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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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her.
    »Ganz gut. Sah supersüß aus«, lüge ich.
    »Und, hast du sie ins Bett gekriegt?«, legt Nils forsch nach und grinst mich dabei an.
    »Nils, das war nicht mein Ziel. Wir haben uns drei Stunden toll unterhalten und uns fürs Wochenende wieder verabredet.«
    »Also hat sie dich nicht rangelassen!?« Sein Grinsen wirkt jetzt auch noch mitleidig.
    »Wir saßen in einem Café. Schon vergessen? Ich will gar nicht am ersten Abend Sex.« Wäre ich Pinocchio, würde meine Nase jetzt bis zu Nils‘ Schreibtisch reichen.
    »Wer’s glaubt …« Er dreht sich von mir weg.
    Basti, wie kann man nur so lügen! Du hast diese Frau nicht einmal getroffen, und sie schafft es schon, dass du unehrlich zu deinen Freunden wirst. Ab heute wird keiner mehr angelogen. Und über deine Dates hältst du dich besser erst mal bedeckt.
    Ein lauter Schrei reißt mich aus meiner Frustration.
    »Schwenk! Kommen Sie sofort in mein Büro!«
    Mein Chef hat trotz seiner geringen Größe ein Organ, das jedem Düsenjet Konkurrenz machen könnte. Ich stehe sofort auf und eile zu ihm.
    Wie ein Patriarch thront Arthur hinter seinem schweren, dunklen Schreibtisch. Es gibt keine Stühle, auf die man sich setzen könnte. Mich erinnert das immer an meine Schulzeit, wenn ich zum Direktor musste. Der Herrscher sitzt und der Untergebene kniet am besten vor ihm. Die Wände sind überzogen mit Auszeichnungen und Urkunden der Werbewirtschaft. Dazu kommen noch Fotos mit meinem Chef und irgendwelchen Prominenten. Auf seinem Schreibtisch ist ein Bild von einer Krokodiljagd zu sehen. Arthur hält in der rechten Hand ein Gewehr, und mit dem linken Fuß steht er auf einem toten Tier. Der Mann hat echt tolle Hobbys. Daneben noch ein kleines Foto seiner wohl dritten Frau. Auf jeden Fall ist sie zwanzig bis dreißig Jahre jünger als er.
    »Schwenk, was ist das für eine schwachsinnige Kalkulation? Saufen Sie während der Arbeitszeit? Oder sind Sie schon senil?«, brüllt er mich an.
    »Wieso? Was ist denn falsch?«, antworte ich kleinlaut. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass es wichtig ist, erst mal kleine Brötchen zu backen, wenn man noch nicht weiß, wo der Fehler liegt.
    »Ach, Sie wissen nicht, wo der Fehler liegt? Haben Sie ein Brett vorm Kopf? Junge, was ist denn los mit Ihnen?« Mitten im Satz wird er plötzlich ganz weich und lieb und lächelt mich an. Er ist absolut nicht kalkulierbar.
    »Ich verstehe nicht ganz. Wir reden doch über die Kalkulation für den Freizeitpark, oder?« Mir ist wirklich kein Fehler bewusst. Gut, die Preise sind nicht aktuell, aber das weiß der doch nicht.
    »Mann, Mann, Mann, hier muss man alles selber machen. Wofür bezahle ich Sie denn? Unser Kunde hat mich eben ausgelacht. Das seien Fantasiepreise. Wir wären zehnmal teurer als jede andere Agentur. Und dann habe ich mir die Preise mal genau angeschaut. Seit wann kostet denn ein Kamerateam fünftausend Euro am Tag, Herr Schwenk?« Arthur blickt mich entsetzt an.
    Oh verdammt, welcher blöde Fehler ist mir denn da passiert? Natürlich kostet das keine fünftausend Euro, sondern maximal sechshundert. Habe ich eine Null zu viel geschrieben?
    »Das muss ein Fehler sein!«, gebe ich zu.
    »Fehler ist gut. Dann erklären Sie mir mal, wie Sie bei einem Dreh in Köln auf Flugkosten von zehntausend Euro kommen. Brühl ist zwanzig Kilometer entfernt! Sind Sie denn wahnsinnig?« Nun schreit er wieder und wirft mir die Kalkulation entgegen.
    »Hier, die können Sie sich unter den Weihnachtsbaum legen oder zum Anzünden Ihres Arbeitsvertrages benutzen! Der Auftrag ist geplatzt. Sie Vollhirni! Schwenk, noch ein Mal so ein Fehler, und Sie sind draußen!«, brüllt Arthur mich mit hochrotem Kopf an.
    »Es tut mir leid, da muss ich beim Abspeichern etwas falsch gemacht haben«, gebe ich kleinlaut zu.
    »Gehen Sie jetzt einfach. Ich bin enttäuscht. Sie wissen, ich brauche nicht mehr zu arbeiten. Ich mache hier nur noch weiter, damit Sie und Ihre Kollegen nicht auf der Straße stehen. Aber dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen. So, jetzt gehen Sie mal in sich, mein Junge, und lernen Sie daraus!«, entlässt mich Arthur. Diese Oberlehrernummer hasse ich an ihm.
    Ich verkrieche mich in mein Büro und ernte einen mitleidvollen Blick von Nils. Der Fehler ist schnell gefunden. Anstatt der Preise einer Inlandsproduktion habe ich die von einer Auslandsproduktion genommen. Mensch, Basti, bist du dämlich! Und das nur, weil du deine Hormone nicht im Griff hast und lieber an den nächsten Rock

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