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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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konvexen Fläche sein fett aufgeblähtes Spiegelbild. »Der ganze Karton«, sagt er, »ist voll mit diesem Scheiß. Alles Erbstücke, die sonst keiner haben will.«
    So wie ich Evies kristallenes Zigarettenkästchen an den
Kamin geschleudert habe, holt Manus aus und schmeißt die Teekanne in die Dunkelheit. Über die Klippe, über die Dunkelheit und die Lichter der Vorstadt, fliegt die Kanne so weit, dass man sie nicht landen hört.
    Ohne sich umzudrehen, greift Manus hinter sich und packt irgendetwas anderes. Einen silbernen Kerzenhalter. »Das ist mein Erbe«, sagt Manus. Mit Schwung in die Dunkelheit befördert, segelt der Kerzenhalter stumm kreiselnd davon, wie man sich die Flugbahn eines Satelliten vorstellt.
    »Wisst ihr«, und Manus schmeißt eine glitzernde Handvoll Serviettenringe, »Eltern sind so was wie Gott. Natürlich liebt man sie, und man will wissen, dass es sie noch gibt, aber man geht nur noch zu ihnen, wenn man etwas von ihnen will.«
    Die silberne Warmhalteplatte fliegt hoch, hoch, hoch zu den Sternen, stürzt ab und landet irgendwo zwischen den blauen Fernsehlichtern.
     
    Und wenn die Knochenspäne zusammengewachsen sind und dir zu einem neuen Kieferknochen in dem Klumpen verpflanzter Haut verholfen haben, kann der Chirurg versuchen, daraus etwas zu formen, womit du sprechen und essen und das du ständig mit Make-up vollkleistern kannst.
    Das ist Jahre voller Schmerzen später.
    Jahre voller Hoffnung, dass das, was du bekommen wirst, besser ist als das, was du hast. Jahre, die du schlimmer aussiehst und dich schlimmer fühlst, alles in der Hoffnung, dass du am Ende besser aussiehst.
     
    Manus nimmt die Kerze, die weiße Kerze aus dem Kofferraum.

    »Meine Mom«, sagt er, »ihr zweites Weihnachtsgeschenk für mich war eine Kiste voll mit all den Sachen aus meiner Kindheit, die sie aufbewahrt hatte.« Manus sagt: »Seht euch das an«, und hält die Kerze hoch, »meine Taufkerze.«
    Ab damit in die Dunkelheit schleudert Manus die Kerze.
    Die bronzefarbenen Babyschuhe folgen als Nächstes.
    Eingewickelt in ein Taufhemd.
    Dann eine Handvoll Milchzähne.
    »Scheiße«, sagte Manus, »die verfluchte Zahnfee.«
    Eine blonde Haarlocke in einem Amulett an einer Kette, geschleudert wie eine Bola, entschwindet aus Manus’ Hand in die Dunkelheit.
    »Sie hat gesagt, sie gibt mir das Zeug, weil sie einfach keinen Platz mehr dafür hat«, sagt Manus. »Nicht dass sie es nicht lieber behalten hätte.«
    Der Gipsabdruck der Zweitklässlerhand saust kreisend in die Dunkelheit.
    »Tja, Mom, wenn es für dich nicht gut genug ist«, sagt Manus, »will ich diesen Scheiß auch nicht mit mir rumschleppen.«
     
    Springt zu all den Zeiten, wo Brandy Alexander mir was von Schönheitsoperationen vorfaselt und ich an diese Stiellappen denken muss. Resorbierung. Fibroblastenzellen. Spongiöses Knochengewebe. Jahre voller Schmerzen und Hoffnung, und wie soll ich da nicht lachen.
    Lachen ist das einzige Geräusch, das ich noch machen kann und das die Leute verstehen.
    Brandy, die wohlmeinende Queen Supreme mit ihren Titten, die mit so viel Silikon vollgepumpt sind, dass sie nicht mehr gerade stehen kann, sie sagt: Sieh dir nur mal an, was es so alles gibt.

    Wie soll ich da nicht lachen?
    Im Ernst, Shane, so scharf bin ich nicht darauf, im Mittelpunkt zu stehen.
    Ich werde einfach weiter meine Schleier tragen.
    Wenn ich nicht schön sein kann, will ich unsichtbar sein.
     
    Springt zu der silbernen Punschkelle, die ins Nichts davonsegelt.
    Springt zu den Teelöffeln: weg.
    Springt zu all den Grundschulzeugnissen und Klassenfotos: ab damit.
    Manus zerknüllt ein dickes Stück Papier.
    Seine Geburtsurkunde. Und schmeißt sie aus seinem Dasein. Dann steht er da, schaukelt vor und zurück und hält sich selbst in den Armen.
    Brandy sieht mich an, ich soll was sagen. Mit einem Finger schreibe ich in den Sand:
    manus wo lebst du zurzeit?
    Kleine kalte Berührungen landen auf meinen Haaren, auf meinen pfirsichrosa Schultern. Es regnet.
    Brandy sagt: »Hör mal, ich will nicht wissen, wer du bist, aber wenn du jemand sein wolltest, wer wärst du gern?«
    »Ich werde nicht alt, das steht mal fest«, sagt Manus und schüttelt den Kopf. »Niemals.« Die Arme verschränkt, schaukelt er vor und zurück. Manus drückt schaukelnd das Kinn auf die Brust und sieht auf all die zerbrochenen Flaschen hinunter.
    Es regnet stärker. Meine verräucherten Straußenfedern und Brandys L’Air du Temps kann man nicht riechen.
    »Dann bist du Mr.

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