Freak Like Me (German Edition)
rein“, meinte er freundlich, als er meine Hand losließ und uns die Tür aufhielt. Ich schüttelte meine Hand, die schmerzte, als hätte sich ein zweihundert Pfund schwerer Kerl drauf gesetzt und versuchte meinen Gesichtsausdruck von Schmerzhaft zu Angenervt zu wechseln. Doch irgendwie blieb der schmerzhafte Ausdruck einen Moment länger, als ich gehofft hatte. Blöde Anakonda.
Also folgte ich den beiden Erwachsenen etwas miesslaunig in die Wohnung und wedelte immer noch mit meiner Hand, während ich mit der anderen meinen Koffer trug. Eine warme Atmosphäre lag in der Luft, beruhigte mich. Schwere Holzmöbel, die mich an Einzelstücke erinnerten, standen im Kontrast zu den warmen, hellen Tönen an der Wand. Die Künstlerin war mit der Anakonda in ein Gespräch verwickelt und ich existierte nicht. Sie schwebten in der Vergangenheit, verloren sich in vergangenen Tagen. Ich räusperte mich kurz, erweckte damit die Aufmerksamkeit meiner Mutter. Mit hochgezogenen Augenbrauen deutete ich auf meinen schweren Koffer.
„Oh, George, könntest du Ann sagen, wo sie ihren Koffer hinbringen kann?“, wandte meine Mutter sich an den schlaksig wirkenden Mann. Dass er keineswegs so schwach war wie er wirkte, hatte meine Hand zu spüren bekommen.
„Natürlich. Den Flur um die Ecke gehen und dann die letzte Tür“, erklärte er mit einem Lächeln. Ich nickte und quetschte mich inklusive meines Gepäcks an den beiden Menschen vorbei, dich ich für mich persönlich schon für verrückt erklärt hatte. Bei meiner Mutter war das nichts Neues, aber dass ihr schwuler Schulfreund genauso durchgeknallt war wie sie, hätte ich nicht gedacht. Allerdings hätte es mich auch gewundert, wenn meine Mutter mit jemand Normalem verkehrt hätte. Also schlurfte ich ein wenig demotiviert den Flur entlang. Ich bog um die Ecke und erblickte am Ende des Ganges eine Zimmertür, an der ein Plakat mit Schimpfwörtern klebte.
Was tust du mir bloß an, Mutter
, dachte ich theatralisch und konnte einen kleinen Seufzer nicht unterdrücken. Mutlos trat ich auf die Tür zu und klopfte an diese. Ich wartete, doch es kam keine Reaktion, sodass ich erneut um Einlass bat. Als nach einer weiteren, gefühlten Ewigkeit immer noch keine Antwort kam, öffnete ich einfach die Tür.
Geschockt von dem Chaos das ich erblickte, blieb ich regungslos im Türrahmen stehen. Meine Mutter war nun wirklich schon chaotisch, aber das was ich hier erblickte, stellte alles Dagewesene in den Schatten. Die Regale waren zugestellt mit alten Flaschen und Klamotten flogen in jeder erdenklichen Ecke des Zimmers rum. Leicht angewidert betrachtete ich die alten Socken und den vollen Aschenbecher, der auf einem kleinen Tisch in der Ecke stand. Dann fiel mein Blick auf das Bett, auf dem eine Person lag. Ich räusperte mich, denn ich wollte keineswegs einen schlechten Eindruck machen. Doch derjenige gab keine Reaktion von sich. Lebte es überhaupt noch?
„Hallo?“, hörte ich mich zaghaft fragen. Plötzlich bewegte das Etwas sich und stand auf. Ein großer junger Mann erhob sich langsam vom Bett. Sein schwarzes T-Shirt passte perfekt zu diesen nachtschwarzen Haaren. Augen, die mich an blaue Eiskristalle erinnerten, starrten mich wütend an. Der Mann griff nach seinem Skateboard, das neben dem Bett stand und der schwarzen Lederjacke, die an einem kleinen Haken, der neben der Tür angebracht war, hing. Ein gutaussehender, verdammt durchtrainierter und wirklich angsteinflößender Kerl stand mir gegenüber und schien nicht besonders erfreut über mein Kommen zu sein. Dabei kannte ich ihn überhaupt nicht!
„Solange du mit mir in einem Zimmer pennen musst, wirst du nichts anfassen, aufräumen oder anschauen. Wenn ich sage verpiss dich, verpisst du dich. Es ist mir egal wer du bist, was du tust und was du willst, also kümmere dich auch nicht um meinen Kram“, zischte er. Verdattert starrte ich den bösen Adonis vor mir an. Bevor ich jedoch fragen konnte, für wen er sich eigentlich hielt, hatte er sich an mich vorbeigedrängt. Die Zimmertür wurde zugeknallt und ich blieb alleine in dem chaotischen Zimmer zurück. Soviel zum Thema keinen schlechten Eindruck machen.
Rumpelstilzchen, Rapunzel, Rotkäppchen und der Froschkönig
Ein wenig sehnsüchtig betrachtete ich mein zukünftiges Zimmer, das sich leider noch im Rohbauzustand befand. Die Wohnung war groß und wir hatten einen kleinen Keller, den meine Mutter als Atelier nutzen konnte. Große Fenster ließen die noch sommerlichen
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