Frauenheld: Frauenheld
in dem ich mich einsam gefühlt habe, stand er einfach mit Rosen vor meiner Tür. Tja, und auch wenn der Geist willig war, das Fleisch war schwach. So geht es nun schon seit Jahren.«
»Und wie ist es im Augenblick?«
»Wir haben gerade wieder keinen Kontakt. Nach Silvester war ich noch bei ihm. Doch er hat mich wie einen Gegenstand behandelt. Nach dem Sex sollte ich für ihn kochen, aufräumen oder am besten einfach gehen, bis er wieder Lust hat. Vor drei Jahren habe ich so was in meiner naiven Art noch mitgemacht. Heute geht das gar nicht mehr. Ich habe mich angezogen, mir die Schlüssel von seinem Porsche geschnappt, mich selber nach Hause gefahren, ein Taxi gerufen und ihm seine Schlüssel wieder bringen lassen. Tags darauf war sein Auto weg. Ich habe nichts mehr von ihm gehört«, sagt sie und klingt dabei sowohl traurig als auch sehr wütend.
Ich wusste gar nicht, was Torsten für ein Mann ist. Na ja, wenn man nur ab und zu mal ein Bierchen zusammen trinken geht und sich auf einer Party oder im Fitnessstudio trifft, kann man so was auch schwer herausfinden. Ich wusste ja noch nicht mal, dass er so viel Kohle hat und Porsche fährt. Ich habe keine Ahnung, was er beruflich macht. Aufgrund seiner häufigen Besuche im Fitnessstudio dachte ich mir, er wäre Türsteher oder so etwas. Und da er mir auch nicht besonders intelligent vorkam, wollte ich ihn nicht mit meinen Fragen quälen. Für mich war klar, er hat den besseren Körper, ich den besseren Geist. Basti, du und deine Vorurteile!
Klar ist aber auch, dass Katharina auf Arschlöcher steht. Männer, die zu nett zu ihr sind, werden aussortiert. Klar ist auch, sie ist Single. Aber besonders klar ist, ich bin ein ganz anderer Typ als Torsten. Ich schiebe diesen Zweifel beiseite und bleibe ausnahmsweise mal cool. Zum Weglaufen ist noch genug Zeit. Ich bestelle uns erst mal eine neue Runde Kaffee. Auch wenn mir der Sinn jetzt eher nach einem kühlen Kölsch steht.
»Du bist doch auf so vielen Hochzeiten gewesen. Ich dachte, dort trifft man viele Singles …«, sage ich, um wieder von diesem erdrückenden Torsten-Kapitel loszukommen.
»Ja, treffen schon, aber ich nehm mir doch nicht einfach jeden, der mich will.«
»Was ist dir wichtig in einer Beziehung? Liebe? Vertrauen? Aussehen? Geld?«
»In der Reihenfolge?«, lacht sie.
»Nein, das waren nur die üblichen Schlagwörter.«
»Das ist alles wichtig. Ohne Liebe keine Leidenschaft. Ohne Vertrauen keine Beziehung. Ohne das gewisse Etwas in der Optik keinen Sex und ohne Geld keinen Spaß«, stellt Katharina fest und rührt währenddessen ihren Kaffee fast tot. Sie scheint doch sehr mit dem Gedanken an Torsten und meinen Fragen beschäftigt zu sein.
In den nächsten zwei Stunden unterhalten wir uns über genau diese Ansicht. Es ist aber wirklich ein Gespräch und kein Streit. Im Prinzip sind wir derselben Meinung. Das Schöne ist, dass wir unsere Umgebung dabei völlig ausblenden. Wir konzentrieren uns nur auf uns. Ich sauge jede Geste von ihr auf. Und, was mir sonst selten passiert: Ich höre gerne zu und mache mir über das Gesagte Gedanken. Lediglich ihre Geldgeilheit jagt mir ein wenig Angst ein. Ich kann mir keinen Porsche leisten. Und ich will auch nicht, dass mich eine nur dafür liebt. Aber im Moment hoffe ich, dass das nicht den Ausschlag darüber gibt, ob sie mich gut findet oder nicht.
»Bin ich eigentlich dein Typ?«, frage ich irgendwann.
»Hm. Schwierige Frage. Es macht Spaß, sich mit dir zu unterhalten, und du hast was. Was das genau ist, weiß ich noch nicht. Aber einen Minuspunkt hast du. Ich stehe mehr auf Dunkelhaarige.«
Bumms, das saß. Ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen.
»Hattest du denn schon mal einen blonden Freund?«
»Ja, und ich war sogar richtig verliebt«, sagt Katharina träumerisch.
Bumms, das saß auch. Also bin ich nicht chancenlos.
»Siehst du! Torsten ist dunkelhaarig und es hat nicht gepasst. Vielleicht solltest du wieder zu Blond zurückkehren?«
»Vielleicht. Aber ich weiß im Moment gar nicht, ob ich offen für was Neues bin. Und mulmig wäre mir bei dir schon. Immerhin bist du ein Kumpel von Torsten.«
Bumms, noch einer. Das wird nicht einfach.
»Kumpel. Jetzt übertreib nicht. Ich kenn ihn. Mehr nicht. Denn anscheinend wusste ich nicht besonders viel über ihn. Aber ist jetzt auch nicht so wichtig. Ich würde dich trotzdem gerne wiedersehen. Und du?« Ich überlege schon mal, wie ich meinen enttäuschten Gesichtsausdruck verbergen kann, wenn sie
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