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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Badezimmerboden zurück, und als ich ihre Kostümjacke über meinen Arm faltete, fühlte ich, dass da irgendetwas aus Pappe in der Innentasche steckte. Es war dieses Buch, Miss Rona . Und in dem Buch steckte ein Souvenir aus meiner eigenen Zukunft.
    Ich saß auf dem großen Keramikschneckenhaus und las:
    Ich liebe Seth Thomas so sehr, dass ich ihn zerstören muss. Ich überkompensiere, indem ich die Queen Supreme anbete. Seth wird mich niemals lieben. Niemand wird mich jemals wieder lieben.
    Wie peinlich.
    Gib mir hilflosen, emotionalen, weinerlichen Schwachsinn.
    Blitz.
    Gib mir selbstsüchtiges, egoistisches Gewäsch.
    Gott.

    Scheiß-Ich. Ich habe es so satt, ich zu sein. Ich schön. Ich hässlich. Blond. Brünett. Eine Million verfluchte Operationen weiter, und ich bin immer noch nur ich.
    Wer ich vor dem Unfall war, ist jetzt bloß noch eine Geschichte. Alles vor jetzt, vor jetzt, vor jetzt, ist bloß eine Geschichte, die ich mit mir herumtrage. Schätze mal, das gilt für jeden Menschen auf der Welt. Was ich brauche, ist eine neue Geschichte über die, die ich bin.
    Was ich tun muss: einen so großen Scheiß bauen, dass ich mich nicht retten kann.

23
    S o ist das Leben in Brandy Alexanders Zeugen-Reinkarnationsprojekt.
    In Santa Barbara brachte Manus als Denver uns bei, wie man an Medikamente kommt. In den Fiat Spider gezwängt, fuhren wir drei von Portland nach Santa Barbara, und Brandy wollte nur noch sterben. Die ganze Zeit hielt sie sich das Kreuz und sagte immer wieder: »Halt an. Ich muss mich strecken. Ich hab Krämpfe. Wir müssen anhalten.«
    Für die Fahrt von Oregon nach Kalifornien brauchten wir zwei Tage, dabei liegen die beiden Staaten direkt nebeneinander. Manus hatte nur Augen und Ohren für Brandy, war so offensichtlich in sie verliebt, dass ich die beiden auf noch schlimmere und grausamere Weise töten wollte.
    Kaum sind wir in Santa Barbara angekommen, will Brandy aussteigen und ein wenig zu Fuß gehen. Das Dumme ist nur, wir sind hier in einer echt guten Wohngegend. In den Hügeln oberhalb von Santa Barbara. Wenn man hier oben zu Fuß herumläuft, tauchen gleich Polizisten oder irgendwelche privaten Sicherheitsleute auf und fragen, wer man ist und ob man sich irgendwie ausweisen könne, bitte.
    Aber Brandy hat mal wieder ihre Krämpfe, und die hysterische Prinzessin hat schon ein Bein über der Tür,
ist schon halb aus dem Spider geklettert, bevor Denver Omelet überhaupt angehalten hat. Brandy braucht jetzt unbedingt die Tylox-Kapseln, die sie in Suite 15-G im Congress-Hotel gelassen hat.
    »Man kann nicht schön sein«, sagt Brandy ungefähr tausendmal, »wenn man sich nicht schön fühlt.«
    Hier oben in den Hügeln halten wir am Straßenrand vor einem HAUS ZU VERKAUFEN-Schild. Das Haus ist eine große Hacienda und sieht dermaßen spanisch aus, am liebsten möchte man sofort auf den Tisch springen und Flamenco tanzen oder in Sombrero und Patronengurt an einem schmiedeeisernen Kronleuchter schaukeln.
    »Da«, sagt Denver zu ihr. »Macht euch hübsch, und dann zeige ich euch, wie wir an rezeptpflichtige Schmerzmittel kommen.«
     
    Springt zurück zu den drei Tagen, die wir uns in Denvers Wohnung verkrochen hatten, bis wir an etwas Bargeld gekommen waren. Brandy hat einen neuen Plan ausgeheckt. Bevor sie sich unters Messer legt, will sie ihre Schwester ausfindig machen, hat sie beschlossen.
    Mich, die auf ihrem Grab tanzen möchte.
    »Eine Vaginoplastik ist ziemlich was für die Ewigkeit«, sagt sie. »Die kann noch warten, bis ich ein paar Dinge herausgefunden habe.«
    Sie hat beschlossen, ihre Schwester aufzuspüren und ihr alles zu erzählen: von dem Tripper, warum Shane nicht tot ist, was passiert ist, alles. Reinen Tisch machen. Wahrscheinlich wäre sie überrascht, wenn sie wüsste, wie viel ihre Schwester bereits weiß.
    Ich will nur raus aus der Stadt, könnte ja sein, dass ein
Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung gegen mich vorliegt, also drohe ich Denver, wenn er nicht mit uns mitkommt, würde ich zur Polizei gehen und ihn anzeigen. Wegen Brandstiftung, Entführung und versuchten Mordes. Evie schicke ich einen Brief.
    An Brandy schreibe ich:
    lass uns ein bisschen herumfahren, sehen was sich ergibt. abchillen.
    Das scheint ein wenig arbeitsintensiv, aber wir alle haben etwas, vor dem wir davonlaufen. Und wenn ich sage wir , meine ich alle Menschen auf der Welt. Jedenfalls denkt Brandy, wir sind unterwegs, um ihre Schwester zu finden, und Denver begleitet uns, weil ich ihn dazu

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