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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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sie schon beinahe meinte, wirklich Hufgetrappel zu hören. Aber da war nichts. Nur ein Knirschen hinter ihr. Sie fuhr herum und zielte.
    »Vishnu!«
    Der Kater brachte sie heute Nacht um den Verstand. Mit unbeteiligtem Blick stand er majestätisch hinter ihr. Auf der Straße fuhr ein Wagen vorbei. Normales Tempo, normale Geräusche.
    »Komm, Kater«, sagte sie. »Raus hier.«
    Die Schatten und Geräusche des Hains jagten ihr Angst ein. Sie musste sich zusammennehmen, fiel in einen leichten Trab, lief auf Idas Haus zu. Vishnu folgte ihr im Schweinsgalopp.
    Das Haus lag vollkommen dunkel. Jetzt wäre es
Katinka lieber gewesen, wenigstens eine Leselampe oder eine Kerze brennen zu sehen. Nichts. Sie klopfte von außen an das Fenster, durch das der Reiter vorhin gestarrt hatte.
    »Frau Schenck! Sie können Licht machen! Er ist weg!«
    Nichts rührte sich. Unruhig ging Katinka ums Haus zur Terrasse. Fast war es tröstlich, mit Vishnu zu reden. »Komm schon, Vishnu, gehen wir rein«, hörte sie sich sagen. Vishnu folgte bis zur Ecke, dann blieb er stehen und sah Katinka zu, die die Beretta zurück ins Holster verfrachtete und an die Terrassentür klopfte.
    »Frau Schenck?«
    Katinka wollte hinein. Nicht noch einmal ums Haus laufen und die Haustür aufschließen.
    Nichts war zu hören. Katinka drückte gegen die Tür. Sie ging auf. Verflixt, dachte Katinka, ich hatte ihr gesagt, sie soll absperren. Was, wenn der Typ ins Haus eingedrungen wäre.
    Sie trat ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich. Ob der Kater nachkam, interessierte sie momentan nicht. Tastend fuhr ihre Hand über die Tapete.
    »Frau Schenck?«
    Im Mondlicht schien das Wohnzimmer leer. Womöglich hatte sich Ida Schenck in den ersten Stock zurückgezogen. Könnte ich gut nachvollziehen, dachte
Katinka und fühlte nach dem Schalter. Es knackte, als die Tür wieder aufging. Katinka zuckte zusammen. Vishnu
    stolzierte herein. Sie spürte die Kälte eines Windstoßes. Irritiert drückte sie die Tür zu und drehte den Schlüssel.
    Eine eiskalte Hand klammerte sich an Katinkas Unterarm. Der Griff war so fest wie der einer Schraubzwinge. Ungestüm wollte Katinka sich losmachen. Ida Schenck stand neben ihr, hielt ihren Arm fest und starrte sie an. Sie hatte den Kopf ein Stück gesenkt, die Blicke aus ihren dunklen Augen schossen wie Pfeile nach oben. Aus ihrem Haarknoten hatten sich ein paar Strähnen gelöst. Sie standen wild in alle Richtungen ab. In der anderen Hand hielt sie ein Küchenmesser. Katinka zählte unwillkürlich bis vier. Dann setzte ihr Herz mit einem Stolpern wieder ein.
    »Lassen Sie mich los, um Himmels willen!«, rief sie. Ihre Stimme hörte sich dünn an. »Frau Schenck, ich bin’s, Katinka Palfy.« Sie schüttelte ihren Arm. »Er ist weg, Frau Schenck.« Ida hob das Messer. Katinka packte fest zu und drehte Idas Arm nach unten. Das Messer fiel polternd zu Boden. Sie zweifelte stark daran, dass ihre Auftraggeberin noch ganz richtig im Kopf war.
    »Ganz ruhig, Frau Schenck!«
    Betont vorsichtig ließ Katinka Idas Arm los und befreite sich aus ihrem Griff.
    »Aber Sie haben ihn gesehen, nicht?«, sagte Ida Schenck. Sie hustete. »Sie haben ihn gesehen! Sagen Sie doch.« Ihr Atem ging hastig und stoßweise.
    »Ich habe ihn gesehen, nur leider ist er mir entwischt.«
    Peinlich, dachte Katinka, während sie endlich den Schalter fand und das Licht anknipste. So was von verdammt peinlich. Für einen kurzen Moment blendete die Deckenlampe.
    »Das Messer brauchen Sie heute Abend nicht mehr«, sagte sie und hob es auf.
    »Also ist er aus Fleisch und Blut«, betonte Ida. Sie ließ sich in den Ohrensessel fallen. Katinka ging in die Küche und füllte zwei Gläser mit Leitungswasser. Ihres trank sie in einem Zug aus. Das andere brachte sie der alten Dame.
    »Er ist aus Fleisch und Blut. Aber davon waren Sie doch ohnehin überzeugt, Frau Schenck.«
    Ida nickte. Sie nippte an dem Wasser. »Aber Sie vielleicht nicht ganz. Pfui Teufel, haben wir nichts Hochprozentiges im Haus?«
    Katinka grinste. Ida Schenck wies auf die Kredenz an der hinteren Wand. Mehrere Flaschen Schnaps und Likör tummelten sich auf einem silbernen Tablett. Katinka wählte einen Averna und goss ein Schnapsglas voll.
    »Wissen Sie, wenn man sein Gedächtnis verliert, sei es nur für einen Tag, dann fragt man sich immer, was an jenem Tag eigentlich passierte.« Ida Schenck griff nach dem Schnaps und trank ihn in einem Zug aus.
    Katinka starrte sie an. Sie verstand überhaupt nichts

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