Freak Like Me (German Edition)
nachschaute.
„Ich dachte, du bist in dieses eine Mädchen verliebt?“, hörte ich den Erwachsenen noch fragen, ehe ich die Haustür hinter mir schloss. Ich lehnte mich dagegen, starrte fassungslos in die Dunkelheit. Er war in eine andere verliebt. Nun war es offiziell. Meine Vermutung war bestätigt. Mit zitternden Händen fuhr ich zu meinen Lippen, erinnerte mich an dieses unglaubliche Gefühl, das sich bei diesem Kuss in mir ausgebreitet hatte. Es hatte keinen Sinn mehr, es zu leugnen. Ich hatte mich in Jason verliebt. Gerade jetzt, wo er in eine andere verliebt war.
Vielleicht sollte ich Kurse im unglücklich Verliebt sein geben?
Ich konnte nicht anders als dahin zu starren, wo vor wenigen Sekunden Ann noch gewesen war. War das gerade wirklich passiert, oder hatte ich nun schon verrückte Halluzinationen, die mir meine tiefsten Wünsche vorhielten?
„Jason?“ Ich brauchte einen Moment, um wieder zu mir zu kommen und mich auf meinen Vater konzentrieren zu können, der mich immer noch fragend ansah.
„Hm?“, brummte ich, konnte auch nichts anderes sagen, weil ich immer noch das Gefühl hatte, in einer Wildwasserbahn zu sitzen.
„Ich dachte, du wärst in dieses eine Mädchen verliebt? Wieso rückst du Ann dann so auf die Pelle?“, fragte er, schaute mich dabei mit seinen grauen Augen an, die ich nicht von ihm geerbt hatte. Sein Ärger klang in seiner Stimme mit. Was sollte ich ihm darauf antworten? Dad, ich bin bis über beide Ohren in Ann verknallt und hätte ihr das fast gesagt, wenn du nicht reingeplatzt wärst? Nein, das ging nicht. Das hörte sich bescheuert an. Stumm blickte ich ihn an, kniff meine Lippen zusammen und hörte, wie Ann die Treppen nach oben stürmte. Mein Vater war nicht blöd. Er musterte mich und ich konnte regelrecht sehen, wie er Puzzleteile in seinem Kopf zusammenfügte. Er öffnete seinen Mund leicht, blickte zu der Stelle, an der Ann eben noch gewesen war und strich mit den Fingern über sein Kinn. Und dann machte es Klick.
„Du bist in Ann verliebt?!“, rutschte es ihm heraus und seine Augen weiteten sich. Als Antwort zuckte ich kurz mit den Schultern, wagte es jedoch nicht, ihm in die Augen zu schauen. Ich brauchte ihn auch nicht anblicken, um zu wissen, dass er nicht besonders begeistert davon war. Das Aufstöhnen reichte mir.
„Jason, du weißt nicht, was dieses Mädchen durchgemacht hat“, sagte er langsam, doch schon jetzt wusste ich worauf es hinauslaufen würde. Ich schüttelte meinen Kopf, konnte nicht fassen, dass mein Vater dachte, er wüsste mehr über sie als ich.
„Sie braucht einen Jungen, der auf sie aufpasst und sie nicht ins Verderben reißt wie du.“
„Verstehe ich das richtig? Erst bist du begeistert, dass ich verliebt bin und als du dann erfährst, dass ich in Ann verliebt bin, ist das alles Bullshit?“ Ich starrte meinen Vater an, wartete auf seine Antwort. Ich spannte meine Kiefermuskeln an, beobachtete, wie mein Vater sich an seine Nasenwurzel fasste und diese leicht massierte, um sich zu entspannen.
„Ich finde es gut, dass du verliebt bist, aber Ann braucht keinen Aufreißer in ihrem Leben, sondern einen vernünftigen jungen Mann, der weiß, was er mit seinem späteren Leben anfangen will. Und das bist du nun mal nicht“, erklärte er vorsichtig.
„Du bist nicht gut für sie“, fügte er leise hinzu,
„Wenn ich wirklich so schlecht für sie bin, wie du sagst; wieso geht sie mir dann nicht aus dem Weg?“, zischte ich wütend. „Und nur so nebenbei: Ich kenne ihre gesamte Geschichte und hab vor, Fotografie zu studieren“, knurrte ich noch im Vorbeigehen. Am liebsten hätte ich in diesem Moment die Wohnung zertrümmert. Stattdessen beließ ich es dabei, bei Tür zuzuknallen. Ich gab eine unzählige Menge an Schimpfwörtern von mir und ließ mich auf meinem Bett nieder. Aufgebracht nahm ich mein Kissen und schleuderte es durch den Raum. Kurz darauf ertönte ein leichtes Scheppern und ich stöhnte genervt auf. War denn der ganze Tag heute verflucht?
Trotzdem stand ich auf, ging zu dem Kissen, das sich auf der anderen Seite des Zimmers befand und nahm es hoch um es gleich darauf wieder auf mein Bett zu werfen. Ich bückte mich, hob den Bilderrahmen auf, der auf dem Boden lag. Mir gehörte er nicht. Generell hatte ich keine Bilder in meinem Zimmer hängen. Leicht verwirrt drehte ich den Rahmen um, der auf dem Boden Scherben hinterlassen hatte und betrachtete das Bild darauf. Es zeigte eine lachende Ann, die in die Kamera schaute.
Weitere Kostenlose Bücher