Frauenheld: Frauenheld
bedrängen. Du musst selber wissen, was du verpasst.«
»Kann schon sein, aber das wäre dann eben nur Sex. Und das wollen wir doch beide nicht. Und deiner beruflichen Karriere wäre ein Schäferstündchen auch nicht förderlich. Sind wir doch mal ehrlich, was nützt mir ein super gut aussehender Typ mit tollem Charakter, wenn er mich im Bett nicht befriedigt?«
»Mann, Nadine, du klingst so wahnsinnig abgeklärt. Kann ich dich auch irgendwie aus der Reserve locken?«, frage ich und stelle fest, dass mich ihre Beschreibungen doch eher geil gemacht haben. Nicht, dass ich wirklich auf Sadomaso und Fesseln stehe, aber Analsex kann ab und zu auch gut sein. Basti, du klingst wie ein kleiner, perverser, pubertierender Junge. Du suchst Liebe und Beziehung. Und die fängt sicherlich nicht mit Analsex an.
»Ich spreche nur das aus, was ich denke. Und du musst ja auch nicht immer alles und direkt am ersten Treffen haben«, sagt sie und klingt dabei zwar resolut, aber auch sehr freundlich.
Da mir der Abend gefallen hat und ich natürlich auch auf den Auftrag scharf bin, bezahle ich schließlich die Rechnung. Nadine murrt zwar etwas, aber im Prinzip ist sie da dann doch wie jede Frau und lässt sich gerne einladen.
Während ich sie nach Hause fahre, tippt sie noch meine geschäftlichen Daten in ihr Handy. Als wir vor ihrer Tür stehen, überlege ich noch kurz, ob ich einen Kussangriff starten soll, aber Nadine kommt mir wieder einmal zuvor.
»Es war echt schön mit dir, Bastian. Danke für die Einladung, und wir telefonieren dann morgen mal miteinander«, sagt sie, beugt sich zu mir rüber und küsst mich, leider ohne Zunge, auf den Mund. Eins hat sie wirklich drauf: Sie kann Männer um den Finger wickeln. Ich habe den ganzen Abend über nicht gemerkt, wie schnell und angenehm die Zeit vergangen ist. Bislang ist sie die positivste Erfahrung aus dem Internet. Und das sogar ohne Sex.
»Ja, fand ich auch. Also, schlaf gut, Hübsche!«, verabschiede ich mich anständig.
***
Ich will noch nicht nach Hause und beschließe, ein Kölsch im Belgischen Viertel zu trinken. Am Gonzales, einer mexikanischen Bar, sehe ich Jens am Tresen stehen. Köln kann manchmal doch wie ein Dorf sein. Es gibt Tausend Kneipen, und doch treffe ich bekannte Gesichter. Ich hoffe, Zeus verzeiht mir, dass er noch ein wenig länger warten muss, bis wir Gassi gehen.
Außer der Speisekarte erinnert der Laden überhaupt nicht an eine mexikanische Kneipe. Auch wenn ich noch nie in Mexiko war, stelle ich es mir anders vor. Die Einrichtung besteht aus mittelbraunen, rustikalen Tischen. An den Wänden hängt aller mögliche Schnick-Schnack. FC -Poster, Route-66-Schilder, Fotos von Promis, die einmal im Lokal waren, und irgendwelche vergilbten Urkunden, die keiner mehr lesen kann. Trotzdem wirkt es hier gemütlich.
Jens freut sich riesig, mich zu sehen. Allerdings kann es auch daran liegen, dass sein Bierdeckel schon etliche Striche bekommen hat.
»Hey, Frauenheld! So spät noch unterwegs?«, begrüßt er mich.
»Wenn’s so weitergeht, werde ich noch schwul.«
»Was ist denn heute wieder passiert? Schon wieder versetzt worden?«
»Nein, schlimmer. Ich habe eine echt prima Frau kennengelernt.«
»Und warum willste dann schwul werden?«
»Sie will mich nicht. Ich bin nicht ihr Typ. Wir haben uns super verstanden, aber bislang no way«, erkläre ich.
»Puh. Schwierig. Du hast aber auch komische Dates. Wusstest du nicht vorher, dass es so sein würde?«
»Doch, eigentlich schon. Ach, ist auch egal. Ist einfach blöd. Jens, ich will endlich die Richtige treffen«, jammere ich.
»Das will doch jeder. Nimm dir doch nicht immer alles so zu Herzen. Life will go on.«
In diesem Moment sehe ich neben Jens eine Handtasche auf dem Tresen stehen, und im gleichen Augenblick kommt eine hübsche, knackige Blondine zu uns.
»Man kann dich wirklich keine fünf Minuten aus den Augen lassen. Du bist nie alleine. Hi, ich bin Nina!« Sie strahlt mich mit einem »Dr. Best wird neidisch«-weiße-Zähne-Lächeln an.
»Nina, das ist Basti. Gut aussehend, Single und hoffnungslos verzweifelt und untervögelt. Hast du nicht noch eine Freundin?« Jens küsst sie so zärtlich auf den Hals, dass ich ganz neidisch werde. Bin ich schon so hilflos, dass ich verkuppelt werden muss? Endgültig stopp!
»Ha, ha, ha. Hi, grüß dich. Diese Scherze von Jens. Ich bin zwar Single, aber der Rest ist Schmarren.«
»Du findest dich hässlich?«
Ich muss wirklich an meiner Rhetorik
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