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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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rhetorischem Ausfall entsteht, ein »Sturm im Wasserglas« (Eugène Scribe, nicht Goebbels), »viel Lärm um Nichts« (Shakespeare, nicht Sportpalast). Man schlägt den Sack und meint den Esel! Entschuldigung, Herr Geißler! Gemeint ist Ihre Eselsgeduld!

13 . August 2011

Konzert ohne Durchblick
    Wenn die Brille verschwunden scheint, wird die Erde zum Jammertal – noch vor der Aufführung von Gustav Mahlers berühmtem Lied
    Als »Abc-Schütze« (so nannte man den Beruf des Erstklässlers, als ich noch klein war) lernte ich den Spruch: »Tu jedes Ding an seinen Ort,/wenn du es suchst, dann findst du’s dort!« Ich wusste damals noch gar nicht, wie schmerzhaft ich im Alter an der Nichtbefolgung dieser Lebensregel leiden und durch Leiden lernen würde.
    Zu Hause weiß ich inzwischen, wo die Brille liegt, neben dem Bett nämlich. Und wenn sie da nicht liegt, habe ich eine zweite (nicht ganz auf dem aktuellen Schärfegrad der ersten) in einer bestimmten Schublade, mit der ich die erste Brille stundenlang suchen und, falls ich sie nicht finde, notfalls auch lesen kann.
    Jetzt war ich in Salzburg bei den Festspielen, allein in einem Hotelzimmer, und musste für eine Gustav-Mahler-Aufführung am Abend mutterseelenallein den Smoking anziehen. Das ist eine Tortur für sich, also begann ich zwei Stunden vor der Aufführung damit: nach dem Duschen trocknen, das Smokinghemd am Hals allein schließen, was meinen Kopf, da das Hemd meiner Zeit hinterherhinkt, tomatenartig verfärbte. Dann die Hose, sie ist sehr eng, und es ist ein Abenteuer, sie zu schließen, fluchend und unter Abmagerungsschwüren gelang es. Dann die Hosenträger! Bis die nicht mehr verdreht waren! Uff! Dann die Fliege ineinander verhaken. Feinfingerwerk und Geduldsspiel in einem! Geschafft.
    Jetzt war ich fertig, in die Schuhe geschlüpft. Über eine Stunde Zeit! Prima! Großartig! Jetzt nur noch die Brille! Nur noch. Ich drehte Kissen, Bücher und Zeitungen um, nachdem sich das Paniksignal »Verschwunden!« im Hirn eingeschaltet hatte. Immer nervöser und hektischer suchte ich, kroch unter das Bett, drehte im Bad alles, was nicht niet- und nagelfest war, um. Nichts zu machen. Angstschweiß kroch über meinen frisch für die Festspiele polierten Körper! Schon drohte ich die Aufführung des »Lieds von der Erde«, die mir beibringen würde, die Erde sei ein Jammertal, zu verpassen oder brillenlos hören zu müssen.
    Voller Verzweiflung blickte ich in den Spiegel. Ich hatte die Brille auf! Zum Fliege-Schließen vorzeitig aufgesetzt. Ohne es zu merken! Ein Kollege tröstete: »Sie haben sie ja schließlich doch noch gefunden!« Und ich dachte, ich sehe doch noch besser, als ich denke. Mit oder ohne.
    Zu Hause, als ich anrief, regnete es. Zum Trost buchstabierte man mir am Telefon die diesjährigen deutschen vier Jahreszeiten vor: Frühling, Scheiße, Herbst und Winter. Die Erde ein Jammertal! Durch welche Brille man auch schaut! Wie sagt Heinz Erhardt: »Das Leben ist wie eine Brille – man macht viel durch.«

20 . August 2011

Hammer oder Amboss
    Dem Lustmolch von Kiel steht die Welt weiterhin offen – nur nicht als Ministerpräsident
    »Ist über vierzehn Jahr doch alt«, sagt der emeritierte Professor Faust bei Goethe, als es selbst dem kuppelnden Teufel Mephistopheles zu viel wird, wie der durch einen Zaubertrank verjüngte ältere Herr über die mädchen- und gretchenhafte Unschuld herfallen will. In Liebe entflammt. Und die kupplerische Zofe Despina in Mozarts Oper »Così fan tutte« rät ihren jungen Herrinnen: »Eine Frau von fünfzehn Jahren muss alles wissen: wie man am besten ans Ziel kommt, was gut ist und was böse. Sie muss die kleinen Kniffe kennen, um die Männer zu betören.« Goethe selbst wollte als Siebzigjähriger eine Siebzehnjährige ehelichen.
    Christian von Boetticher, CDU -Politiker in Schleswig-Holstein, ist Jurist wie Goethe. Und er wähnte sich, als er sich seine blutjunge Lebensabschnittsgefährtin per Facebook schoss, auf der sicheren Seite. Er vierzig, sie sechzehn, das Altersverhältnis viel günstiger als bei Faust, die Zeiten viel liberaler. Er war ledig, sie vor dem Gesetz in geschlechtlicher Hinsicht volljährig.
    Sicher, er war das, was Franz Josef Wagner als Tochtervater so trefflich formulierte, ein »Lustmolch«. »Lustmolchen« ist ein Freizeitvergnügen und nicht strafbar und wird teils toleriert, teils nicht. Laut Goethe ist erlaubt, was gefällt. Goethe wusste auch gleich, in Gedichtform: »Eines schickt sich

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