Frauenheld: Frauenheld
nein sagt.
»Ruhig mit den jungen Pferden! Bist du immer so schnell und unentspannt? Warten wir es doch einfach ab. Du bist mir auf jeden Fall sehr sympathisch«, sagt sie und schaut mir dabei tief in die Augen.
»Hm, oder ich klaue dir jetzt was, damit es wieder einen Grund gibt, dass wir uns wieder treffen!«, scherze ich.
»Oder ich vergesse zufällig etwas.«
Na, das klingt doch nicht ganz abweisend. Vielleicht ist es genau das, was ich suche. Einmal ohne Druck. Katharina ist super süß. Die modische Jeans, das schöne braune Top, das gut riechende Parfum und, ganz wichtig: Ihr Witz und ihre Intelligenz machen mich an. Mittlerweile fühle ich mich aber ziemlich zittrig und unwohl. Das liegt allerdings nicht an Katharina, sondern daran, dass ich doch einem Vorsatz treu geblieben bin: kein Alkohol. Fünf Latte macchiato auf relativ nüchternen Magen schaffen mich aber genauso. Und eine gewisse Verwirrtheit kann ich nicht verbergen.
»Du, Katharina, ich würd mich sehr gerne weiter mit dir unterhalten, aber ich sterbe gleich vor Hunger und Koffeinschock. Also, entweder wir gehen noch etwas essen, oder ich muss mich gleich verabschieden.«
»Memme!«, gluckst sie. »Zum Essengehen ist es etwas spät, aber kennst du die Keupstraße?«
»Klar kenn ich die! Heißt das, du kommst mit?«
»Wenn du mich einlädst?«, entgegnet sie, wirft ihren Schal um meinen Hals und spielt damit.
»Solange du keinen Porsche für die Strecke dahin erwartest …«
»Aber wehe, du willst mit mir Bahn fahren!« Sie zieht den Schal wieder von meinem Hals, erhebt drohend ihren Finger und lächelt mich dabei an.
»Ich dachte, ich nehme dich in meinem Fahrradkorb mit«, kontere ich. Und kaum sage ich das, lachen wir beide lauthals los.
***
Katharina und ich verstehen uns. Wir haben denselben Humor. Es fühlt sich locker und leicht an. Ob das daran liegt, dass ich sie nicht bedränge oder aber, weil sie weiß, wie man mit einem Mann umgehen muss? Keine Ahnung. Ich merke aber, dass ich mich in ihrer Nähe total wohlfühle. Auch wenn ich Fastfood, insbesondere türkisches, wofür die Keupstraße bekannt ist, nicht mehr sehen kann und ein gutes italienisches Restaurant vorziehe, würde ich mit Katharina überall hingehen. Es macht Spaß mit ihr. Es ist so lange her, dass ich dieses Gefühl hatte. Einfach nur geil.
Beim Türken erhellt sich sofort der Blick des Dönermannes. Diese Frau macht Eindruck. So freundlich wurde ich schon lange nicht mehr bedient. Auch wenn das nicht mir gilt, sondern ihr. Katharina bekommt mehr Salat, mehr Fleisch und mehr Soße. Aber auch mein Essen erfährt eine gewisse Art von Zuwendung.
Nicht alleine zu essen ist definitiv schöner. Auch wenn es komisch ist, von einem noch fast unbekannten Menschen dabei beobachtet zu werden. Zumal das kein Mahl ist, das ich mit Messer und Gabel verputzen kann. Doch auch diese Art von Nähe will ich, und Katharina anscheinend auch.
Ich wünsche mir, dass dieser Abend niemals enden wird, aber die Uhrzeit macht mir einen Strich durch die Rechnung.
»Und, geht’s besser?«, fragt Katharina mich, als wir aufgegessen haben.
»Ja, ich fühle mich schon viel wohler. Kann aber auch daran liegen, dass du bei mir bist.«
»Du alter Charmeur! Jetzt hör auf damit! Sonst muss ich noch schimpfen«, rüffelt sie mich und schaut dabei ganz verlegen.
»Ist nur die reine Wahrheit!«
»Ja, ja. Sag mal, fährst du mich denn gleich nach Hause? Es ist schon spät.«
»Sehr gerne!« Fahren will ich sie wirklich gerne. Wieder alleine sein allerdings sehr ungern.
Als wir vor ihrer Haustür anhalten, überlege ich noch, ob ich die Schüchternheit ablegen und einen Kussversuch starten soll. Doch bevor ich den richtigen Moment erwische, steigt Katharina schon aus. Sie reicht mir die Hand, bedankt sich für den Abend und verschwindet im Hauseingang. Ich bleibe noch ein paar Augenblicke sitzen, ohne loszufahren. Wollte sie von mir wegkommen? Warum war sie so schnell draußen? Basti, musst du alles hinterfragen? Kannst du es nicht einfach so hinnehmen? Es war ein schöner Abend und Punkt. Warte einfach mal ab, was passiert. Schließ doch nicht immer von dir auf andere. Katharina ist trotz Torsten ein anständiges Mädchen.
Ich merke, dass ihr Geruch noch in meinem Auto ist. Ich würde mir jetzt gerne eine Zigarette anzünden, aber erstens will ich mit dem Qualm nicht diesen schönen Duft vertreiben, und zweitens kann ich kein Fenster aufmachen, denn auch dann würde Katharinas Geruch das
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