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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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trägt die Standarduniform, das marineblaue Kostüm mit dem rot-weiß-blauen Schal um den Hals. Die Füße stecken in den blauen Pumps, die blaue Tasche hängt am Unterarm.
    Die Maklerin blickt von Brandy Alexanders großer Hand zu Signore Alfa Romeo, der an Brandys Seite steht, und die powerblauen Augen Alfas nehmen Verbindung auf; und im Innern dieser blauen Augen, die niemals blinzeln oder wegsehen, erkennt man das kleine Kind oder den Blumenstrauß, schön oder verletzlich, was einen schönen Mann zu einem macht, den man gefahrlos lieben kann.
    Alfa ist nur der neueste in einer langen Reihe von Männern, die von Brandy besessen sind, und die kluge Frau weiß natürlich, ein schöner Mann ist ihr bestes Modeaccessoire. Genau so, wie man zu Werbezwecken auf ein neues Auto oder einen Toaster aufmerksam machen würde, schwebt Brandys Hand von ihrem Lächeln und den großen Titten auf Alfa zu. »Darf ich vorstellen«, sagt Brandy, »Signore Alfa Romeo, professioneller männlicher Begleiter der Prinzessin Brandy Alexander.«
    In gleicher Weise richtet sich Brandys Hand von ihren klimpernden Augenlidern und den üppigen Haaren auf mich.
    Alles, was die Immobilienmaklerin von mir sehen kann, sind meine Schleier aus Musselin und durchbrochenem
Samt, braun und rot, Tüll mit Silber durchwirkt, in so vielen Schichten, dass man denkt, es sei niemand dahinter. An mir gibt es nichts zu sehen, daher sehen die meisten Leute nicht hin. Es ist ein Anblick, der sagt:
    Danke für Ihr Desinteresse .
    »Darf ich vorstellen«, sagt Brandy, »Miss Kay MacIsaac, persönliche Sekretärin der Prinzessin Brandy Alexander.«
    Die Maklerin in ihrem blauen Kostüm mit den Chanel-Messingknöpfen und dem Schal, der um ihren Hals geschlungen ist, um die schlaffe Haut zu verdecken, sie lächelt Alfa zu.
    Wenn niemand einen ansieht, kann man den Leuten ein Loch in den Leib starren. Kann man sich all den kleinen Einzelheiten widmen, die man sonst nicht mitkriegen würde, weil man nie lange genug hinsehen würde, wenn sie den Blick erwidern würden, und das, das ist die Rache. Durch meine Schleier schimmert die Maklerin rot und golden, an den Rändern verschwommen.
    »Miss MacIsaac«, sagt Brandy, die geöffnete große Hand nach wie vor auf mich gerichtet, »Miss MacIsaac ist stumm und kann nicht sprechen.«
    Die Maklerin mit ihrem Lippenstift auf den Zähnen und dem Puder und der Abdeckcreme, die sie in die Krepphaut unter den Augen gespachtelt hat, sie lächelt mit diesen Prêt-à-porter-Zähnen und mit ihrer maschinenwaschbaren Perücke in Richtung Brandy Alexander.
    »Und das …« Brandys große, ringbesetzte Hand schwingt aufwärts, bis sie Brandys Torpedobrüste berührt.
    »Das …« Brandys Hand schwingt hinauf zu den Perlen an ihrem Hals.
    »Das …« Die gewaltige Hand klettert bis zu den wogenden Massen rotbraunen Haars.

    »Und das …« Die Hand berührt volle feuchte Lippen.
    »Das«, sagt Brandy, »ist die Prinzessin Brandy Alexander.«
    Die Immobilienmaklerin sinkt auf ein Knie und vollführt etwas zwischen einem Hofknicks und dem, was man vorm Altar macht. Ein Kniefall. »Es ist mir eine solche Ehre«, sagt sie. »Ich bin mir absolut sicher, dass dies das richtige Haus für Sie ist. Sie müssen dieses Haus einfach lieben.«
    Brandy, die ein eiskaltes Miststück sein kann, nickt nur kurz und wendet sich zur Vorhalle zurück, durch die wir eingetreten sind.
    »Ihre Hoheit und Miss MacIsaac«, sagt Alfa, »möchten gern allein einen Rundgang durchs Haus machen, während Sie und ich über die geschäftlichen Details sprechen.« Alfas kleine Hände flattern auf, um zu erläutern: »… der Geldtransfer … der Umtausch von Lira in kanadische Dollar.«
    »Loonies«, sagt die Immobilienmaklerin.
    Brandy und ich und Alfa, wir sind starr vor Schreck. Sie hat uns »Trottel« genannt. Vielleicht ist diese Frau uns auf die Schliche gekommen. Vielleicht hat nach den vielen Monaten, die wir jetzt unterwegs sind, nach den Dutzenden von großen Häusern, die wir heimgesucht haben, jetzt endlich jemand unsere Masche durchschaut.
    »Loonies«, sagt die Frau. Wieder beugt sie die Knie. »Wir nennen unsere Dollar ›Loonies‹.« Sie greift schwungvoll in ihre blaue Handtasche. »Ich zeig’s Ihnen. Es ist ein Vogel darauf zu sehen«, sagt sie. »Nämlich ein loon , ein Seetaucher.«
    Brandy und ich werden wieder zu Eiszapfen und treten den Weg zurück zur Vorhalle an. Zurück durch die Sesselund
Sofagrüppchen, vorbei an dem behauenen Marmor. Unsere

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