Frauen al dente. (German Edition)
Barbara blinzelte ihr zu.
»Ich habe die Nase voll von One-Night-Stands«, sagte Marlen unvermittelt. Womit sie sich der allgemeinen Aufmerksamkeit sicher sein konnte. »Jede Nacht ein anderer – und dann ist es doch immer das gleiche. Da kann ich ja gleich solide werden.«
Barbara warf ihr einen spitzbübischen Blick zu. »Eine prima Idee. Sie könnte glatt von mir stammen. So eine solide Beziehungskiste ist nicht das Schlechteste. Ich mach' euch einen Vorschlag: Wir wetten um zehn Flaschen Prosecco. Wer innerhalb eines Jahres als erste unter der Haube ist, gewinnt.«
»Hilfe! Geht das nicht zu weit? Es muß doch nicht gleich geheiratet werden«, protestierte Hella.
»Wenn schon, denn schon«, lockte Barbara, überlegte es sich dann aber anders. »Meinetwegen reicht es auch aus, mit einem Mann zusammenzuziehen. Aber darunter geht es nicht. Es muß schon was Festes sein.«
Hella zögerte noch. »Ich sehe da ein gewisses Risiko …«
»Das ganze Leben ist ein Risiko«, lachte Barbara unbekümmert.
Also gut.
»Einverstanden.« Feierlich reichten sie sich die Hand.
Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein Riesenschritt für die Drei.
»Hat eine von euch denn schon etwas in Aussicht?« erkundigte Hella sich.
Marlen und Barbara schüttelten einmütig wie selten den Kopf.
Barbaras Gedanken wanderten zu dem bayerischen Riesen. Sie würde eine prima Empfangsdame für sein Hotel abgeben. Zumindest solange, bis sie sich etwas Eigenes aufgebaut hatte. Laut Vertrag mit Maiersdorf mußte sie sich ohnehin eine Zeitlang von Düsseldorf fernhalten. Weshalb sollte sie also kein Visum für Bayern beantragen? Es würde zwar nicht einfach werden, Vater und Kinder ganz nebenbei auch noch von ihren Fähigkeiten als Frau und Ersatzmutter zu überzeugen. Doch Hauswirtschaft lag ihr im Blut. Liebe auch. Perfekte Zutaten für das Hochzeitsmahl.
Hella nahm sich vor, ihre Kenntnisse in Sachen Schafzucht zu vervollkommenen. Sie würde jede einzelne Information und Unterschrift per Ortsbesichtigung einholen und bei der Zeugung sämtlicher Lämmer der Sandersschen Zucht zugegen sein. Es wäre doch gelacht, wenn sich solch fruchtbare Erlebnisse nicht auch fruchtbar auf ihre Beziehung zu Peer auswirken würden. Wenn Peers Schafe alle ein wenig zusammenrückten, blieb unter Garantie auch noch ein Plätzchen für sie in seinem Herzen übrig.
Nur Marlen wurde das Gefühl nicht los, in den nächsten Monaten Schwerstarbeit leisten zu müssen. Weit und breit kein aussichtsreicher Heiratskandidat am Horizont. Wenn sie sich ernsthaft an der Wette beteiligen wollte, mußte sie quasi am Nullpunkt aufbauen. Mit dem zusätzlichen Handicap, als alleinerziehende Mutter ins Rennen gehen zu müssen. Trotzdem war es einen Versuch wert. Mit ihrem Charme und ihrer Erfahrung besaß sie eine faire Chance.
Im Notfall konnte sie immer noch inserieren.
Kapitel 24
»Ich werde dich vermissen«, stellte Marlen in einem Anflug von Wehmut fest, während sie mit Lisa auf dem Arm durch die Wohnung wanderte. Lisa weigerte sich einzuschlafen. Obwohl es bereits kurz nach acht Uhr abends war und ihre Ziehmutter Marlen sich nach einem Tag der Aufregung ihre Ruhe redlich verdient hatte. Den ganzen Tag lang hatte sie sich mustergültig verhalten. Nun wollte sie endlich wieder selbst die Spielregeln bestimmen.
Vor Barbaras Zimmer machten sie Halt. Chaos, soweit das Auge reichte. Barbara bereitete sich auf Bayern vor. Kleidungsstücke türmten sich auf Bett und Boden. Zwei Koffer lagen griffbereit in einer Ecke. Mittendrin die Freundin, die sich verzweifelt die kurzen Haare raufte. »Sieh dir das an. Klamotten en masse, aber kein einziges Dirndl dabei!«
Marlen brach in lautes Lachen aus. »Lederhosen, Dirndl und Sauerkraut, ich glaube, du hast zuviel Heimatfilme gesehen. Versuch doch mal ohne Kostümierung auszukommen und einfach nur du selbst zu sein. Deinem Riesen wird dies sicher mehr als alles andere imponieren. Du bist doch eigentlich eine ganz patente Frau.« Ein Kompliment allerhöchster Güte, wenn es aus Marlens Mund kam.
Spontan schloß Barbara sie, und Lisa gleich mit, in die Arme. »Habt ihr keine Lust, mit mir zu kommen? Hier hält dich nach deiner Kündigung bei
pleasure
doch ohnehin nichts mehr. Du kannst dir genausogut beim Reit im Winkler Tageblatt eine neue Stelle suchen. Wolltest du nicht immer schon ins politische Ressort wechseln?« neckte sie Marlen.
»Wer sagt denn, daß ich das nicht tue?« entgegnete Marlen. »Aber bestimmt nicht als
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