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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Hahn. Löwe, Tiger, Zebra und Giraffe. Fuchs
und Wolf und Hase. Direkt vor der Frau standen ein kleiner Apfelbaum aus
Plastik und die Miniatur eines Backofens, daneben lag ein Brot aus Knetmasse.
    Hauptkommissar Robert Mayfeld erhob sich aus der
Hocke. Er war vor einer Viertelstunde von seinen Kollegen verständigt worden
und gerade eben am Fundort der Leiche eingetroffen, einem Haus im beschaulichen
Martinsthal im friedlichen und idyllischen Rheingau. Mayfeld musterte den Raum.
Das rote Sofa hatte seinen Platz sonst vermutlich an der Stirnseite des
Zimmers, unter einem Fenster, das den Blick auf den Waldrand hinter dem Haus
freigab. Links und rechts des Fensters standen zwei bequem wirkende Sessel, an
den Seitenwänden niedrige Regale und Tische im Wechsel mit Sitzkissen. In den
Regalen lagen Stofftiere, Handpuppen und kleine Tierfiguren aus Plastik.
Außerdem kleine Faller-Häuschen, wie sie Mayfeld von seiner eigenen
Modelleisenbahn aus Kindheitszeiten kannte, und Playmobil-Arrangements wie die,
mit denen seine Tochter Lisa bis vor wenigen Jahren mit Begeisterung gespielt
hatte. Links der Tür, durch die er in das Zimmer gekommen war, war ein
Sandkasten aufgebaut, in der gegenüberliegenden Ecke hing ein großer Gong von
der Decke, darunter standen mehrere Klangschalen.
    Daneben war ein Plakat an die Wand gepinnt, das ein
Foto von der Toten und einem jungen Mann mit Harfe zeigte. »Frau Holle und die
Märchenharfe«, lautete die Überschrift. »Sylvia Holler und Sandor Weisz
entführen Sie mit Harfe und Klangschalen in das Reich der Märchen«, lockte das
Plakat, das zu einer Veranstaltung im Kultur- und Tagungshaus Rauenthal einlud.
    »Bei der Toten handelt es sich um Dr. Sylvia
Holler, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Eine Nachbarin hat sie vor zwei
Stunden gefunden. Eigentlich wollte Frau Holler über das Wochenende verreisen,
und die alte Dame sollte die Katze füttern.« Kriminalkommissarin Heike Winkler
sprach mit rauer Stimme. Sie schnäuzte sich, ihre Nase war gerötet, die Augen
tränten.
    Sie gehörte ins Bett und nicht an einen Tatort, dachte
Mayfeld.
    Winkler fuhr mit ihrem Bericht fort. »Gestern Morgen
ging bei der Polizeistation in Eltville ein Anruf ein, in dem eine männliche
Stimme mitteilte, Frau Holle sei tot. Die Kollegen hielten das für einen
Dummejungenstreich und sind der Sache nicht weiter nachgegangen.«
    »Von wo kam der Anruf?«, fragte Mayfeld seine
Kollegin.
    »Die Rufnummer war unterdrückt.«
    »Ein Verrückter«, brummte Hauptkommissar Paul
Burkhard, der aus einem Nebenraum hinzugekommen war.
    »Oder jemand, der will, dass wir nach einem Verrückten
suchen«, widersprach Mayfeld. »Oder jemand, der die Endsilben verschluckt.« Er
mochte keine voreiligen Festlegungen. »Wolltest du nicht ein paar Tage länger
Urlaub machen, Paul?«
    »Hab es ohne euch nicht ausgehalten«, gab Burkhard
zurück. »Und du? Schon fertig mit der Weinlese?«
    »Schon seit drei Wochen. So früh lag die Lese noch
nie.«
    »Ich sage dir, wer das gemacht hat, ist verrückt.«
    Wahrscheinlich hatte Burkhard recht. Mayfeld
betrachtete die Frau, deren Körper auf so bizarre Art und Weise arrangiert
worden war. Vermutlich war sie erwürgt worden. Was für ein übler Tod.
    Mayfeld dachte laut nach. »Ich verstehe nicht, was
derjenige, der die Leiche so arrangiert hat, zum Ausdruck bringen wollte.
Wollte er dem Opfer die letzte Ehre erweisen oder es verhöhnen?«
    Kriminaloberkommissar Horst Adler betrat den Raum. In
seinem viel zu engen Schutzanzug wirkte er wie eine überdimensionierte
Weißwurst. Figurbetontes Outfit, spotteten die Kollegen. Doch der Chef der
Spurensicherung wurde allseits respektiert. Mayfeld schätzte ihn wegen seiner
Zuverlässigkeit, seiner Präzision und wegen seines analytischen Denkvermögens.
    Er begrüßte ihn. »Habt ihr das alles fotografiert?«
    Adler nickte.
    »Auch dieses merkwürdige Arrangement mit den Puppen
und den Stofftieren?«
    Adler verdrehte die Augen, so als ob ihn die Frage
beleidigen würde.
    »Was gibt der Fundort sonst noch her?«
    »Wir sind erst am Anfang, Robert. Auf jeden Fall eine
Menge Fingerabdrücke und DNA -Spuren. Wir stehen
hier im Behandlungsraum der Praxis, nebenan ist das Büro. Der Rest des Hauses
ist privat genutzt worden, das Opfer wohnte hier. Der Hintereingang stand
offen. Auf den ersten Blick haben wir keine Einbruchsspuren gefunden, aber das
Schloss der offenen Tür schauen wir uns noch einmal genauer an. Merkwürdigerweise
haben wir

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