Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
war, trat er die Haustür ein, rief nachts um zwei einen befreundeten Schlosser, um neue Schlösser einbauen zu lassen, dann ging er hinauf, unter die Dusche, setzte sich in den dampfenden Wasserstrahl und weinte.
Am nächsten Abend fuhr er zum Haus von Garth, ohne zu wissen, was er dort wollte. Er parkte auf der anderen Straßenseite und blieb lange im Auto sitzen. Garth feierte eine Party. Frank sah die teuren Autos und die Limousinen mit Chauffeur in die kreisrunde Auffahrt einbiegen und schaute zu, wie all die wunderbaren Leute in ihren wunderbaren Klamotten ausstiegen und zur Tür gingen. Es sah aus wie eine Wohltätigkeitsveranstaltung, eine Spendenaktion für einen guten Zweck – die Männer trugen schwarze Anzüge, die Frauen Abendkleider mit hochgesteckten Haaren, und sie stellten ihre schlanken, graziösen Hälse mit den glitzernden Juwelen zur Schau.
Wie viele Leute, dachte Frank, müssen sterben, damit die Reichen und Schönen reich und schön bleiben können?
Was für eine Frage.
Das Panoramafenster war gut sichtbar, innen herrschte goldener Lichterglanz. Frank sah, wie Garth umherflitzte, den geselligen Gastgeber spielte, die Leute mit Witzen bei Laune hielt, und sicher bildete sich Frank das nur ein, aber er glaubte auch, ganz deutlich das Lachen eleganter Frauen und das Klirren kostbarer Gläser zu hören.
Es wäre ein sicherer Treffer gewesen, auch durch die Scheibe. Man musste nur was Schnelles und Schweres benutzen, eine 50er Sniper-Rifle etwa, sie auf dem Autofenster aufstützen und abdrücken – schon würde Donnie sein Wunderknabengehirn über all seine lieben Gäste versprühen.
Das wäre doch mal eine Wohltat gewesen. Für eine Menge Leute, dachte Frank.
Wenn er da schon gewusst hätte … Aber er wusste es nicht.
Dann dachte er sich, es wäre doch lustig, einfach dort reinzuspazieren. Zu dem von der glitzernden Menge umringten Garth rüberzuschlendern und zu sagen: »Donnie, dein Arsch ist gerettet. Wieder mal. Ich habe Jay Voorhees für dich umgelegt, genauso wie ich Marty Biancofiore für dich umgelegt habe.« Einfach, um mal zu sehen, was seine schicken Freunde dazu sagen.
Aber wahrscheinlich würden sie gar nichts sagen, dachte er sich. Es würde ihnen eher einen Kick verschaffen.
Also blieb er sitzen und sah die Crème von San Diego kommen und gehen. Am nächsten Morgen stand es in der Union-Tribune , in der Klatschspalte, dass Donnie Garth fast eine Million für das neue Kunstmuseum zusammengebracht hatte.
Frank benutzte die Zeitung zum Fische einwickeln.
Als die Nachricht kam, dass der ehemalige Sicherheitschef des Paladin in Mexiko an einer Überdosis gestorben war, nahmen diejenigen, die Bescheid wussten, ganz selbstverständlich an, dass Frankie Machine ihn gezwungen hatte, die Tabletten zu nehmen. Frank unternahm nichts, um sie von diesem Glauben abzubringen.
Es war sowieso nur eine Frage der Mittel, dachte er.
Sie können dir keinen Strick draus drehen, dass du nicht die Pistole benutzt hast, dass du ihm die Wahl gelassen, einen schonenden Abgang verschafft hast. Ich weiß nicht –vielleicht bedeutet es ja wirklich ein paar Jahrhunderte weniger Fegefeuer. Aber wahrscheinlich läuft es auf ein etwas gemütlicheres Eckchen in der Hölle hinaus.
Ich und Garth endlich mal auf derselben Party.
Garth natürlich hielt nicht dicht. Die Leute vom FBI setzten ihn in einem Zimmer fest, und er plauderte alles aus.
Frank wartete auf den entscheidenden Anruf, aber er kam nie.
Es dauerte Jahre, bis er begriff, warum sie Donnie Garth ungeschoren ließen.
39
»Ein raffinierter Hund ist das!«, sagt Carlo.
Sie stehen auf dem Parkplatz eines Burger King in El Centro, sechzig Meilen östlich von Borrego, dicht an der mexikanischen Grenze. Die übrige Crew hat Jimmy in der Stadt verteilt. Er hat das Burger King genommen und Jackie und Tony zu Mickey D’s geschickt, Joey und Paulie zu Jack in the Box.
»Warum müssen wir denn zu Jack in the Box?«, hat sich Paulie beschwert.
»Ach, ihr wollt das Burger King?«, hat Jimmy gefragt.
»Ja, logisch.«
»Fickt euch, ich nehm das Burger King«, hat Jimmy darauf gesagt. Burger King hat bessere Pommes, und das Sodawasser ist nicht so gashaltig. Wenn du stundenlang mit einem anderen zusammen im Auto hocken musst, willst du kein gashaltiges Sodawasser. Jetzt dreht er sich zu Carlo um und sagt: »Er wäre ja auch nicht Frankie Machine, wenn er ein Idiot wäre.«
»Er ist uns entwischt«, sagt Carlo. »Jetzt hat er Geld und freie Bahn.
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