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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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um die kranken Kinder?«
    »Wann haben Sie Frau Dr. Holler zuletzt
gesehen?«, hakte Mayfeld nach.
    Frau Russmann dachte eine Weile nach. »Am
Freitagmittag, als sie mich bat, die Katze zu füttern«, antwortete sie dann.
    »Was für einen Eindruck machte sie auf Sie?«, fragte
Mayfeld. »War sie anders als sonst?«
    Die Alte fing wieder an zu weinen. »Ganz lebendig war
sie da noch. Ein bisschen in Eile, sie hatte gar keine Zeit, ein Gläschen mit
mir zu trinken. Und jetzt ist sie tot!« Sie holte sich ein Taschentuch aus der
Kittelschürze und schnäuzte sich.
    »Ist Ihnen am Samstag irgendetwas aufgefallen?«
    »Ich dachte, die Frau Doktor wäre weggefahren. Die
Garage war zu. Als ich am Samstagabend im Anbau saß und zufällig zu ihrem
Grundstück rübergeschaut habe, da hab ich ein Mädchen in ihr Haus gehen sehen.
Das hat mich gewundert, wo sie doch gar nicht da war, die Frau Holler. Aber es
war schon dunkel, und ich dachte mir, ich habe mich geirrt. Meine Augen sind
nicht mehr die besten.« Genauer beschreiben konnte Frau Russmann das Mädchen
nicht.
    »Können wir mal in diesen Anbau gehen?«, schlug
Mayfeld vor.
    Frau Russmann nickte, stand auf und griff nach ihrem
Weinglas.
    »Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«, fragte
Winkler in fürsorglichem Ton.
    Die Alte winkte unwirsch ab und wackelte von der Küche
durch die »Gut Stubb« in den »Anbau«, eine Art Wintergarten, der auf drei
Seiten von halbhohen Mauern und Holzfenstern begrenzt war. Der Anbau war mit
Kübelpflanzen, einem Tischchen und Korbsesseln eingerichtet. Frau Russmann
setzte sich auf einen der Sessel und bat die beiden Beamten, sich ebenfalls zu
setzen.
    »Hier sitz ich oft mit meinem Schöppchen und schau in
den Wald.« Sie deutete auf den Waldrand oben am Hang. »Oder zur Frau Doktor.«
Sie deutete über die Straße. Von ihrem Beobachtungspunkt hatte sie einen
direkten Blick auf den Vorbau vor Hollers Haus.
    »Ich habe gesehen, wie das Mädchen ins Haus gegangen
ist, jedoch nicht, wie es wieder herausgekommen ist. Aber vielleicht habe ich
von dem Mädchen auch nur geträumt, so wie von dem Mann.«
    »Was für ein Mann?«
    »Na, der Mann im Baum.« Sie schüttelte den Kopf, als
wunderte sie sich, was für dumme Fragen die Polizei doch stellen konnte.
    »Ein Mann im Baum?«, fragte Mayfeld skeptisch.
    »Im Baumhaus«, präzisierte die Alte.
    »Was für ein Mann? Welches Baumhaus?« Mayfeld trat an
ein Fenster und spähte nach draußen zum Nachbargrundstück. Hollers Haus war ein
stattliches Fachwerkhaus, das auf einem Hanggrundstück mitten in einem großen
Garten lag. Der Garten war ziemlich verwildert und ging fast unmerklich in den
Wald oberhalb von Martinsthal über.
    Die alte Frau Russmann war Mayfeld gefolgt und deutete
auf den Wald. »Da ist das Baumhaus. Können Sie es erkennen?«
    Der Waldrand lag mittlerweile im Schatten, die Farben
des Laubs waren fahl geworden. Doch in der Krone einer Eiche konnte man eine
Plattform aus Brettern erkennen, zu der man über eine Leiter Zugang hatte.
    »Da saß am Samstag ein Mann.« Frau Russmann sagte das
jetzt sehr bestimmt.
    »Wie lange hat der da gesessen?«
    »Hab nicht auf die Uhr geschaut. Ich sitz oft hier und
lass die Zeit vorbeiziehen. Manchmal schlafe ich ein, wache irgendwann wieder
auf.«
    Das waren nicht gerade perfekte Bedingungen für eine
Zeugenaussage. Aber im Moment mussten sie für jeden noch so vagen Hinweis
dankbar sein.
    Es sei ein großer Mann gewesen, behauptete die
Nachbarin. Wie sie darauf komme, wenn sie ihn nur undeutlich und aus der Ferne
gesehen habe, konnte sie nicht sagen. Vielleicht sei es ja derselbe Mann
gewesen, der am Freitagabend um Hollers Haus geschlichen sei, meinte sie. »Ich
habe da etwas im Wald gesehen, das sich bewegt hat. Es kam mir vor wie ein
großer Mann. Ich wollte schon zu Frau Holler hinübergehen, aber dann bin ich
wieder eingeschlafen. Das passiert mir in letzter Zeit immer öfter.«
    »Dass Sie einschlafen?«
    »Ja, und dass ich meinen Augen nicht mehr so recht
trauen kann. Aber da war ein großer Mann in ihrem Garten. Am Freitag oder
Samstag.« Mehr konnte sie über den Mann, der um Hollers Haus geschlichen sein
sollte, nicht sagen.
    »Ist Ihnen in der letzten Zeit irgendetwas Besonderes
im Umfeld von Frau Dr. Holler aufgefallen?« Eine letzte Chance, bei der
Befragung einen Zufallstreffer zu landen.
    Die Alte nickte bedächtig mit dem Kopf. »Vor drei
Jahren ist Findus eingezogen.«
    »Findus?«
    »Der Kater. Vorher war die Frau Doktor

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