Frauenheld: Frauenheld
aussehen. Vielleicht liegt es auch an der Ruhe und den sehr disziplinierten Kellern, die einem wirklich jeden Wunsch von den Lippen ablesen.
Wir stehen noch in der Tür, als uns schon einer begrüßt und mir meine Jacke und Nadine ihren Mantel abnimmt. Wir dürfen wählen, ob wir in den Raucher- oder Nichtraucherbereich wollen. Bevor ich was sagen kann, entscheidet Nadine: »Wir nehmen den Raucherbereich«, sagt sie zielsicher.
Ich bin überrascht und auch froh. Zumindest in dem Punkt wird es schon mal keinen Streit geben.
Im Bellini werden sich kaum Internetdates treffen. Umso mehr habe ich Angst davor, dass jemand mitbekommt, dass es bei uns eins ist. Also versuche ich mit Nadine so vertraut wie möglich umzugehen.
Wir wählen einen Tisch, an dem wir noch keine Nachbarn haben. Bis dort jemand kommt, haben wir die klassischen Kennlern-Themen sicherlich durch. Ich erzähle Nadine kurz von meinem Job, von meinen gelegentlichen Besuchen im Fitnessstudio, welches Buch ich als letztes gelesen habe, welcher Film mich mitgerissen hat, von der Trennung von Jule, was mir in einer Beziehung wichtig ist, und sie hört mir dabei sehr interessiert zu.
»Jetzt erzähl mir doch erst einmal, wie du so deine Freizeit verbringst. Und was arbeitest du eigentlich?«, frage ich sie schließlich.
»Damit, Freunde zu besuchen, meine Wohnung in Schuss zu halten und natürlich viel im Internet zu sein. Eigentlich ein ganz normales Leben. Beruflich bin ich in der Marketingabteilung von ›Helden-Bier‹. Kennst du das?«
»Ich habe es schon gesehen, aber noch nicht getrunken. Sollte ich das mal machen?«
Unser Gespräch wird vom Kellner unterbrochen. Ich bestelle für uns beide. Nadine hat sich als Vorspeise ein Carpaccio ausgesucht und für danach die Seezunge. Ich entscheide mich für Vitello tonnato und nehme den Wolfsbarsch. Was für ein Festessen! Dazu bestelle ich eine Flasche weißen Sancerre.
In mir brennt es, endlich zu erfahren, was Nadine von mir hält und ob ich wirklich nicht ihr Typ bin. Aber ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, sie das zu fragen. Basti, bleib ruhig. So schlecht kann sie dich nicht finden, sonst hätte sie nicht auch eine Vorspeise gewählt. Aber vielleicht mag sie einfach nur gutes Essen und denkt sich, wenn schon kein prickelnder Typ, dann wenigstens das.
Während Nadine mir noch vom »Helden-Bier« vorschwärmt, wird schon die Vorspeise serviert.
»Und, habe ich zu viel versprochen?«, frage ich sie nach den ersten Bissen.
»Auf was bezieht sich deine Frage? Das Carpaccio ist wirklich gut.«
»Und was ist nicht gut?«, bohre ich nach.
»Ich seh es dir an. Du willst wissen, ob ich dabei bleibe, dass du nicht mein Typ bist«, sagt sie, ohne mir zu antworten. Die macht sich daraus auch noch einen Spaß. Verraten meine Augen mich wirklich? Ich versuche cool zu bleiben.
»Keine Ahnung, was du in meinen Augen liest. In erster Linie wollte ich nur wissen, ob dir das Restaurant gefällt. Aber wo wir schon dabei sind, kannst du mir die andere Sache auch verraten.«
»Du bist ein sehr ungeduldiger Mensch, Bastian. Also gut: in natura besser als auf dem Foto. Und du bist sehr sympathisch, aber mein Typ bist du immer noch nicht.« Nadine schaut mich mitleidig an. Das gefällt mir gar nicht.
»Bist du da festgefahren, oder kann sich das noch ändern?«
»Ist das so wichtig? Bin ich denn deine Favoritin?«
»Was heißt ›wichtig‹? Klar möchte ich dir gefallen!« Ich zeige ihr mein bestes Lächeln. »Ich finde dich nicht schlecht, sonst wäre ich ja wohl gar nicht erst mit dir ins Restaurant gefahren«, lege ich nach.
»Bis jetzt habe ich es noch nie erlebt, dass sich meine Meinung so stark geändert hätte. Aber ich finde dich sehr interessant, Bastian.«
Also, erfolgreich sieht anders aus. »Interessant«! Ich bin doch kein Kunstobjekt. Ich überlege kurz, ob ich das Date beenden soll, aber Nadine unterbricht mich in meinen Gedanken.
»Weißt du, Basti, es ist wirklich schön, hier mit dir zu sitzen. Lass uns doch den Abend nicht zerstören, weil wir nicht direkt wie zwei Notgeile übereinander herfallen. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin mir nicht ganz sicher, was mein Typ ist. Bislang hat es halt noch nicht klick gemacht«, tröstet mich Nadine.
»Ach, du weißt doch, eine Niederlage steckt keiner gerne ein. Ich will ja einfach nur glücklich werden. Natürlich hofft man bei jedem Date, dass es sich um die Richtige handelt. Und da ich in den letzten Wochen nicht mit Glück überschüttet
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