welchen Scheiß hast du wieder gebaut?«
    »Dad …«
    »Verdammt! Spuck’s aus!«
    »Ich und Travis haben unten in San Diego Pornos gedreht«, sagt Mouse junior. »Fürs Internet, Webcam-Scheiß, Streaming-Videos …«
    »Du mieses kleines Arschloch«, sagt Mouse senior. »Du weißt doch, das ist –«
    »Ich wollte Geld machen, Dad! Ich hab’s versucht, ich wollte ein bisschen verdienen.«
    »Red weiter.«
    »Ich hab richtig Kohle verdient, Dad«, sagt Mouse junior. »Dann kamen die aus Detroit dahinter. Haben mich in die Zange genommen und gesagt, sie verpfeifen mich bei dir, wenn ich nicht –«
    »Was hast du gemacht , Junior? «
    »Sie wollten nur, dass ich ein Treffen ansetze«, jault Mouse junior. »Dass ich Frank dazu bringe, mit Vena zu reden. Das ist alles. Ich hab nicht gewusst, dass sie ihn umbringen wollten. Ich schwöre, ich hab’s nicht gewusst. Sie sagten nur, wenn ich ihn zu dem Treffen bringe, dann kann ich meine Produktion dort unten behalten.«
    »Frank, tut mir leid«, sagt Mouse senior. »Das hab ich nicht gewusst.«
    »Blödsinn«, sagt Frank. »Detroit würde niemals in deinRevier kommen und einen deiner Leute umlegen, ohne dass du das absegnest. Du bist der Boss.«
    »Der Boss?« ruft Mouse senior mit einem bitteren Grinsen. »Der Boss wovon? Ich bin der Boss von gar nichts. «
    Es ist die platte Wahrheit.
    Die meisten seiner Leute sitzen im Bau, was ihm geblieben ist, ist der Abfall, und die nächste Anklage kommt geradewegs auf ihn zu. Er ist wirklich der Boss von gar nichts – Frank hat nur nicht gewusst, dass ihm das so klar ist.
    »Was machen wir jetzt, Frankie?«, fragt Mouse senior und richtet sich an seinen Sohn. »Du weißt, dass der Mann das Recht hat, dich zu töten.«
    »Dad –«
    »Halt die Klappe, Idiot!« Zu Frank sagt Mouse senior: »Du hast eine Tochter, Frank. Du weißt, wie das ist. Wenn du willst, dass ich ihn ordentlich vertrimme, mache ich das. Aber bitte lass ihn gehen. Ich flehe dich an, von Vater zu Vater. Ich bitte dich in aller Demut.«
    »Wer war’s?«, fragt Frank Mouse junior. »Eine Chance hast du, mir die Wahrheit zu sagen. Von wem kommt der Auftrag?«
    »John Heaney«, sagt Mouse junior.
    John Heaney, denkt Frank. Kein Wunder, dass der so fertig aussah, als ich ihn an dem Müllcontainer im Hof von Freddie’s stehen sah. Kann das sein, dass es erst gestern Abend war? John, mein alter Surf-Buddy. Mein Freund, dem ich schon zu einem halben Dutzend Jobs verholfen habe …
    Das ist die Welt, in der wir leben.
    »Steig aus«, sagt Frank.
    Mouse junior fällt förmlich aus dem Hummer heraus. Frank klettert auf den Fahrersitz, knallt die Tür zu, wendet und fährt mit Vollgas vom Parkplatz auf die Straße. Im Rückspiegel sieht er, wie

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