Frauenheld: Frauenheld
machst du noch mal genau?«, frage ich.
»Ich plane Hochzeiten und führe sie dann auch durch, so dass sich das Paar komplett auf den großen Moment konzentrieren kann. Hast du den Film mit J. Lo nicht gesehen? Genau dasselbe mach ich. Nur ’ne Nummer kleiner«, erklärt mir meine neue Traumfrau.
»Stimmt, da war was. Wusste nur nicht, dass es so was mittlerweile auch in Deutschland gibt. Warum nimmst du keine Vorkasse?«
Katharina winkt ab und verdreht ihre Augen. »Mach ich doch. Aber das geht dann für den ganzen Schnickschnack drauf, die Party und so weiter und so fort. Meine Gage ist erst in der Schlussrechnung zu finden. Und bis ich die schreiben kann, vergehen schon etliche Wochen. Wenn das Paar dann erst auf Hochzeitsreise geht, muss ich manchmal ewig warten. Aber was soll’s. Noch kann ich meinen Kaffee bezahlen. Nur bei meiner Handyrechnung wird es bald eng. Aber was erzähl ich dir da eigentlich alles? Lebt mein Schal denn noch?«, fragt sie mich mit einem umwerfenden Augenaufschlag.
Die Art, wie Katharina spricht, ist warm und schön. Ich könnte ihr stundenlang zuhören. Sie hat zwei kleine Grübchen, die immer wieder zum Vorschein kommen, wenn sie lächelt. Süß. Ihre großen, blauen Augen bewirken den Rest. Ich kann die Kunden verstehen. Dieser Frau kann man nur vertrauen. Den schönsten Tag im Leben plant sie sicherlich hervorragend.
Natürlich lebe ihr Schal noch, bestätige ich ihr. Ich lege ihn auf den Tisch. Sie nimmt ihn hoch und schnuppert dran.
»Riecht nach Hund«, sagt sie und verzieht dabei ihre Nase. Sollte sich Zeus wirklich auf dem Schal verewigt haben? Ich ziehe ihn zurück und schnüffele selber dran. Hm. Ich kann nichts feststellen.
»War Spaß, Herr Schwenk«, gluckst Katharina und strahlt mich an. Wir verstehen uns. Wir liegen auf einer Wellenlänge. Ich will mehr über sie erfahren und frage sie buchstäblich aus. Und auch ihr scheint das Gespräch Spaß zu machen. Scheinbar zufällig berühren sich unsere Hände, während sie mir erzählt, dass Heiraten sehr schön ist, solange man selber nicht betroffen ist. Positives und Negatives. Auch sie hat schon erlebt, dass die Braut plötzlich doch nicht mehr wollte. Oder sich der Bräutigam beim Junggesellenabschied doch noch in eine andere verliebt hat. Siebzehn Hochzeiten hat sie bereits organisiert, und jedes Mal hat sie beim Ja-Wort Tränen in den Augen.
Als ich sie frage, ob sie denn auch heiraten will, wird sie für einen Moment still. Wollen schon, aber wen? Sie hat keine Lust auf Scheidung. Und wann weiß man schon, ob es ewig hält und es der richtige Partner ist?
»Ist Torsten der Richtige?«, frage ich sie.
»Ach, Torsten. Schwieriges Thema. Weißt du, wir haben uns schon vor drei Jahren im Internet kennengelernt. Ich war schwer beeindruckt, als ich ihn live gesehen habe. Gut gebaut. Männlich. Er legt Wert auf seine Kleidung und fährt Porsche.«
»Er fährt Porsche?« Welcher Oma hat er denn dafür das Geld geklaut?
»Ja, wusstest du das nicht? Schau, ich ging noch zur Schule, und ein sehr attraktiver Mann holte mich mit meinem Traumauto ab«, sagt sie und gerät dabei ins Schwärmen. »Bei meinen Freundinnen war ich die Obercoole.«
»Nichts gegen Torsten, aber leisten kann er sich das doch nicht wirklich, oder habe ich was verpasst?«, frage ich irritiert.
»Kann sein. So genau weiß ich das nicht. Aber ist doch auch nicht wichtig, wie er sich das leistet. Er hat ihn. Und ich nicht«, antwortet sie etwas trotzig.
Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Basti, wenn du bei der Frau punkten willst, dann pass besser auf, was du fragst.
»Okay, aber hast du auch Gefühle für ihn?« Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht verraten. Wie war noch mal die Regel? Ach ja, man spricht beim ersten Date nicht über den oder die Ex.
»Am Anfang war ich sehr in ihn verliebt. Er war zuvorkommend. Ein absoluter Gentleman. Er hat mir schöne Dinge versprochen. Er wollte sogar eine Wohnung in Köln für mich kaufen. Mir sollte es an nichts fehlen, hat er gesagt. Welche Frau wird da nicht weich? Aber mit der Zeit stellte sich heraus, dass ich ihn nicht exklusiv hatte und es viele leere Versprechungen waren.« In ihrem Blick schwingt Wut und Verzweiflung mit. »Aber wo die Liebe hinfällt. Immer wenn ich es geschafft hatte, von ihm loszukommen, hat er sich drei Monate nicht gemeldet, um mich dann wieder zu erobern, als ich vollkommen unvorbereitet war. Als hätte er eine Kamera bei mir installiert. Genau in dem Moment,
Weitere Kostenlose Bücher