Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Schärfste von allen.
Sie hatte nicht diesen müden Nuttenblick, sondern sah aus wie das Klischee einer properen Farmerstochter aus dem Mittelwesten – blond, blauäugig, mit einer Haut wie Milch und Honig. Das Mädchen von nebenan, das der Playboy mit Vorliebe auf der Ausklappseite präsentierte. Und so sprach sie auch, mit diesen putzigen Mädchenausdrücken, ja, sie redete ihn sogar mit »Mr. Machianno« an. Sie saß das erste Mal in so einem Schlitten und war hin und weg vor Aufregung. Dann das erste Mal auf einer Jacht, und wieder war sie hin und weg.
Die Mädchen waren aufgetakelt wie Fregatten und offensichtlich so ausgewählt, dass für jeden Geschmack was dabei war. Obwohl sich jeder Freier nach jeder von ihnen die Finger geleckt hätte.
Aber Summer Lorensen, die war was Besonderes.
Frank lud also die eine Fuhre Mädchen ein und Mike die nächste, und ab ging es zum Hafen. Saunders erwartete sie am Kai und half Frank und Mike dabei, die Mädchen mit ihren hohen Absätzen über die Laufplanke in die Jacht zu befördern. Dann sagte er: »Hören Sie zu. Was Sie an Bord sehen und wen Sie an Bord sehen, bleibt an Bord. Ich rechne auf Ihre absolute Diskretion.«
»Diskretion ist unser Geschäft«, versicherte ihm Mike mit einem Lächeln für Frank, das besagte: Wir haben Sachen gesehen, da würdest du Yuppie-Arsch dir in die Hose pissen, und haben sie trotzdem für uns behalten. Was hast du uns also zu bieten?
Nun, eine ganze Menge.
Zuerst war es fast komisch, als die Mädchen das Deck betraten und den Bankern die Kinnlade runterfiel. Sie gafften, dass ihnen fast der Sabber runterlief – wie ein paar Fresssäcke am kalten Buffet.
Die meisten jedenfalls sahen aus wie Banker. Aber es waren auch ein paar Bundesrichter, drei oder vier Kongressabgeordnete, ein Senator und ein paar andere politische Figuren dabei. Frank kannte sie nicht, Mike schon. Er stand neben ihm und nannte ihm die Namen.
»Woher kennst du die alle?«, fragte Frank.
»Das gehört zum Geschäft«, sagte Mike. »Es ist immer gut, wenn man einen Kongressmann in der Tasche hat.«
»Erzähl mir nicht, dass du einen von denen in die Mangel nehmen würdest.«
Frank lebte nach dem Grundsatz: Lasst ihr mich in Ruhe, lass ich euch in Ruhe. Man weckt keine schlafenden Hunde.
Die Antwort blieb Mike ihm schuldig, weil sich Garth anschickte, seine Willkommen-an-Bord-Rede zu halten. Dieser Typ trug doch tatsächlich eine Kapitänsuniform mit blauer Jacke, weißer Hose und Schirmmütze. Und sah aus wie ein kompletter Idiot. Aber immerhin war er ein kompletter Idiot, der eine Bank besaß.
Eine Sparkasse, genauer gesagt.
Garth begrüßte also die Gäste, begrüßte auch die Damen und brachte sogar den Spruch »Was Sie an Bord sehen, bleibt an Bord.« Sattes Gelächter erntete er mit dem Spruch, als Kapitän dürfe er Ehen schließen, gültig für die Dauer der Fahrt.
Mit anderen Worten: die ganze Nacht.
Darauf legte die Jacht ab und steuerte ins Hafenbecken.
Frank stand an der Bugreling und schaute zu, wie die Männer sich ihre Partnerinnen aussuchten. Es war bemerkenswert, dass die Partygäste, obwohl sie es mitProstituierten zu tun hatten, den Drang verspürten, erst mit ihnen zu plaudern, einen Drink zu nehmen, zu flirten. Und die Mädchen waren Profis – sie lachten über die Witze, zeigten Charme, flirteten zurück. Es dauerte nicht lange, bis sich Pärchen absonderten und in den Kajüten unter Deck verschwanden.
Diskretion, dachte Frank.
Aber die letzten Barrieren fielen, als Coke verteilt wurde.
Bergeweise, serviert von Saunders, der mit dem Tablett herumging wie ein Kellner. Zuhälter und Kellner, denkt Frank jetzt, so weit konnte es ein Betriebswirtschaftler in den goldenen achtziger Jahren bringen – wenn er einen Wharton-Abschluss besaß. Die braven Banker und Politiker benutzten zusammengerollte Hundertdollarscheine, um das Zeug zu schnupfen und mit ihren Huren zu teilen, mehr als einen solcher Scheine sah Frank unbemerkt im Nachtwind davonflattern.
Das Coke verwandelte die Party in eine schwimmende Orgie, ein maritimes Bacchanal.
Caligula trifft Käpt’n Grant .
Ein lebensechtes Porno-Spektakel, vor der nächtlichen Kulisse von San Diego. Und alle machten mit, wie es aussah.
Außer Mike Pella.
Und Frank.
Und Summer Lorensen.
Weil es Franks Job war, sie rauszuhalten. Saunders hatte ihm gleich zu Anfang erklärt: »Sie gehört nicht zur allgemeinen Verfügungsmasse. Sie wird aufgehoben für die Party danach . Für die VIPs
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