Frauenheld: Frauenheld
mich um, um weiterzuschlafen, und träume von der noch unbekannten Frau. Ich stelle mir vor, dass wir uns beide supertoll finden und schon nach kurzer Zeit miteinander knutschen. Basti auf dem Weg zum Glück. So kann man doch schön einschlafen.
***
Der Sonntag verläuft beinahe unspektakulär. Nur Zeus bringt mich wieder in eine peinliche Situation. Das Erste, was er immer macht, wenn wir auf eine andere Person treffen, ist schnuppern. Doch leider steckt er hierbei seine Schnauze in den Schritt des Gegenübers, und das mit einer Wucht, die die Begeisterung für meinen Hund sehr schnell ins Gegenteil umschlagen lässt.
Wir schlendern durch den Park, diesmal ist Zeus an der Leine, und treffen auf die Rentnerin vom Vortag.
»Da sind Sie ja wieder, Sie Schlingel! Aber anscheinend haben Sie aus Ihrem Fehler gelernt. So ist das schon besser!«, belehrt mich die Dame und zeigt dabei auf Zeus. Der macht das, was er immer macht. Wusch!
Wirklich Mitleid habe ich nicht. Soll sie mich doch einfach nicht ansprechen.
»Hören Sie, ich lasse ihn ja nur frei, wenn keiner im Park ist. Ich will schließlich niemanden erschrecken. Aber irgendwo braucht der doch auch seine Freiheiten«, versuche ich die Diskussion versöhnlich zu beenden. Wusch! Zeus sieht das wohl anders und langt noch mal hin. Das eh schon sehr zerknitterte Gesicht der Rentnerin gleicht jetzt einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ich ziehe Zeus schnell zu mir heran und will weitergehen.
»Sie Lümmel! Das ist nicht schön, was Ihr Köter da macht. Keine Erziehung, genau wie das Herrchen!«
»Er hat Sie nur begrüßt. Er ist ein Hund! Und zum Thema Erziehung lasse ich mich mit Ihnen sicherlich nicht aus.«
Nur weg hier, sonst bin ich noch schuld, wenn die Dame einen Herzinfarkt bekommt. Nach einigen Metern drehe ich mich um und sehe, dass wir nicht verfolgt werden. Glück gehabt. Die Frau steht immer noch da und schwingt fluchend ihren Spazierstock. Hoffentlich werde ich nicht so, wenn ich mal alt bin.
Den weiteren Tag verbringe ich mit Lesen. Auf Arbeit habe ich immer noch keine Lust. Ich erwische mich dabei, wie ich mehrmals auf mein Handy schaue und hoffe, dass ich eine Nachricht von Bianca bekomme. Aber nichts passiert. Soll ich ihr noch mal schreiben? Nein, das wäre wohl eine ganz dumme Idee.
***
Am Montag in der Agentur bin ich doch wirklich aufgeregt und freue mich auf den Abend mit Bianca. Ich habe heute Morgen lange geduscht, die nötigen Körperstellen rasiert und Parfum aufgelegt. Der erste Eindruck zählt bekanntlich. Und falls sie mir wirklich gefällt, soll sie mich auch ganz toll finden. Zusätzlich habe ich mein kleines Badezimmer von allen Julia-Resten befreit. Auf dem Regal über dem Waschbecken stand noch ein Deo von ihr, neben der Toilette lagen ihre Tampons, und in meiner Haarbürste befanden sich etliche Haare, die weder von der Farbe noch von der Länge her meine sein konnten. Wie oft habe ich Julia gesagt, dass sie nicht meine Bürste benutzen soll. Das nenne ich mal pure Ignoranz. Es könnte ja sein, dass Bianca mit zu mir kommt. Wie sähe das denn dann aus? Den Schmetterlingsduschvorhang habe ich abgenommen und durch den einfachen weißen aus der Zeit vor Julia ersetzt. Manchmal lohnt sich das Aufbewahren doch. Vielleicht hebe ich auch die Tampons auf?
Die Arbeit im Büro langweilt mich. Ich sitze an meinem Schreibtisch und schaue aus dem Fenster auf die belebte Straße. Gegenüber sitzt Nils. Auch hier sind wir wieder völlig verschieden. Mein Tisch ist komplett unaufgeräumt, und seiner sieht überhaupt nicht nach Arbeit aus. Er heftet alles immer fein säuberlich ab. Mein Vater sagte oft, wer so ordentlich ist, ist nur zu faul zum Suchen. Ein Schreibtisch ist doch zum Arbeiten da und kein Museum.
Die liegengebliebene Kalkulation muss jetzt endlich geschrieben werden. Wie viele Drehtage braucht man wohl für einen Werbefilm über einen Freizeitpark? Was machen wir, wenn es regnet? Wird der Park für uns gesperrt? Oder können wir nur am frühen Morgen drehen? Mein Chef Arthur kümmert sich um nichts anderes, als die Aufträge an Land zu ziehen. Über den Rest macht er sich keine Gedanken. Ein kleiner, dicker Mann, der sich den ganzen Tag über alles und jeden aufregt. Ich nenne ihn gerne Louis de Funès’ kleinen Bruder. Wenn der so weitermacht, war sein 55. Geburtstag auch sein letzter.
Der Auftraggeber zahlt jedenfalls erst dann einen Vorschuss, wenn die Kalkulation vorliegt. Also hängt wieder alles an mir. Na danke! Mir
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