Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
willst«, sagte er zu Frank, »brauchst du nicht erst drum zu bitten. Ein Sandwich, ein Drink, ein Blowjob – alles umsonst.«
Eddie umgab sich gern mit schweren Jungs, das sorgte für Ordnung und verlieh der Bar eine gewisse Note, die auf Kunden anziehend wirkte. Wie nannte man das? »Gangster-Chic«? Und da Frank und Mike eine Menge Kundschaft rankarrten, was bedeutete da schon eine Mahlzeit, ein Drink, ein Blowjob im Hinterzimmer?
Peanuts für Eddie Monaco.
Das Essen und die Drinks nahm Frank gern, von allem anderen ließ er die Finger. Die Mädchen kamen ihm so schon traurig genug vor, auch ohne dass sie im Büro vor ihm knien und Leidenschaft heucheln mussten. Außerdem hatte er zu Hause ein kleines Kind und versuchte schon deshalb, seiner Frau treu zu bleiben.
Was ihm nicht allzu schwer fiel. Die Stripperinnen sahen anfangs sexy aus – das lag an der Beleuchtung, der hämmernden Musik, der erotischen Atmosphäre –, aber das nutzte sich ganz schnell ab. Besonders wenn man an der Bar hing und sie näher kennenlernte, sich in den Pausen mit ihnen unterhielt. Früher oder später – doch meist früher als später – kamen die immergleichen deprimierenden Geschichten ans Licht. Sexueller Missbrauch in der Kindheit, lieblose Väter, trinkende Mütter, Abtreibungen im Jugendalter, Drogen.
Besonders Drogen.
Diese Mädchen waren so zugekokst, dass man sich fragte, wie sie überhaupt jemals aufhören konnten zu tanzen. Wenn sie sich nicht irgendwann einen Sugar-Daddy angelten, blieben sie in der Tretmühle gefangen, bis sie zu Drogenwracks wurden, bis sie vor die Tür gesetzt wurden.
Und eine neue Ladung Mädchen reinkam.
An Mädchen gab es nie Mangel.
In der Welt von Eddie Monaco mangelte es an überhaupt nichts.
Eddie hatte fünf Oldtimer, eingerechnet der Rolls, mit dem er gewöhnlich fuhr. Er hatte Frauen – jede Menge Frauen, und nicht nur Tänzerinnen –, und die Frauen hatten jede Menge Schmuck – Geschenke von Eddie. Eddie hatte ein großes Haus in Rancho Santa Fe, ein Apartment in La Jolla, teure Klamotten, Rolex-Uhren und eine dicke Brieftasche.
Was Eddie außerdem hatte, waren jede Menge Schulden.
Die waren ein Nebenprodukt seiner Leidenschaften. Nichts war zu gut für Eddie, und nichts war zu gut für die Pinto Bar. Er warf Millionen raus, um den Laden umzubauen – Millionen, die er nicht hatte, aber sein Ehrgeiz war es, die Pinto Bar zum heißesten Topless-Lokal von Kalifornien zu machen, zum Flaggschiff für eine ganze Flotte von Clubs. Eddie wollte der König der Stripperclubs sein und scheute keine Kosten, es zu werden.
Das Problem war nur, er versuchte es auf Kosten anderer.
Eddie war ein König auf Pump. Es schien ihn nicht zu stören, dass er Hunderttausende Dollar Schulden hatte. Alte Schulden zahlte er mit neuen, auf diese Weise schob er den Schuldenberg immer vor sich her, und aus irgendeinem Grund fanden sich immer Leute, die ihn bereitwillig mit frischem Geld versorgten.
Einer von ihnen war der Kredithai Billy Brooks.
Billy war Stammgast in der Pinto Bar, weidete sich an Ärschen und Titten und machte Jagd auf Klienten. Seine zwei Gorillas waren meist mit von der Partie – Georgie Yoznezensky, aus naheliegenden Gründen Georgie Y. genannt, und Angie Basso, der für Eddie Monaco eine Trockenreinigung betrieb, wenn er nicht gerade für Billy unterwegs war, um irgendwelchen Schuldnern die Knochen zu brechen.
Angie war der typische Ganove, aber Georgie Y. war ein Fall für sich. Ein langer, schlaksiger Einwanderer aus Kiewmit dicken Handgelenken und noch dickerem Kopf, dazu so dumm und brutal, dass ihn nicht mal die Russenmafia im Stadtbezirk Fairfax wollte. Irgendwie geriet er an Billy, und Billy gab ihm das eine oder andere zu tun und verschaffte ihm schließlich den Job als Rausschmeißer in der Pinto Bar.
Eddie nahm ihn, um Billy einen Gefallen zu tun, wozu er gute Gründe hatte – er schuldete Billy hunderttausend Dollar.
Und Billy wollte sein Geld zurück.
Doch Eddie zahlte nicht.
Immer wenn Billy in den Club kam, fragte er Eddie nach dem Geld. Anfangs vertröstete ihn Eddie mit Ausreden wie »morgen, ist versprochen« oder »nächste Woche, Billy, ganz bestimmt«. Er hielt Billy mit Mädchen hin, die ihm im Büro einen Blowjob verpassten oder mit ihm auf einen Quickie ins nächste Motel gingen.
Aber Billy wollte nicht nur Sex. Billy wollte auch Geld.
Und kriegte es nicht.
Er musste mit ansehen, wie Eddie einen ganzen Club mietete, um sich selbst zu feiern, in
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