Freak Like Me (German Edition)
sich Schuhe schimpften, nicht hinterher. Also hielt ich an, schüttelte meine Schuhe von meinen Füßen, weil dieses Kleid so schrecklich eng war.
„Könnte mir die bitte jemand geben? Das Kleid ist so eng und ich kann mich nicht bücken“, wandte ich mich an einen Physiker, mit dem ich mal ein Projekt machen musste. Der Junge blickte mich schüchtern an, hob die Schuhe aber trotzdem für mich auf. Wenn auch in einem viel zu langsamen Tempo. Ein Danke flog über meine Lippen und ich hoffte, dass er es noch gehört hatte, doch da war ich schon losgestürmt.
Wo konnte er hin sein? Ich schätzte ihn ehrlich gesagt nicht so ein, dass er nach Hause ging, sich unter seine Bettdecke verkroch und anfing zu heulen. Er musste an einem Ort sein, der ihm was bedeutete. Oder an dem wichtige Erinnerungen hingen. Aber ich kannte seine Erinnerungen nicht! Und auch seine blöden Gedanken waren mir meistens nicht erläutert worden. Ich schaute die Straße entlang und blieb schwer atmend stehen. Die Lichter gingen langsam an, erhellten das verlassene Örtchen. War er bei der Skaterecke? Nein, was sollte er da. Das war der Treffpunkt mit seinen Jungs. Wenn ich Jason wäre, ich würde dahin gehen, wo viel passiert war zwischen uns. Wo man mich nicht mit Fragen löcherte.
Die Kneipe.
Ohne eine weitere Sekunde drüber nachzudenken, stürmte ich wieder los durch die Nacht. Ich war durchtrainiert, aber die rauen Bordsteinplatten, auf denen manchmal Glasscherben lagen, konnte ich nicht völlig ignorieren. So verlangsamte sich meine Geschwindigkeit etwas. Trotzdem war ich schneller als mit den hohen Schuhen.
Ich erkannte nicht weit vor mir das kleine vertraute Haus und mein Herzschlag beschleunigte sich, was allerdings nicht an dem Tempo lag. Nein, das lag definitiv an dem Kerl, der sich hoffentlich wirklich da drin befand. Einen kurzen Moment hielt ich vor der Kneipe, holte tief Luft und trat dann ein. Schwerer Tabakgeruch hing in der Luft und an den Tischen saßen ein paar alte Männer, die scheinbar mitbekommen hatten, dass heute Abend keine kleinen Kinder hier sein würden. Bis auf den Anzugträger, der an der Bar saß und eine dunkle Flüssigkeit trank. Er drehte das Glas hin und her, beachtete nichts anderes in dem Raum. Er sah verteufelt süß aus, so wie er da saß. Dachte er wirklich, dass ich Danny wollte?
Vorsichtig und barfuß ging ich auf ihn zu, ignorierte die Tatsache, dass meine Füße am Boden klebten wie alter Kaugummi. Ich verkrampfte mich ein wenig und meine Finger bohrten sich regelrecht in die Schuhe. Ich war schrecklich nervös und fühlte mich gleichzeitig unglaublich leicht. Immerhin war Jason laut Danny in mich verliebt und irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass er mich angelogen hatte. Schon gar nicht, als ich sah, wie niedergeschlagen mein Froschkönig da saß.
„Jason“, murmelte ich, als ich neben ihm zum Stehen kam. Mehr brachte ich nicht hervor. Innerlich zerfloss ich beinahe bei diesem Anblick. Sein Jackett hatte er über die Stuhllehne gehängt und seine schwarze Krawatte gelockert. Auch sein weißes Hemd war etwas weiter aufgeknöpft, ließ mich nur erahnen, was sich darunter befand. Er hob seinen Kopf, seine Augen fanden mich und Schmerz flammte darin auf. Anschließend verzogen sich seine Gesichtszüge zu einer wütenden Maske.
„Hat man denn nirgendwo seine Ruhe?!“, knurrte er und zog zehn Dollar aus seiner Tasche, die er auf den Tresen knallte. Ohne mich einen weiteren Moment zu beachten, drängte er sich an mir vorbei und verließ die Kneipe. In meinem Kopf hatte sich das Ganze etwas anders abgespielt. Eigentlich hätte er mir um den Hals fallen müssen und seine wundervollen Lippen auf meine pressen müssen. Wieso rannte er denn jetzt weg? So hatte ich das nicht geplant!
Sofort folgte ich dem Idioten, der sich davon gemacht hatte. Ich stolperte in die etwas kühlere Nachtluft, blickte mich kurz um und sah ihn davon gehen, während er sein Jackett über seine Schulter gelegt hatte wie ein Model und es lässig mit einem Finger festhielt.
„Jason, warte!“, rief ich und rannte ihm hinterher. Dieser machte jedoch keinerlei Anstalten stehen zu bleiben. Ich nahm meine Schuhe in eine Hand und streckte die freie nach Jasons Arm aus. Da hielt er an und drehte sich um.
„Was?!“, zischte er mich an. So aufgebracht hatte ich ihn noch nie gesehen. War ich daran schuld?
„Es ist doch ganz anders als du denkst“, versuchte ich es abgedroschen zu erklären, doch er lachte nur bitter
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