Freak Like Me (German Edition)
weg. Ich taumelte ein paar Schritte nach hinten, hatte plötzlich den letzten Abend in New York im Kopf.
„Wie kannst du es wagen, mir Bier in den Nacken zu kippen?!“, fragte er mich wütend.
„Wie kannst du es wagen, mich wegen ein paar Fotos zu bedrohen?!“, setzte ich die Fragen fort.
„Weißt du eigentlich, wie nervig du bist?“
„Kannst du dir vorstellen, wie hohl du bist?“, fuhr ich den Typen an, der sich vor mir aufbaute.
„Kein Wunder, dass du bei Chloe rumhängst. Du passt perfekt zu dem Niveau.“
„Und dein Niveau ist so viel höher“, antwortete ich mit einem ironischen Unterton.
„Scheint so. Immerhin hab ich es nicht nötig mich an die Ärsche von solchen Leuten zu hängen!“
„Ach, ich vergaß. Du bist ein Footballer. Und ihr habt alle soviel mehr Niveau“, sagte ich, wirbelte dabei mit meinen Händen durch die Luft.
„Hör auf, dich über Football lustig zu machen.“
„Was denn? Kannst du nichts anderes, als dich um einen Ball zu kloppen?“, fragte ich süß lächelnd.
„Kommt mal wieder runter!“, unterbrach plötzlich jemand unseren Streit. Wir beiden drehten uns um, erblickten Rapunzel, Rotkäppchen und Rumpelstilzchen, die uns anstarrten.
„Er hat angefangen!“, sagte ich, deutete mit ausgestrecktem Finger auf Jason der mich ungläubig ansah.
„Vollkommener Schwachsinn! Du bist mir mit Absicht auf den Fuß getreten!“, rief er empört aus.
„Ihr hört euch an wie Kleinkinder“, stellte Rotkäppchen augenverdrehend fest.
„Ja, weil sie mir Bier in den Nacken gekippt hat!“, rechtfertigte sich der Froschkönig, starrte mich mit wütend funkelnden, eiskristallenblauen Augen an. Ich holte Luft, wollte diese Unterstellung, die im Grunde keine war, zurückweisen.
„Nachdem du sie angerempelt hast“, ertönte es von Rapunzel.
„Das war ein Versehen!“, empörte er sich über die Unterstützung, die er nicht erhielt. Wie echt ihm recht ihm das geschah!
„Komm schon, Jay. Wir wissen alle, dass du das mit Absicht gemacht hast“, mischte sich Rotkäppchen erneut ein.
„Seit ihr auf meiner Seite, oder ihrer?“, fragte er und ich hörte die Ungläubigkeit in seiner Stimme. Jason und ich, die Streithähne, schauten die drei Jungs erwartungsvoll an, die sich gegenseitig anblickten, ehe Rotkäppchen sich uns zu wand.
„Auf ihrer“, sagte er, zuckte mit den Schultern.
„Das kann doch nicht euer Ernst sein!“ Ein überlegenes Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
„Ich würde sagen, dass liegt daran, dass ich Brüste und eine Vagina habe“, erklärte ich, beobachtete genüsslich wie Jason sich darüber aufregte, dass ich gewonnen hatte. Er kam auf mich zu, blickte mich aufgewühlt an.
„Dann geh mit deiner Vagina und deinen Brüsten wieder zu deinen Cheerleadern. Vielleicht schaffst du es irgendwann, dich nach oben zu vögeln zu den Professionellen. Dann kannst du im kurzen Röckchen und falsch lächelnd herumhüpfen, den ganzen Tag über Schminke reden. Und ich hoffe, dann legst du dich mit deiner Art so auf die Fresse, dass du untergehst.“ Meine flache Hand landete mit voller Wucht auf seiner Wange. Ein lautes Klatschen durchbrach die Stille der Nacht. Ich erkannte in der Dunkelheit den roten Abdruck in seinem Gesicht. Es war passiert, bevor ich richtig darüber nachdenken konnte.
„Rede nie von etwas, von dem du keine Ahnung hast“, brachte ich wütend hervor. Am liebsten hätte ich ihn angeschrieen, ihn zusammengeschlagen, doch ich drehte mich um und ging. Ich stürmte die verlassenen Straßen entlang, wollte fort von den plötzlich aufkommenden Erinnerungen. Es war nicht fair. Das, was er von sich gegeben hatte, war einfach nicht fair gewesen. Er wusste nichts von meiner Vergangenheit, trotzdem nahm ich ihm die Worte übel, denn sie hatten mich zutiefst verletzt. Einzelne Tränen rannen über meine Wangen, doch ich verzog keine Miene. Ich würde es nicht zulassen, dass man erkannte, dass es wehtat. Das meine Vergangenheit schmerzte. So sehr, dass ich mir manchmal wünschte, alles wäre an diesem einen Tag anders gewesen, denn dann wäre meine heile Welt heil geblieben. Doch passiert war passiert und ich würde meinen Fehler nie wieder rückgängig machen können. Und so rannte ich weiter. Nicht nach Hause, sondern weg. Weg von Erinnerungen und Schmerz.
Es war nicht nur ein Stromausfall. Es war etwas, das mein Leben von Grund auf verändert hatte.
Ich lag auf dem kühlen Rasen und starrte in den Himmel, der sich langsam rötlich
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