Frauenheld: Frauenheld
arbeiten.
»Der Schmarren war auf ›verzweifelt‹ und ›untervögelt‹ bezogen. Und, woher kennt ihr euch?«, lenke ich ab. Das ist diese Frage, die ich nie hören möchte. Was interessiert es mein Gegenüber, woher man sich kennt. Aber Jens hat es nicht anders verdient. Jetzt soll er doch mal die Hosen runterlassen.
»Aus dem Internet. Wir sehen uns heute zum dritten Mal«, antwortet er.
Ich bin baff. Selbst er trifft sich mit Frauen aus einer Online-Partnerbörse. Und hat dabei noch nicht mal Scheu, es zuzugeben. Anscheinend lernt er all die guten Mädels kennen. Unglaublich. Was mache ich denn falsch? Oder haben wir beide das Gleiche erlebt?
»Ach kommt, ihr flachst mich. Echt? Das hätte ich nicht gedacht. Hattet ihr denn viele andere Dates, bevor ihr euch gefunden habt?«
»Na klar. Das klappt nicht beim ersten Mal. Ein Internetdate ist nichts anderes als eine Discobekanntschaft. Nur nicht aufgeben ist die Devise«, sagt Jens stolz und knabbert dabei wieder an Nina herum. Können die sich das nicht aufheben, bis sie alleine sind? Oder zumindest, bis ich weg bin?
»Ich hätte mich auch mit dir getroffen, aber Jensilein war schneller«, steuert Nina lachend bei und gibt ihm einen Kuss auf den Mund.
So viel Ehrlichkeit an einem Abend bin ich nicht gewöhnt. Ich trinke mein Kölsch in einem Zug aus.
»Na, ich will das junge Glück nicht länger stören, ich muss morgen auch früh raus. Dann euch noch viel Spaß!« Ich klopfe auf die Theke und mache mich auf den Heimweg.
Nicht aufgeben ist die Devise! Wenn Jens und Nina das schaffen, dann will auch ich weiter suchen. Es muss doch eine Frau für mich geben!
Zu Hause erwartet Zeus mich schon mit einem freudigen Schwanzwedeln. Ich bin froh, das er mich nicht jedes Mal mit einem Wusch begrüßt. Wer weiß, welche körperlichen Folgen das auf die Dauer hätte. Wenigstens einer, der mich bedingungslos liebt.
Da fällt mir ein, dass ich Zeus als Welpe auch im Internet gefunden habe. Ich leine ihn an, und wir gehen Gassi.
***
Am nächsten Morgen komme ich gut gelaunt ins Büro. Ich hatte zwar keinen Sex, habe aber gute Neuigkeiten für meinen Chef. Nils sieht weniger glücklich aus.
»Hey, wie war dein Wochenende?«, will ich wissen.
»Frag nicht. Kim hatte wieder diese typischen Schwangerschaftssymptome. Für einen Moment überglücklich, und dann wieder zu Tode betrübt. Sie hat mich heute Nacht um drei Uhr zur Tanke geschickt, um ihr ein Split-Eis zu kaufen«, legt Nils los wie ein Wasserfall. Anscheinend hat er nur darauf gewartet, seinen Frust irgendjemandem zu erzählen.
»Ich dachte, das wären immer nur Ammenmärchen!« Ich setze mich zu Nils, um ihm zu zeigen, dass ich ein guter Freund bin.
»Das dachte ich auch. Aber es ist Realität. Als ich ihr das Eis ausreden wollte, schrie sie mich an, dass ich ein schlechter Partner wäre. Immerhin hätte sie die ganze Last zu tragen, sähe aus wie ein Nilpferd und würde durch die Tritte des Babys nachts geweckt. Es wäre doch dann wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich für das leibliche Wohl sorgen würde.«
»Und was hast du dann gemacht?«
»Ich habe mich umgedreht und weitergeschlafen. Nein, natürlich nicht. Ich bin aufgestanden und musste drei Tankstellen anfahren, um das blöde Eis zu bekommen. Es durfte ja nur ein Split-Eis sein. Als ich dann zu Hause ankam, schlief sie seelenruhig!«
»Hey, tut mir echt leid. Aber du hast es ja bald geschafft. Und dann entschädigen dich die Vaterfreuden dafür«, versuche ich Nils aufzubauen.
»I hope so«, sagt Nils und wir werden vom klingelnden Telefon unterbrochen.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schreibe gleich das Angebot für Nadine.
»Du bist ja schon ganz schön fleißig. Oder ist es kein Bürokram? Basti, wenn du jetzt schon am Arbeitsplatz chattest, musst du dich nicht wundern, wenn Arthur dich doch feuert«, stellt Nils fest.
Ich erzähle ihm von meinem Date und den Folgen.
»Na, das klingt ja super. Geh doch mal direkt zu Arthur. Der scheint keinen guten Montagmorgen zu haben. Vielleicht verhindert diese Meldung seinen baldigen Herztod.«
Ich tippe noch die letzte Seite zu Ende. Ich habe mir einen ganz einfachen Spot einfallen lassen: Ein Typ surft im Internet. Er wirkt einsam. Dabei trinkt er irgendein Bier. Die Stimmung ist trostlos, und das Bier schmeckt auch eher schal. Plötzlich klingelt es an der Tür und einige Freunde kommen in seine Wohnung. Unter dem Arm mehrere Sixpacks von »Helden-Bier«. Jeder macht sich ein Bier
Weitere Kostenlose Bücher