Freak Like Me (German Edition)
Sonnenstrahlen in die Wohnung fallen. Der Staub, der bei meinen Schritten aufgewirbelt wurde, leuchtete in dem Licht.
„Es ist schön“, sagte ich zu meiner Mutter, die ungeduldig neben mir stand.
„Es gefällt dir?“, fragte sie zögerlich nach, hatte ihre Hände vor Aufregung immer noch verschränkt.
„Ja“, stellte ich mit einem leicht erzwungenen Lächeln fest und riss meinen Blick von dem tanzenden Staub.
„Oh Schätzchen!“, rief sie erleichtert aus und schloss mich in eine feste Umarmung, die mich an die Anakonda namens George erinnerte.
„Ist gut Mom“, brachte ich atemlos hervor und versuchte die blonden langen Strähnen, die mir ins Gesicht fielen und mich kitzelten, wegzupusten.
„Pass auf, dass du Ann nicht erdrosselst“, hörte ich George hinter meiner Mutter kichern. Zu meiner Erleichterung wirkten seine Worte und sie löste sich ein Stück von mir. Ich betrachtete den Schwulen in seiner Arbeitskleidung, der einen Eimer Farbe trug. Ein breites Grinsen zierte sein eigentlich schmales Gesicht und wirkte ansteckend auf die Künstlerin.
„Hast du Lust mit zu streichen?“, fragte George, legte seinen Kopf leicht schräg sodass seine Zottelhaare zur Seite fielen.
„Klar. Ich ziehe mich nur schnell um“, erwiderte ich und machte mich auf den Weg zu meiner derzeitigen Unterkunft.
Das Treppenhaus wirkte immer noch heruntergekommen und stand völlig im Kontrast zu den neuen Wohnungen, die sich in dieser alten Fabrikhalle befanden. Ich schritt über die kaputten Fliesen, die die Treppe zierten, als in meiner Hosentasche mein Handy vibrierte. Ein kurzer Blick auf den Display verriet mir, dass es Natalie war. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, da sie sich wirklich meldete. Also war ich ihr trotz der Entfernung nicht unwichtig. Hatte ich mich geirrt, was unsere Freundschaft anbelangte? Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen als ich abnahm und die vertraute, hohe Stimme meiner sogenannten besten Freundin hörte.
„Hey!“, freute ich mich in den Telefonhörer.
„Man Ann ich vermisse dich voll!“, schmollte sie.
„Ich vermiss dich auch. Und New York erst! Du kannst dir nicht vorstellen was das für ein Kaff ist!“, fing ich an mich auszulassen und lehnte mich gegen das rostige Treppengeländer. Das ich New York eigentlich, tief in meinem Inneren nicht vermisste, musste ich ihr ja nicht erzählen. So konnte ich wenigstens behaupten, dass ich eine Freundin in New York hatte. Grace trieb sich irgendwo in der Weltgeschichte rum und war vorerst beschäftigt.
„Ist es wirklich so schlimm?“
„Es ist schlimmer“, seufzte ich, verschwieg ihr vorerst meinen wundervollen Zimmerkollegen, dessen Namen ich nicht kannte.
„Ich würde außerhalb New York nicht überleben können.“
„Ich hoffe, ich schaffe es“, sagte ich leicht verzweifelt, als ich plötzlich eine Stimme im Hintergrund hörte.
„Natalie?“, fragte ich, als ein leises Stimmengewirr am Ende der Leitung ausbrach.
„Hallo?“, wiederholte ich nach einigen Sekunden. Das hohe Kichern meiner Freundin und zweideutige Sätze drangen an mein Ohr. Also hatte sie gestern, nachdem ich gegangen war, wieder jemanden abgeschleppt. Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf und betrachtete eine Spinne, die sich in einer Ecke ein Netz baute.
„Leg doch auf und lass uns böse Dinge machen“, ertönte es aus meinem Handy und ich erstarrte. Diese Stimme kannte ich. Diese Art der Verführung und erst recht diese Überredungskünste. Auch wenn ich nur zwei Monate mit ihm zusammen war.
„Cole?!“, brachte ich verwirrt hervor, sah den Bodybuilder vor meinem inneren Auge. Augenblicklich verstummten die Stimmen, ließen mich Böses erahnen.
„Hör zu Ann. Deswegen habe ich dich angerufen“, sagte die hohe Stimme von Natalie zögerlich.
„Nachdem du gestern weg warst, da hat es auf einmal zwischen mir und Cole gefunkt“, fuhr sie fort.
„Das ist echt eine Glanzleistung. Ich bin keine vierundzwanzig Stunden weg und schon hast du dir meinen Freund geschnappt. Echt gigantisch, Natalie“, sagte ich abfällig, konnte nicht glauben, dass es so schnell gegangen war. Das war es dann wohl doch gewesen mit der Freundschaft.
„Ihr seid doch gar nicht mehr zusammen! Du bist Hunderte von Kilometern weg!“
„Es geht ums Prinzip! Ich habe nie was mit einem deiner Typen angefangen!“, keifte ich wütend zurück.
„Meine Typen wollten auch nie was von so einem Freak wie dir! Schau dich doch mal an! Jeder hat mich gefragt, wieso ich
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