Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Mailbox gesprochen habe. Aber er wird mir das nicht übel nehmen, denke ich, schließlich liebt er mich, und ich werde mich auch bei ihm entschuldigen.
»Der Traumpaar-Contest ist nicht blöd«, verbessert mich Tanja. »Blöd ist nur, wie es gelaufen ist. Und jetzt geh endlich an dein Handy. Ich bin sicher, es ist Tom.«
Es ist aber Mama, die wissen will, warum ich in der Druckerei so lange brauche. »Oder sind die Einladungen vielleicht noch gar nicht fertig?«, erkundigt sie sich. »Wäre aber auch nicht so schlimm, wir müssen sowieso noch was ändern, weil Anette jetzt vielleicht doch eine andere Farbe aussuchen will.«
»Die Verbindung ist grauenhaft schlecht. Ich kann dich gar nicht verstehen«, rufe ich und lege schnell auf. Mir ist leider gerade eingefallen, dass ich nicht nur die Druckerei, sondern auch das Päckchen für Babette vergessen habe. Wenn ich Glück habe, liegt es immer noch im Wartehäuschen an der Straßenbahnhaltestelle.
Das Päckchen liegt tatsächlich noch da, aber Post und Druckerei sind am Samstagnachmittag um halb vier natürlich längst geschlossen und mir bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Päckchen unter dem Arm wieder nach Hause zu gehen.
Von unterwegs aus rufe ich Tom an, lasse es endlos lang klingeln, aber er nimmt nicht ab. Weil die Mailbox sich nicht anstellt, habe ich keine Chance, das blöde Wort »Feigling« zurückzunehmen. Am besten wäre es natürlich, ich würde sofort bei Tom vorbeigehen, ihm alles erklären, aber weil ich das sichere Gefühl habe, dass ich zu Hause jede Menge Ärger bekomme, wenn ich noch länger unterwegs bin, verschiebe ich das lieber auf später. Außerdem: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich etwas Bammel, Tom zu sehen. Mir ist schon klar, wie total daneben ich mich am Telefon benommen habe.
»Wo steckst du denn die ganze Zeit?«, empfängt mich Mama schon an der Tür. »Plötzlich war dein Handy aus, und in der Druckerei hab ich auch niemanden erreicht. Henri, was ist los? Warum bringst du das Päckchen wieder zurück? Hast du zu wenig Geld dabeigehabt?« Ihre Stimme, die zuerst noch sehr verärgert klang, hört sich auf einmal besorgt an, als sie fragt: »Kind, was ist denn?«
Einen Moment lang bin ich versucht, ihr alles zu erzählen, so wie früher, als ich noch klein war. Von mir und Tom, von meiner Angst, ihn zu verlieren ... Doch dann schüttle ich nur den Kopf. Ich bin alt genug, meine Probleme allein zu lösen. Die Zeiten, als ich noch nachts zu Mama und Papa ins Bett gekrochen bin und mich ausgeheult habe, sind endgültig vorbei. Außerdem kommt gerade Anette nach Hause – und sie braucht nicht mitzukriegen, was mit mir los ist. Aber leider ist sie bereits bestens über alles informiert.
»Interessant, was man so liest«, meint sie und knallt die Zeitung auf den Tisch. »Bis vor Kurzem hatte es doch eigentlich den Anschein, Tom und Henri seien liiert. Aber das scheint ja wohl nicht mehr zu gelten. Hätte ich – ehrlich gesagt – von Tom nicht erwartet. Und von Tanja übrigens auch nicht.« Sie lacht auf, aber es klingt ziemlich unecht.
»Du bist vielleicht witzig«, rufe ich. »Aber hast du nicht irgendeine Vorahnung gehabt, oder so? Wer hat denn am Telefon rumerzählt von Tom und Tanja ... und ich dürfte das nicht wissen ... ich hab’s doch genau gehört.«
Blöd, damit habe ich natürlich zugegeben, dass ich gelauscht habe, aber das ist jetzt auch egal. Anette schaut mich einen Moment lang erstaunt an, dann hat sie kapiert.
»Mensch, Henri«, sagt sie und nimmt mich in den Arm. »Du bist vielleicht ein verrücktes Huhn! Es ging doch nur darum, dass wir auch Tom und Tanja zur Hochzeit einladen wollten. Davon durftest du natürlich noch nichts erfahren, war ja alles top secret bis zu unserem Essen.«
»Und ich dachte ...«
Anette unterbricht mich. »Heutzutage ist ja alles möglich. Und wer weiß, vielleicht geht es mir mit Robert ähnlich und ich sollte mir das mit der Hochzeit doch noch mal gründlich überlegen.«
»Die Hochzeit findet statt«, sagt Mama schnell, während sie mit gerunzelter Stirn den Artikel unter der Schlagzeile Unser Traumpaar des Monats überfliegt. »Soll das hier vielleicht ein verspäteter Aprilscherz sein? Henriette, kannst du uns das bitte mal erklären!«
»Nein! Ich erkläre überhaupt nichts! Lasst mich bloß in Ruhe!«, rufe ich, renne in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab. Dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und rufe Tom an. Normalerweise begrüßen wir uns mit
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