Frauenheld: Frauenheld
fehlen so viele Preise. Aber es nutzt nichts. Ich muss wohl erst mal eine Telefonlawine starten. Hm, wer weiß, vielleicht haben sich die Preise auch gar nicht verändert. Ich nehme einfach die alten Zahlen. Merkt der Kunde sowieso nicht. Zur Sicherheit baue ich einfach einige Reservedrehtage ein. Und wenn ich mich jetzt beeile, kann ich noch schnell in die Stadt fahren und mir ein neues Hemd kaufen. Frauen stehen doch auf gut gekleidete Typen. Und mein Outfit ist wichtiger als so ein blöder Werbefilm. Hier geht es um mein persönliches Glück! Ich kopiere die Preise und melde mich im Büro ab.
»Du, Nils, ich fahr mal zu Balloni«, lüge ich. In dem Laden bekommt man vom Luftballon bist zur Kerze einfach alles, was man für Präsentationen und zur Ausstattung gebrauchen kann.
»Warum schaust du dir ihr Angebot nicht im Internet an?«
»Ach, du weißt doch, da ist nicht alles drin. Dauert auch nicht lange. Gehst du für mich an meinen Apparat?«, frage ich so weich, als wäre ich alles andere als heterosexuell.
»Na klar!«, antwortet der mir treu ergebene Nils und verzieht dabei sein Gesicht zu einem breiten Lächeln.
Gut, die Hürde habe ich schon mal genommen. Nils ist ein netter Kerl, aber als der liebe Gott die Intelligenz verteilt hat, stand er nicht in der ersten Reihe. Er ist sehr einfach gestrickt. Allerdings lebt er in seiner Einfachheit echt prima. Er ist verheiratet, wird bald Papa und hat den am besten organisierten Schreibtisch der ganzen Agentur. Vielleicht mag ich ihn aber auch deshalb gern!?
***
Ich springe in meinen Smart und fahre zum Herrenausstatter. Egal, wann man durch Köln fährt, überall staut es sich. Und dann findet man keinen Parkplatz. Auch heute wieder dasselbe Problem. Und das mit einem Smart. Ich entscheide mich für die Ladezone vorm Geschäft. Es wird schon nicht sofort eine Politesse kommen.
Ich flitze in den Shop. Meine Wahl ist schnell getroffen. Ein rotes, gestreiftes Hemd. Gestern habe ich gelesen, dass Rot Paarungswilligkeit signalisiert. Und günstig ist es auch noch. Also mache ich doch alles richtig.
Als ich zum Auto zurückkomme, sehe ich, wie sich eine Politesse meine Nummer notiert. Sie ist ungefähr 160 cm groß und wohl auch fast genauso schwer. In ihrer blauen Uniform wirkt sie wie eine kleine Presswurst.
»Entschuldigung! Sie schreiben mich doch gerade nicht etwa auf, oder?«, rufe ich ihr zu und versuche dabei, absolut Mr. Charming zu sein. Ich strahle sie regelrecht an.
»Dat is hier ne Ladezone und keine Parkzone. Natürlisch schreibe ich Sie auf!«, entgegnet sie mir schroff. Im Gegensatz zu meinem ist ihr Gesichtsausdruck nicht gerade freundlich.
»Das waren doch nur fünf Minuten. Ehrlich. Und ich belade doch. Sehen Sie hier, meine Tüte …«, sage ich und lächle sie an, als hätte sie soeben den ersten Preis bei einem Schönheitswettbewerb gewonnen.
»Wollen Sie misch veralbern? Das versteht man nicht unter Ladung. Dat kleine Tütchen können Sie doch durch die halbe Stadt tragen, ohne sich einen Bruch zu heben«, schmettert sie mir kopfschüttelnd entgegen und produziert noch mehr Falten in ihrem Gesicht.
Das nennt man wohl Bauchlandung. Die findet mich so attraktiv wie ich Cindy aus Marzahn. Seelenruhig tippt die Frau vom Ordnungsamt weiter irgendwelche Daten in ihren Handcomputer ein. Das macht mich wahnsinnig.
»Gute Frau, bekommen Sie eigentlich Prozente für jedes Knöllchen? Jetzt hören Sie doch bitte auf damit, und wir regeln das so«, fordere ich sie auf. Mein Strahlen habe ich abgestellt, jetzt versuche ich es mal mit einer Portion Dominanz.
»Erstens hören Sie auf, mich zu beleidigen. Ich bin nicht ihre ›gute Frau‹. Und zweitens tue ich nur meine Pflicht.«
»Seit wann ist ›gute Frau‹ eine Beleidigung? Wenn ich jetzt sagen würde, sie seien eine fette, frustrierte Schnepfe, dann hätten Sie recht. Das wäre wirklich eine Beleidigung. Aber das sage ich ja nicht. Ich sage lediglich ›gute Frau‹!«
»Hören Sie jetzt auf! Sonst kommt zum falschen Parken noch eine Straftat dazu«, schnauft mich die Ordnungshüterin an. Dabei entdecke ich eine neue Fähigkeit an ihr: Sie kann in Sekunden einen hochroten Kopf bekommen.
»Dann hören Sie doch endlich auf, mich aufzuschreiben. Ich habe nicht geparkt, sondern nur kurz gehalten«, versuche ich sie zu belehren.
»Und das ist nur zum Be- und Entladen erlaubt«, erwidert sie und lächelt mich plötzlich an.
Es gibt so Momente, da könnte ich nicht nur schreien, sondern ich
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