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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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könnte auch gewalttätig werden. Aber bei dem Kampfgewicht meiner Gegnerin hätte ich absolut verloren. Ich gebe auf und steige ein. Mein Schnäppchenhemd ist jetzt gerade zum Gegenteil mutiert. Jetzt bin ich der Frustrierte und fahre zurück ins Büro.
    ***
    »Und, was gefunden?«, fragt mich Nils.
    »Leider nichts Besonderes. Die bekommen wohl erst nächste Woche Neues rein«, lüge ich. Eigentlich finde ich es blöd, unehrlich zu sein. Aber wenn man damit anfängt, muss man auch damit fortfahren. Ich gehe noch mal die Kalkulation durch. Ach was, wird schon passen. Ich drucke sie aus und lege sie meinem Chef auf den Tisch.
    Pünktlich um 18 Uhr mache ich Feierabend. Ich schreibe Bianca kurz eine SMS .
    So, Feierabend. Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag. Bis gleich.
    Ich bekomme zwar keine Antwort, denke mir aber, dass das sicherlich an der Sparsamkeit einer Studentin liegt.
    ***
    Ich fahre nach Hause und stelle mein Auto ab, dann springe ich zur U-Bahn. Vielleicht bleibt es ja nicht beim Kaffee, und dann ist das Auto blöd. Außerdem: Mit Alkohol wird doch alles lockerer.
    Um 18:50 Uhr komme ich vor dem Starbucks an. Auf dem Hohenzollernring herrscht reges Treiben. Ich postiere mich direkt vor der Leuchtreklame. Was die Gäste im Ladenlokal, die mich durch die große Fensterfront beobachten können, wohl über mich denken?
    Ich überlege, ob ich mir eine Zigarette anzünden soll. Nein, Basti, schlechter Plan. Stell dir vor, sie kommt auch schon früher und sieht dich. Dann hast du gleich einen Minuspunkt. Auf der anderen Seite will ich doch ehrlich sein. Sie soll wissen, dass ich ein Gelegenheitsraucher bin.
    Nein, ich rauche später. So süchtig bin ich auch wieder nicht. Ich kann warten.
    Ich gehe auf und ab. Bei jeder Frau, die auch nur annähernd Bianca sein könnte, bleibe ich stehen. Dafür ernte ich so manchen seltsamen Blick.
    19 Uhr. Ich bin mega aufgeregt. Warum eigentlich? Bis vorgestern war ich noch liiert. Vielleicht liegt es an ihrem Alter. So oft lerne ich keine 22-Jährige mehr kennen.
    19:05 Uhr. Also, pünktlich ist sie nicht. Vielleicht hat sie ja die Bahn verpasst. Nur weil ich selber immer rechtzeitig da bin, kann ich das nicht von anderen erwarten. Und Frauen sind meistens unpünktlich.
    19:10 Uhr. Ich nehme mein Handy aus der Tasche. Kein Anruf. Keine SMS . Ob ich versetzt werde? Wieso sollte sie?
    Weitere fünf Minuten später beschließe ich Bianca anzurufen. »Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen.« Die sitzt bestimmt in der Bahn und hat keine Funkverbindung. Dann wird sie ja gleich hier sein.
    Um kurz vor halb acht versuche ich wieder, sie anzurufen. Erfolglos. Das war ja ein tolles erstes Date!
    Es ist jetzt Viertel vor acht. Ich gehe nach Hause. Blöde Kuh! Ich bilde mir ein, dass mir die Kaffee-Junkies mitleidvolle Blicke zuwerfen. Sieht man mir an, dass ich versetzt worden bin? Aber vielleicht ist ja auch was Schlimmes passiert? Oder sie ist krank geworden? Oder sie hat Samstagabend in der Disco einen coolen Typen kennengelernt? Internet kann doch nichts und ist absolut abtörnend.
    Auf dem Heimweg komme ich wieder an einem Plakat von »Friendscout« vorbei. Ich lache dabei über mich selber. Ich greife ja volle zehn Punkte ab. Erst trenn ich mich von meiner Freundin, und dann lass ich mich auch noch versetzen. Von einer Internetmaus.
    Vor zwei Jahren, zu meinem 30. Geburtstag, hat ein Kumpel zu mir gesagt: »Mit dreißig wird alles besser, glaube mir! Ich bin jetzt schon 34. Ich habe noch nie so großen Erfolg bei Frauen gehabt. Ich verdiene immer mehr Geld und kann mir schöne Dinge leisten. Wart‘s nur ab, dir wird es auch so gehen!«
    Ganz toll! Nicht ein Punkt davon stimmt. Der absolute Womanizer bin ich nicht geworden. Ich verdiene zwar mehr Geld, aber mit 32 will man sich auch nicht ständig von McDonald‘s-Fastfood ernähren. Also gibt man auch mehr aus. Aber man kann sich ja Vieles schön reden. Ich bin auf jeden Fall bedient.
    Zu Hause angekommen, schaue ich auf meinen AB . Keine Nachrichten. Ich bestelle mir einen Salat und ein paar Nudeln beim italienischen Lieferservice und verzieh mich auf die Couch. Ein Gutes hat der Tag dann doch noch: Wie durch ein Wunder geht mein Fernseher wieder. Ich wusste doch, dass ich alles bezahlt hatte.
    ***
    »Na, wie war dein Date gestern?«, will Nils wissen. Hätte ich doch mal meine Klappe gehalten. Nicht nur, dass ich einen blöden Abend hatte. Jetzt zieht gleich auch noch mein Kollege über mich

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