Frauenheld: Frauenheld
im Zielraster der Frauen vom Ordnungsamt! Du bist Nadine?«, frage ich und versuche meine Überraschung darüber zu verbergen, dass sie mich anspricht und dass ich ihren Look sehr anziehend finde.
»Klar bin ich Nadine! Was hast du denn angestellt? Ein schlechtes Rendezvous mit einer Politesse gehabt?«, legt sie nach.
»Nee, kein Rendezvous. Einfach den ganz normalen Wahnsinn erlebt. Schön, dich live kennenzulernen.«
Etwas verhalten trete ich auf sie zu, und reiche ihr die Hand.
»Du bist aber schnell mit deinem Urteil. Ich habe doch noch gar nichts Großes gesagt oder getan«, lacht sie mich an.
»Mach es mir doch nicht so schwer, einfach nur nett zu sein. Ein paar Floskeln gehören auch dazu.«
»Dich bekommt man ja schnell aus der Reserve, Bastian. Ich mach doch nur Spaß.«
»Ich ja auch. Und, Hunger?«
»Moment, lass dich erst mal anschauen!«
Nadine mustert mich von oben bis unten. Fehlt nur noch, dass ich meinen Mund aufmachen soll, damit sie überprüfen kann, ob ich wirklich noch alle Zähne habe. Um sie ein wenig zu ärgern, drehe ich mich und zeige ihr meine Rückseite.
»Also, ich habe noch alle Haare auf dem Kopf, verstecke kein Leiden, bin frisch geduscht, und mein Bewährungshelfer meint, ich wäre auf einem guten Weg«, foppe ich Nadine.
»Zieh mal dein Hosenbein hoch, bitte!«
»Bitte was?« Soll ich vielleicht auch gleich meinen Schwanz vorzeigen? Kein Wunder, dass Nadine Single ist.
»Na, ich will sehen, ob du Fußfesseln trägst. Wer einen Bewährungshelfer hat, ist ein böser Mensch, und mit dem gehe ich doch nicht essen.«
»Das war Spaß. Ich wollte nur deiner weiteren Musterung entgehen.«
Nadine lacht. Okay, wir haben wohl beide einen sehr speziellen Humor. Aber Lachen ist doch mal ein guter Anfang.
»Also, ich setze mich dann wieder ins Auto und warte, ob du mitkommst. Den Tisch habe ich für zwanzig Uhr reserviert«, flirte ich Nadine an und steige in meinen Wagen.
»Wie charmant. Ich dachte, du würdest mir wenigstens die Tür aufhalten!«
»Das mache ich, wenn wir da sind.«
Nadine nimmt Platz und wir fahren los, in Richtung Bellini. Ein sehr gutes italienisches Restaurant. Leider auch ein sehr teures. Eigentlich habe ich mir geschworen, kein so exklusives Essen zu bezahlen, solange ich nicht weiß, ob ich die Frau will. Und selbst wenn, will ich sicher sein, dass ich Chancen habe. Aber bei Nadine ist mir das egal. Sie hat mein Ego getroffen, weil sie mich schon vorher in eine Schublade gesteckt hat: Nicht mein Typ! Auch wenn nichts aus uns wird, so werde ich mir nicht sagen lassen, dass ich mich nicht gut verkaufen kann. Und wenn sie mich dann doch will, lass ich sie einfach abblitzen.
Ich zweifle allerdings jetzt schon daran, dass ich das schaffen werde. Immerhin sieht sie sehr gut aus und hat anscheinend auch was im Kopf. Basti, jetzt warte doch einfach mal ab, wie der Abend läuft!
»Hast du denn überhaupt einen Führerschein?«, fragt Nadine scherzhaft.
»Zeitweise schon, aber im Moment fahre ich schwarz. Alkohol, du weißt? Deshalb zahle ich auch am Parkscheinautomaten.«
»Tja, Basti, Pech gehabt. Ich bin verdeckte Ermittlerin. Dann muss ich dir wohl gleich Handschellen anlegen!«
Wir lachen beide los. Also, ich würde sagen, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Wir beschließen, unser Wortgefecht bis zum Hauptgang auszusetzen und versuchen, ein normales Gespräch zu führen.
»Dein wievieltes Date ist das hier?«, frage ich.
»Keine Ahnung. Ich zähl nicht mehr.«
»So viele?«
»Nein, aber es ist noch nichts dabei herausgekommen, das es wert gewesen wäre, es zu zählen. Und bei dir?«
»Ich bin noch nicht so lange dabei. Du bist meine dritte Verabredung. Allerdings muss ich die erste eigentlich wieder abziehen, weil die Dame mich immer wieder versetzt hat und es daher quasi nie stattgefunden hat. Also bin ich fast noch jungfräulich.«
»Ich steh aber mehr auf Jungs mit Erfahrungen!«
Als wir beim Bellini ankommen, steige ich wie versprochen aus und halte Nadine die Tür auf. Wir betreten das Restaurant und ich merke, dass sie zumindest von meinem Geschmack hinsichtlich der Auswahl der Location angetan ist.
Das Bellini ist typisch italienisch. Großer Speiseraum, helle Wände, edel gedeckte Tische mit weißen Tischtüchern, schönen Gläsern und blitzblank poliertem Besteck. Auf dem Tisch sind keine Kerzen, und trotzdem vermittelt das Lokal eine gewisse Romantik. Vielleicht liegt es an den Bildern an den Wänden, die wie Kopien von Monets
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