Freak Like Me (German Edition)
Schulgebäude, dicht gefolgt von Gwen. Unglauben stand in ihrem Gesicht, was mich ziemlich verwunderte. Sie hielt mit mir Schritt, starrte mich jedoch unentwegt an.
„Wo muss ich hin?“, fragte ich sie, ignorierte ihren Gesichtsausdruck.
„Gwen?“, hakte ich nach mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Du hast dich allen Ernstes mit Mike Grantham angelegt!“, entfuhr es ihr verblüfft.
„Ach so hieß er“, fügte ich beiläufig hinzu, suchte nebenbei vergeblich nach einem Schild, dass mir den Weg zum Sekretariat aufzeigte.
„Ann!“, rief Gwen aufgeregt und packte mich am Arm, damit ich sie anschaute.
„Was ist?“, wollte ich aufgebracht wissen. Wieso starrten mich alle so an? Ich meine, so besonders konnte der Typ nicht sein, oder?
„Mike Grantham ist ein Schläger. Der Kerl ist ein Panzer auf zwei Beinen. Jeder, der sich mit ihm anlegt, landet im Krankenhaus“, erklärte sie mir langsam, betonte jedes Wort. Gleichgültig blickte ich sie an. Das musste ein Scherz sein. Hatte ich nicht bis gerade eben noch einen Vorsatz gehabt, dass der erste Tag gut verlaufen würde?
„Ist nicht dein Ernst“, kullerten die Worte aus meinem Mund. Mit einem stummen Nicken beantwortete sie meine Frage. Ich war diesmal von mir selber beeindruckt. Immerhin hatte ich es innerhalb weniger Minuten geschafft, die Ungunst des Schlägers der Schule auf mich zu ziehen. Vielleicht sollte ich mich in einer Talentshow bewerben. Denn ich war wirklich ein Naturtalent, wenn es darum ging, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Ich ließ meine Schultern hängen und schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn. Dieser Tag würde wahrscheinlich mein letzter sein. Obwohl. Ich hielt inne. Dann hätte theoretisch gestern schon mein letzter Tag sein müssen. Oder war ich einfach zu schnell weg gewesen? Wahrscheinlich letzteres.
„Dabei hatte ich mir vorgenommen, nicht sofort in Schwierigkeiten zu geraten“, seufzte ich.
„Mach dir nichts draus und genieße deinen letzten Tag“, meinte Gwen mit einem aufmunternden Lächeln, was ich erwiderte.
„Na komm, ich zeig dir den Weg zum Sekretariat.“ Und so machten wir beiden Paradiesvögel uns auf dem Weg.
„Wir treffen uns dann spätestens in der Cafeteria“, rief mir Gwen zu, während sie sich zu ihrer Klasse aufmachte. Ich hob meine Hand, lächelte ihr zu und betrat den düsteren Raum. Eine ältere Dame, die auf ihren Computerbildschirm konzentriert war, saß an einem robusten Holzschreibtisch. Ich trat an diesen heran, beobachtete, wie die Finger über die Tasten flogen und sie unter ihrer Brille die Worte, die sie schrieb, las. Da die Sekretärin mit etwas beschäftigt zu sein schien, ließ ich meine Augen über die spärliche Schuleinrichtung wandern, die schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Diese Schule war, wie ich schon an den Schülern erkannt hatte, sehr konservativ. Noch schlimmer als in New York.
Nachdem ich mir das Büro lange genug angeschaut hatte, räusperte ich mich kurz, da ich nicht die ganze Stunde verpassen wollte. Sofort schoss die Hand der Dame gebieterisch in die Höhe, bedeutete mir zu schweigen. Ich runzelte meine Stirn, öffnete den Mund, doch in dem Augenblick wo mir ein Wort über die Lippen kam, wurde die Tür des Büros geöffnet. Meine Augen und die der älteren Frau wanderten zu dem Eingang des Sekretäriats, durch den ein durchtrainierter Junge mit schwarzen Haaren und eisblauen Augen eintrat. Der Froschkönig schien mir nirgends erspart zu bleiben.
„Was hast du nun schon wieder angestellt, Jason?“, kam es scharf von der grauhaarigen Frau.
„Habe auf dem Schulgelände geraucht“, erwiderte er gelangweilt, lehnte sich neben mich lässig an den Tresen. Die Frau seufzte auf, fing an nach etwas zu suchen. Ich hingegen betrachtete den durchtrainierten Kerl neben mir. Den Vollidioten, der mich zur Schule hat rennen lassen. Er bemerkte meine Anwesenheit nach einigen Sekunden und blickte mich abschätzig an.
„Gut zur Schule gekommen?“, fragte er ziemlich gleichgültig, doch ich hörte diesen neckenden Unterton.
Bloß nicht ausrasten. Genau das will der Kerl, also lass dich bloß nicht provozieren.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, versuchte aber nicht zu verbergen, dass seine Gegenwart mich störte.
„Ja. Ich habe noch ein wenig Frühsport betrieben“, antwortete ich, konnte mir die Ironie in diesen Worten nicht verkneifen.
„Wirklich?“, erwiderte er überrascht. Jason machte einen anerkennenden Gesichtsausdruck und ich wusste,
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