Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
seinen Hals, und er wird in die Höhe gehoben.
Nur ein paar Zentimeter, aber es reicht. Er kriegt keine Luft und kann sich nicht rühren.
»Ich dachte, wir wären Freunde«, hört er Frank Machianno sagen.
Frankie Machine steht im Container, knietief im Abfall, und sein kräftiger linker Unterarm hat sich um Heaneys Hals geschlossen.
»O Scheiße«, sagt John.
»Mouse junior hat dich verpfiffen«, sagt Frank. »Was soll das, John? Hab ich dir schlechten Thunfisch geliefert oder was?«
»O Scheiße«, wiederholt John.
»Ein bisschen mehr will ich schon hören.«
Die Hintertür geht auf, und ein Lichtkeil schiebt sich über den Hof. John kommt sich vor wie ein Fisch, der mit einem Ruck an Bord gehievt wird. Dann liegt er im Müll und spürt Franks Gewicht auf sich.
Und einen Pistolenlauf an der linken Schläfe.
»Na los, schrei um Hilfe«, flüstert Frank.
John schüttelt den Kopf.
»Sehr vernünftig«, sagt Frank. »Wenn du so vernünftig bist, dann erzähl mir, wer dich zu Mouse junior geschickt hat.«
»Niemand«, flüstert John.
»John, du bist ein mäßiger Koch und schiebst Nachtdienst in einer Tittenbude«, sagt Frank. »Du hast gar nicht die Kohle, einen Mord zu bestellen. Und ich versprech dir: Bei der nächsten Lüge knall ich dich ab und lasse deine Leiche liegen, wo sie hingehört – im Müll.«
»Ich wollte es nicht«, jammert John. »Die haben gesagt, sie könnten mir helfen.«
»Wer, Johnny? Wer ist zu dir gekommen?«
»Teddy Migliore.«
Teddy Migliore, denkt Frank. Eigentümer des Callahan und Abkömmling der Detroiter Combination. Keine gute Nachricht.
»Helfen womit?«
»Ich stehe unter Anklage, Frank.«
»Weshalb?«
»Wegen der G-Sting-Scheiße«, sagt John. »Ich war der Geldbote. Ich habe einen Cop bezahlt, und der war undercover.«
John plaudert auch die restliche Geschichte aus. Er wurde von zwei Seiten in die Zange genommen: Das FBI bot ihm einen Seitenwechsel an, die Mobster bedrohten ihn, damit er dichthielt.
»Ich war total am Arsch, Frank.«
Dann kam Teddy Migliore mit einem Angebot: Wenn John zu Mouse junior ging und ihm den Deal vorschlug, dann könnte er davonkommen. Der Mob würde ihn nicht ausschalten, sie würden ihn von der Anklage befreien oder wenigstens die Begnadigung durchsetzen.
»Und diesen Mist hast du geglaubt?«, fragt Frank, obwohl er weiß, dass die Frage sinnlos ist. Ein Todeskandidat glaubt alles, was nur ein bisschen Hoffnung bringt.
Er spannt den Hahn des Revolvers und spürt, wie John unter ihm zusammenzuckt.
»Bitte nicht, Frank«, sagt John. »Es tut mir leid.«
Frank löst den Hahn, worauf John heftig zu schluchzen anfängt.
»Ich haue jetzt ab, Johnny«, flüstert Frank. »Du bleibst hier noch fünf Minuten liegen. Wenn dir leid tut, was du mir angetan hast, dann wartest du eine Stunde, bevor du Teddy anrufst. Wenn nicht … dann kann ich’s auch nicht ändern.«
Frank klettert aus dem Container und klopft sich ab. Es wäre schön, wenn er jetzt irgendwo duschen und frische Sachen anziehen könnte, aber im Moment gibt es Wichtigeres zu tun.
Er geht zu seinem Auto und öffnet den Kofferraum.
22
Frank steht gegenüber dem Callahan und wartet darauf, dass es schließt. Ein lange Warterei in der Kälte um zwei Uhr morgens.
Endlich strömen die trendigen jungen Gäste auf die Straße hinaus, und ein paar Minuten später kommt der Türsteher, um abzuschließen.
Das ist Franks Moment.
Der Türsteher will ihm einen Schwinger versetzen.
Frank duckt sich weg, zieht den Softballschläger aus dem Mantel und keult ihn gegen die Schienbeine des Rausschmeißers. Das krachende Geräusch und der nachfolgende Zusammenbruch des Getroffenen erregen die Aufmerksamkeit der in der Bar verbliebenen Stammgäste.
Einer von ihnen stürzt sich auf Frank.
Frank stößt ihm das stumpfe Ende des Schlägers in den Solarplexus und erwischt ihn mit einer geschickten Drehung unterm Kinn. Er tritt einen Schritt zurück, um den Mann fallen zu lassen, da sieht er den nächsten nach dem Achselhalfter greifen. Frank schwingt die Keule und bricht dem Mann die Hand, die schon die Pistole gezogen hatte.
Der Barmann springt über die Theke, in der Hand einen Gummiknüppel, den er auf Franks Hinterkopf niedersausen lassen will. Frank dreht sich um, blockt den Gummiknüppel mit seinem Schläger, den er in beiden Händen hält, um ihn gleich darauf gegen die Nase des Barmanns stoßen, welche blutspritzend zu Bruch geht. Dann holt er seitlich Schwung und versetzt dem
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