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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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von der A-Liste, in Donald Garths Strandhaus. Halten Sie das Pack von ihr fern.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Sie ist ein Köder«, sagte Saunders. »Wir haben sie für eine bestimmte Persönlichkeit eingeteilt, aber nicht jetzt.«
    Also verbrachte Summer fast den ganzen Abend mitFrank und Mike. Sie plauderten, lachten und taten, als würden sie von dem ganzen Zirkus nichts mitkriegen. Summer erzählte von ihrer Schulzeit, ihrem Studium, das sie nach einem Jahr abbrach, weil es ihr keinen Spaß machte, dann von ihrer Schwangerschaft, der kleinen Tochter, die sie bekommen hatte, und von dem Freund, der sie danach einfach sitzenließ.
    Klar, es kamen immer mal Kerle an den Tisch, die scharf auf sie waren. Frank oder Mike sagten dann ganz ruhig: »Die ist nicht für Sie«, und da die wenigsten es mit Mike oder Frank aufgenommen hätten, erst recht nicht mit beiden zugleich, war das weiter kein Problem.
    Aber es gab einen, der sie aus der Distanz beäugte. Er war jung, Ende zwanzig, Anfang dreißig vielleicht, mit der Visage eines ewigen Korpsstudenten. Er kam nie näher, doch von Zeit zu Zeit sah Frank, wie er sie taxierte, aus drei bis fünf Metern Entfernung beobachtete. Dazu dieses ölige Grinsen – nicht so unverschämt, dass man es anzüglich nennen konnte, aber doch arrogant. Als wüsste er was, was andere nicht wussten.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte Mike, dem Franks Blicke nicht entgangen waren.
    »Nein.«
    Mike grinste und flüsterte ihm die Antwort zu.
    »Ohne Quatsch?«, Frank beäugte den Senatorensohn von neuem.
    Klar, sie hatten einen leibhaftigen Senator an Bord, aber so wie es Bosse und Bosse gab, gab es Senatoren und Senatoren . Es gab ja auch Bosse in, sagen wir, Kansas City oder Jersey oder in L. A., und man behandelte sie mit Respekt, selbst wenn sie nicht in derselben Liga spielten wie die Bosse in Chicago, Philly und New York.
    Der Daddy von diesem Typ war also Senator und Vorstandsvorsitzender einer großen Bank. Vielleicht wurdeDaddy eines Tages Präsident, aber nicht Präsident irgendeiner Bank, sondern Präsident der Vereinigten Staaten , und selbst der Senator und die Kongressabgeordneten, die an Bord waren, behandelten den Junior mit Ehrerbietung, ließen ihm sogar den Vortritt, als es wieder was zu schnupfen gab.
    Während sie das verfolgten, fing Mike zu singen an:

    Some folks are born to wave the flag,
    Ooh, they’re red, white and blue.
    And when the band plays »Hail to the chief«,
    Ooh, they point the cannon at you, Lord …

    Den Refrain sang Frank mit:

    It ain’t me, it ain’t me, I ain’t no senator’s son, son.

    Und das war’s. Sie tauften den Senatorensohn »Fortunate Son« nach dem Creedence-Song, und Fortunate Son, das Glückskind, beglotzte Summer Lorensen wie etwas, das ihm zustand.
    Sie ist ein Köder. Wir haben sie für eine bestimmte Persönlichkeit eingeteilt, aber nicht jetzt.
    Und sie war umwerfend, erinnert sich Frank. Ihre Kolleginnen verabreichten Blowjobs, verrenkten sich direkt vor ihren Augen bei flotten Dreiern oder Vierern, während sie ungerührt über das Mädchen-Basketballteam an ihrer Schule plauderte, von der tollen Jacht schwärmte und wie schön sich die Lichter der Stadt auf dem Wasser spiegelten.
    Caligula trifft Wunderbare Pollyanna .
    Irgendwann schlief sie ein, auf ihrem Liegestuhl, sanft atmend, mit leicht geöffnetem Mund und winzigen Schweißperlen auf dem zarten Flaum ihrer Oberlippe.
    Als der Morgen kam, näherte sich die Jacht dem Kai wieein Pestschiff. Wild verstreut auf dem Deck lagerten Leiber in unterschiedlichen Stadien der Entkleidung, man hörte Stöhnen und Röcheln, die Seeluft vermischte sich mit dem Geruch von Sex und kaltem Schweiß.
    Vierzig Minuten halfen Frank und Mike, die Partygäste zu wecken, wieder salonfähig zu machen, ihnen Kaffee und Orangensaft einzuflößen. Glücklich und erschöpft wankten die Gäste von Bord und ließen sich in die bereitstehenden Limousinen und Karossen sinken.
    Einige Glückspilze wurden in Garths Haus eingeladen – nicht das in La Jolla, sondern in sein »Wochenendhaus«, nur zehn Minuten entfernt, in Solana Beach. Frank brachte Summer dorthin. Sie schlief sofort ein und wachte erst auf, als sie in Garths Einfahrt einbogen.
    »Wow!«, sagte sie.
    Ich kann’s beschwören, denkt Frank, sie hat wirklich »Wow!« gesagt.
    Nicht dass Garths Strandhaus kein »Wow!« verdient hätte. Für einen Kaufpreis von anderthalb Millionen konnte man im Jahr 1985 schon einiges erwarten,

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