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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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zufriedengeben, ich kann es nicht aussprechen, wie sehr ich Euch verehre und liebe. Ich hab es mir immer gewünscht, Euch noch einmal zu sehn, um es Euch zu sagen, aber nun habe ich doch keine Gewalt dazu. O liebster Meister, glaubt es mir nur auf mein Wort, glaubt es meinen Tränen.«
    Franz war indem zurückgetreten, und Dürer gab ihm die Hand und sagte: »Ich glaube es dir.«
    »Ach!« rief Franz aus, »was seid Ihr doch für ein ganz andrer Mann, als die übrigen Menschen! Das fühle ich immer mehr, ich werde keinen Euresgleichen wieder antreffen. An Euch hängt mein ganzes Herz, und wie ich Euch vertraue, werde ich keinem wieder vertrauen.«
    Dürer lehnte sich nachdenkend an den Stamm eines Baumes, sein Gesicht war ganz beschattet. »Franz«, sagte er langsam, »du machst, daß mir deine Abwesenheit immer trauriger sein wird, denn auch ich werde niemals solchen Schüler, solchen Freund wieder antreffen. Denn du bist mein Freund; der einzige, der mich aus recht voller Seele liebt, der einzige, den ich ganz so wieder lieben kann.«
    »Sagt das nicht, Albrecht«, rief Franz, »ich vergehe vor Euch.«
    Dürer fuhr fort: »Es ist nur die Wahrheit, mein Sohn, denn als solchen liebe ich dich. Meinst du, deine getreue Anhänglichkeit von deiner Kindheit auf habe mein Herz nicht gerührt? O du weißt nicht, wie mir an jenem Abend in Nürnberg war, und wie mir jetzt wieder ist: wie ich damals den Abschied von dir abkürzte, und es jetzt gern wieder täte; aber ich kann nicht.«
    Er umarmte ihn freiwillig, und Franz fühlte, daß sein teurer Lehrer weinte. Sein Herz wollte brechen. »Die übrigen Menschen«, sagte Dürer, »lieben mich nicht wie du; es ist zu viel Irdisches in ihren Gedanken. Ich stelle mich oft wohl äußerlich hart, und tue wie die übrigen; aber mein Herz weiß nichts davon. Pirkheimer ist ein Patrizier, ein reicher Mann, er ist brav, aber er schätzt mich nur der Kunst wegen, und weil ich fleißig und aufgeräumt bin. Mein Weib kennt mich wenig, und weil ich ihr im stillen nachgebe, so meint sie, sie mache mir alles recht. Sebastian ist gut, aber sein Herz ist dem meinigen nicht so verwandt als das deine. Von den übrigen laß mich gar schweigen. Ja wahrlich, du bist mir der Einzige auf der Erde.«
    Franz sagte begeistert: »O was könnte mir für ein größeres Glück begegnen, als daß Ihr die Liebe erkennt, die ich so inniglich zu Euch trage.«
    »Sei immer wacker«, sagte Dürer, »und laß dein frommes Herz allerwege so bleiben, als es jetzt ist. Komm dann nach Deutschland und Nürnberg zurück, wenn es dir gut däucht; ich wüßte mir keine größere Freude, als künftig immer mit dir zu leben.«
    »Ich bin eine verlassene Waise, ohne Eltern, ohne Angehörigen«, sagte Franz, »Ihr seid mir alles.«
    »Ich wünsche«, sagte Albrecht, »daß du mich wiederfindest, aber ich glaube es nicht; es ist etwas in meiner Seele, was mir sagt, daß ich es nicht lange mehr treiben werde. Ich bin in manchen Stunden so ernsthaft und so betrübt, daß ich zu sterben wünsche, wenn ich nachher auch oft wieder scherze und lustig scheine. Ich weiß auch recht gut, daß ich zu fleißig bin, und mir dadurch Schaden tue, daß ich die Kraft der Seele abstumpfe, und es gewiß büßen muß; aber es ist nicht zu ändern. Ich brauche dir, liebster Franz, wohl die Ursache nicht zu sagen. Meine Frau ist zu weltlich gesinnt, sie quält sich ewig mit Sorgen für die Zukunft und mich mit; sie glaubt, daß ich niemals genug arbeiten kann, um nur Geld zu sammeln, und ich arbeite, um in Ruhe zu sein, oft mit unlustiger Seele; aber die Lust stellt sich während der Arbeit ein. Meine Frau empfindet nicht die Wahrheit der himmlischen Worte, die Christus ausgesprochen hat: ›Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise? Und der Leib mehr denn die Kleidung? So denn Gott das Gras auf dem Felde kleidet, das doch heute stehet, und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht vielmehr euch tun? O ihr Kleingläubigen! Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: ›Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?‹‹ – Nun lebe wohl, mein liebster Freund; ich will zurück, und du sollst mich nicht begleiten, denn an einer Stelle müssen wir uns ja doch trennen.«
    Franz hielt noch immer seine Hand. »Ich sollte Euch nicht wiedersehn?« sagte er, »warum sollte ich dann wohl nach

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