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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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nicht für alle!/Sehe jeder, wie er’s treibe,/Sehe jeder, wo er bleibe,/Und wer steht, dass er nicht falle!« »Hammer oder Amboss« soll man laut Goethe sein.
    Boetticher wusste 2010 noch nicht, dass er bald Hammer, also Ministerpräsident werden sollte. Und landete auf dem Amboss. Ein Lustmolch als eventueller Regierungschef, das gibt es nur in Bayern. Boetticher selbst hat es in seiner Rücktrittserklärung so formuliert: »Es gab im Frühjahr 2010 noch keinen Hinweis auf Neuwahlen.«
    Glück in der Liebe, Pech in der Politik. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Moral ist, wenn aus heiterem Himmel Landtagswahlen über eine verflossene Liebe hereinbrechen.
    Im Internet wie bei Facebook schläft die Konkurrenz nicht. Jeder anständige Beruf steht einem Lustmolch jedoch künftig offen.

27 . August 2011

Vollwaise mit Chuzpe
    Wie Außenminister Guido Westerwelle nachträglich Libyen von seinem Diktator Muammar al-Gaddafi befreit haben will
    »Chuzpe« schreibt sich wirklich so, kommt aus dem Jiddischen und heißt: Unverfrorenheit, unbekümmerte Dreistigkeit, Unverschämtheit. Aber das trifft es noch nicht ganz. Besser erklärt es der jüdische Witz: Chuzpe ist, wenn der Elternmörder vor Gericht auf mildernde Umstände plädiert, weil er Vollwaise sei. Ich denke, man könnte Chuzpe auch sehr gut mit Westerwelles letzten Auftritten definieren, der gleich zwei Witze in Chuzpe-Art, jetzt, wo es mit Gaddafi zu Ende geht, als ernstgemeinte politische Statements gerissen hat. Der erste: Die Aufständischen hätten gesiegt, weil Deutschland an vorderster diplomatischer Front für Sanktionen gegen Gaddafi gestritten habe.
    Wie bitte? Das sagt derselbe Außenminister, der versuchte, die Entschließung im Weltsicherheitsrat durch eine Enthaltung zu torpedieren. Und der tapfer verdrängt hat, dass er, wäre er durchgekommen mit seiner Haltung, die libyschen Aufständischen dem sicheren blutigen Ende durch Gaddafis Truppen ausgesetzt hätte. Es war eine Minute vor zwölf, als Westerwelle die Rettung durch Franzosen, Engländer und Amerikaner zu stoppen versuchte. Und rühmt sich nun, dass er diplomatisch als Vollwaise gehandelt hat. Jetzt, zum Zweiten, gibt er sich beleidigt, wenn man ihm vorwirft, er habe Deutschland isoliert. Wieso isoliert?, fragt er. Russland und China hätten doch mit uns gestimmt. Wir im Bunde mit den beiden lupenreinen Demokratien Russland und China, die oft aus Angst, Freiheitsbewegungen ins eigene Haus zu rufen, sie im Weltsicherheitsrat zu blockieren suchen?
    Ist das nun Chuzpe oder pure politische Dummheit, wenn man damit die engsten Freunde in EU und Nato vor den Kopf stößt? Die Kanzlerin hält kräftig mit: Sie freue sich, dass die Uno-Resolution zum Sieg über Gaddafi geführt habe. Auch Chuzpe? Oder Korrektur des Westerwelle-Ausspruchs: »Ich habe Libyen mit befreit«? Dann müsste der Rücktritt des »entmachteten Außenministers« (»Die Zeit«) die Konsequenz sein. Vorerst übt sich Westerwelle als »Rosinenpicker« (»Die Welt«). Aus dem Kohl-Interview, das mehr »Verlässlichkeit und Stetigkeit« in der Außenpolitik anforderte, suchte er sich die (ihn nicht betreffenden) Rosinen raus und sagte, den Rest habe er noch nicht gelesen. Auch das eine Form von Chuzpe. Oder soll man sagen: Feigheit?

3 . September 2011

Wäschetrockner in Schilda
    Die unromantischen Umwege der Sonnenenergie. Von einem Narrenspiegel aus dem Jahr 1597 und den Neuheiten auf der IFA
    Wissen Sie, was ein Schildbürgerstreich ist? Dann erzähle ich Ihnen einen. Einmal hatten die Schildbürger ein neues Rathaus gebaut. Leider hatte der Architekt die Fenster vergessen, und als die Bürger von Schilda in das Rathaus kamen, mussten sie jeder einen Kienspan (das war eine Art vorelektrischer Vorläufer der Energiesparbirne) mit sich tragen, um sich nicht die Köpfe aneinanderzustoßen. Und so überlegten sie, was denn zu machen sei. Und da die Schildbürger Narren waren, also richtige Superhirne, dachten sie: Wie trägt man Wasser in ein Haus? In Eimern und Töpfen. Wie also kriegt man Licht in das Rathaus? Indem man am Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht, das Licht einfängt und es mit Hilfe von Schaufeln und Hacken in Säcke und Töpfe verpackt. Die trägt man dann ins Rathaus, wo das Licht wieder ausgeschüttet wird. Und leuchtet! Nachhaltig, umweltfreundlich. Erneuerbar.
    Das war 1597 in dem Narrenspiegel von Friedrich von Schönberg. Heute wissen wir, das hätte fast klappen können, hätte es die Solarenergie

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