Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
dass er ihn ohne weiteres töten könnte, aber das will Frank nicht. Daher muss er abwarten, bis Mouse junior eine weitere der fünf Todsünden begeht.
Frank wettet auf Sex.
Was nicht weit hergeholt ist, denn er sieht, wie Mouse junior die junge Lady angafft, die gerade Sex mit sich selbst macht. Eine kleine Blonde mit gewaltigem Vorbau – und dem obligatorischen Arschgeweih oder »Nummernschild«, wie Mike Pella dazu sagt.
Ein springender Delphin.
Frank verurteilt diese Geschmacklosigkeit – im Namen der Delphine.
Er ist schließlich schon mit Delphinen gesurft . Manchmal machen sie das, reiten die Welle zusammen mit denSurfern, nur so zum Spaß. Und zu seinen schönsten Erlebnissen gehören die Delphine, die sich bei Sonnenuntergang in den Breaks tummeln. Ein solches Tier auf dem Hinterteil einer Pornodarstellerin zu sehen, muss er sich nicht bieten lassen.
Überhaupt versteht Frank den ganzen Zauber nicht. Wo liegt der Reiz eines Tattoos auf einem jugendlichen Körper? Und was, wenn die Schwerkraft ihren unvermeidlichen Lauf nimmt, und alles rutscht nach unten?
Keine schöne Vorstellung.
Mouse junior hat ein Auge auf das Delphin-Girl geworfen.
Und sie auf ihn.
Eine junge, taufrische Porno-Romanze.
Irgendwie süß, wenn es nicht so widerlich wäre.
Sie spielt mit sich und stöhnt und wirft Mouse junior Blicke zu, der von einem Bein aufs andere tritt und grinst wie der geborene Idiot, der er ist.
Währenddessen lässt sich der männliche Pornostar einen blasen, von einem anderen jungen Mann, doch jetzt kommt er auf den Set, und das Delphin-Girl übernimmt den mündlichen Part. Dann tauschen sie die Rollen und turnen sich durch eine öde Abfolge von Stellungen, die im pflichtgemäßen Abspritzen in ihr Gesicht gipfelt – ein Geschenk, das sie mit Begeisterung, wenn nicht gar aufrichtiger Dankbarkeit quittiert.
Im Anschluss Mittagspause.
Frank weiß nicht, ob es eine Gewerkschaft für Porno-Arbeiter gibt, sie scheinen es sehr genau zu nehmen mit der Pause, und alle stellen sich brav an, um das kalte Buffet der Reihe nach abzugrasen.
Mouse junior wartet ab, bis das Delphin-Girl ein feuchtes Gästehandtuch erhalten hat, um ihr Gesicht abzuwischen, dann tritt er auf sie zu, hängt ihr einen Bademantel um dieSchultern und beweist damit, dass ritterliche Tugenden noch nicht ausgestorben sind. Die beiden sondern sich von der Gruppe ab und verzehren ihren Lunch unterm überdachten Gartengrill.
Um worüber zu reden? fragt sich Frank.
Die eben abgedrehte Szene? Oder die kommende? Über ihre darstellerische Leistung, ihre Technik? Ein paar praktische Winks vom »Producer«? Karrieretips?
Ganz egal.
Frank wartet die Mittagspause ab, dann fährt er näher ans Haus heran und sucht sich ein Stück weiter einen Parkplatz.
Zwei Stunden später verlässt Delphin-Girl das Haus und steigt in einen Ford Taurus.
Sie fährt zur 101, und Frank folgt ihr, bleibt ein paar Autos hinter ihr, während sie Richtung Süden steuert und in Encino den Highway verlässt. Sie wohnt in einem der zweigeschossigen Apartmentblocks, von denen es im Raum L. A. unzählige gibt. Frank folgt ihr auf den Parkplatz, wo sie ihren reservierten Platz belegt, und findet eine Parklücke für sich selbst. Von dort beobachtet er, wie sie zum Obergeschoss hinaufsteigt und ihr Apartment betritt.
Dann fährt er zum nächsten Subway-Imbiss, holt sich ein Putensandwich und eine Flasche Eistee, geht zum Kiosk, kauft sich den Surfer und kehrt zurück zu ihrem Apartment, parkt auf der anderen Straßenseite und wartet.
Das Sandwich ist in Ordnung – nicht großartig, nicht, als hätte er es selbst gemacht, aber in Ordnung. Er hat Vollkornbrot mit Pute genommen, weil Donna und Jill ihn ständig wegen der Kohlehydrate nerven – kein Wunder bei seinem Pasta-Konsum.
Der übliche Diätrummel, denkt Frank. Erst konnten es gar nicht genug Kohlehydrate sein, und Pasta war der große Renner in den Restaurants, jetzt sind Kohlehydrate der Teufel, und alles reißt sich um die Proteine.
Es ist schon acht, als Mouse junior endlich auftaucht.
Wahrscheinlich Probleme am Set, denkt Frank. Drehbuchpannen, Kameraschäden, Erektionsstörungen, Gleitmittelknappheit …
Jedenfalls kommt Mouse junior in seinem Hummer angerauscht, und er kommt allein. Leichtsinn und Sex, denkt Frank, das ist der Tod im Doppelpack. Jetzt fragt sich, ob er ihn gleich hochnehmen soll oder erst, nachdem sich Mouse ausgetobt hat.
In der Wohnung wäre es besser als auf der Straße, denkt
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