Frauenheld: Frauenheld
worden bin, hätte ich gerne das Gegenteil gehört.«
Sie erhebt ihr Glas, um mit mir anzustoßen.
»C’est la vie. Ich finde es trotzdem schön, mit dir hier zu sein!«, sagt Nadine und lächelt mich dabei an.
***
Mit der Zeit sorgt der Wein dafür, dass ich latent geil werde. Basti, halt dich zurück! Das gibt nur Probleme. Sie hat dir gerade gesagt, dass sie nicht auf dich abfährt. Akzeptiere das! Ihr versteht euch doch gut. Und Freunde können auch nicht schaden.
Zu meinem Vorsatz, nicht mehr lügen zu wollen, gesellt sich ein weiterer: kein Alkohol mehr bei einem Date. Einfach schnell an etwas Unerotisches denken. Nur was? Ich stelle mir den 0900- TV -Spot »Reife Frauen warten auf Dich!« vor. Dort rekeln sich Frauen jenseits der sechzig in Dessous.
Es klappt. Meine Geilheit verfliegt.
Ich wechsele das Thema und frage Nadine nach ihren bisherigen Beziehungen. Ich erfahre, dass sie bis vor einem Jahr in einer sehr langen Partnerschaft war. Schließlich hat er sie und sie ihn betrogen, worauf sie beschlossen hat, das Thema Beziehung einzufrieren. Sie verstehen sich aber immer noch gut.
»Hast du mal gefragt, warum er fremdgegangen ist?«, will ich wissen.
»Das ist aber eine sehr intime Frage. Ich wollte hier keinen Seelenstriptease machen. Sagen wir mal so, er hat bei mir nicht mehr die sexuelle Erfüllung gefunden, und ich auch nicht mehr bei ihm. Man entwickelt sich halt weiter.«
»Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.«
»Der kleine Basti darf zwar alles fragen, aber nicht alles wissen!«, kontert Nadine. Eine kurze Pause entsteht zwischen uns. Dann nippt Nadine an ihrem Glas und lächelt mich wieder an.
»Ich habe dich noch gar nicht gefragt, was du beruflich genau machst«, lenkt Nadine ab, während wir uns den Hauptgang schmecken lassen.
»Wir sind eine klassische Werbeagentur. Haben einen cholerischen Chef und ganz gute Kunden.«
Ich berichte ihr von meinen Alltag und merke, wie enttäuscht ich darüber bin, dass ich bei Nadine nicht landen kann.
»Aber vielleicht kann ich mir auch bald eine neue Stelle suchen. Dank ›Friendscout‹ habe ich einen ziemlichen Bock geschossen. Braucht ihr nicht zufällig eine neue Agentur, die eigentlich auch sehr sauber arbeitet?«, frage ich ohne nachzudenken. Um kein schlechtes Licht auf unsere Agentur zu werfen, erzähle ich Nadine, wie es zu meinem Fehlverhalten kam.
»Irgendwann kommt jede Lüge heraus«, erwidert sie. »Wir wollen einen neuen Kinospot produzieren, und theoretisch könnt ihr noch mitpitchen. Aber seid ihr dafür überhaupt groß genug? Es macht nur Sinn, wenn ihr so einen Job auch bewerkstelligen könnt.«
Und plötzlich bekommt das Date eine ganz andere Wendung. Eine etwas andere Art des Glücks. Nicht die der Beziehung oder der sexuellen Erfüllung, sondern die Hoffnung, dass ich meinen Fauxpas bei Arthur eventuell wieder ausbügeln kann.
»Lass es uns doch versuchen«, biete ich Nadine an.
»Und wie willst du deinem Chef erklären, wie du an den Auftrag gekommen bist?«
»Ist es denn verboten, abends in eine Kneipe zu gehen und Kontakte zu knüpfen?« Ich erhebe mein Glas, um ihr zuzuprosten.
Nadine lässt sich drauf ein. Im Prinzip hat sie auch nichts zu verlieren. Sie erklärt mir, worauf es bei dem Spot ankommt und verrät mir, wie viel Geld da ist. Das ist zwar nicht fair gegenüber den anderen, aber was ist schon fair im Leben.
Beim Dessert taste ich mich noch mal vorsichtig an Nadines sexuelle Vorlieben heran.
»Du, ich kann so schlecht schlafen, wenn ich ein Kopfkino habe. Was lief denn beim Sex zwischen dir und deinem Freund falsch?«
»Du lässt ja wirklich nicht locker. Das soll ich dir jetzt also wirklich erzählen? Und das bei einem Edelitaliener?«
»Ist es so abartig?«
»Quatsch, aber nicht dein Thema. Ich frag dich doch auch nicht nach deinen Vorlieben.«
»Kannst du aber.«
»Du gibst wahrscheinlich keine Ruhe, wenn ich es nicht sage. Also gut: Ich mag halt nicht mehr nur diesen Kuschelsex. Ich werde gerne härter angefasst, fessle gerne meinen Partner, und ich mag Analsex.«
»Und ich dachte immer, Analsex sei nur eine Männerfantasie«, gebe ich zu.
»Da siehst du, ein Irrtum. Und ich glaube auch, dass das nicht unbedingt deins ist und dass du mir nicht versaut genug bist. Deshalb schließe ich dich auch als sexualen Partner aus!«
»Also, wenn du dich da mal nicht irrst. Aber schon interessant, dass du die Typ-Frage an die sexuellen Neigungen koppelst. Na, ich will dich auch nicht weiter
Weitere Kostenlose Bücher