Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
hoffe, dass Tanja bald durch ist.
»Luc Leven, das ist der wahnsinnig tolle Schauspieler, von dem ich dir schon erzählt habe, stell dir vor, der sucht eine neue Partnerin.« Sie lacht nervös auf. »Natürlich nur für die Soap! Und jetzt kommt’s: Stell dir vor, meine Mutter hat eine Zeitschrift entdeckt, da gibt es verschiedene Castings. In einem suchen sie das Traumpaar des Monats und dann noch jemanden, der für eine Folge in der Soap mitspielen darf. Mit Luc Leven, kannst du dir das vorstellen?«
»Toll«, sage ich. »Tanja, sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt noch schnell ...«
»Ich will dich überhaupt nicht aufhalten. Ich wollte dich doch nur was fragen. Aber bitte, wenn du keine Zeit für mich hast!«
Tanja scheint ziemlich eingeschnappt zu sein. Weil es mir vorkommt, dass sie kurz davor ist loszuheulen, unterbreche ich sie lieber nicht, als sie mir erklärt: »Ich will auf alle Fälle ’ne Chance mit Luc Leven haben. Und da ist mir das absolute Starfoto eingefallen, weißt du, als Simons ehemalige Freundin mich so toll gestylt hat. Und das will ich für den Wettbewerb einschicken. Vielleicht geben sie mir ja die Rolle in der Soap. Könnte doch sein, dass ich irgendwann im Leben auch mal Erfolg habe.«
»Gute Idee«, sage ich. »Auf dem Foto siehst du nämlich wirklich klasse aus.«
»Danke!« Sie lacht schon wieder. »Es gibt nur ein kleines Problemchen. Ich hab das Foto nicht mehr, auf dem ich allein drauf bin. Nur noch das mit uns dreien: dir, Tom und mir. Rausschneiden geht blöderweise nicht, ans Original komm ich auch nicht mehr, weil Simon sich doch von Nadine getrennt hat und sie jetzt total sauer auf ihn ist!«
»Dann schreib doch einfach dazu, dass du das Mädchen in der Mitte bist. Oder mach ein X drauf oder so«, schlage ich schnell vor. Ich will mich jetzt in aller Ruhe von Tom verabschieden. Er steht schon ganz ungeduldig an der Tür und deutet immer wieder auf seine Uhr. In zehn Minuten fährt nämlich seine Straßenbahn.
»Simon meinte, wegen dem Datenschutz und so muss ich erst mal dich fragen«, sagt Tanja. »Aber wenn du nichts dagegen hast, dann ist ja alles super. Danke, Henri! Ich hab gleich gewusst, dass ich mich voll auf dich verlassen kann.«
Es regnet immer noch in Strömen, als ich mit Tom vor der Haustür stehe. Er hat mich in den Arm genommen und ich kuschle mich an ihn. »Ich glaube, deine Straßenbahn fährt bald«, sage ich, als es von der Marienkirche neun schlägt.
»Oder ich laufe«, murmelt Tom. »Oder ich fahre in einer Stunde. Oder wir gehen wieder hoch und kleben noch ein paar Fotos ein. Übrigens, ich hab den zweiten Kuss noch nicht bekommen. Für das schreckliche Foto, du weißt doch.«
»Oder wir bleiben einfach hier stehen«, schlage ich vor und küsse ihn. Dann lästern wir noch ein wenig über Robert und Anette, die mit ihrer Ankündigung zu heiraten eindeutig getoppt worden waren: von Babette nämlich, die ein Baby bekommt.
»Wenn du mir einen Heiratsantrag machst, dann aber bitte feierlicher. Und wenn du willst, auch origineller«, sage ich und Tom verspricht, dass er sich dafür etwas ganz Besonderes ausdenken wird.
»Hat ja auch noch ein paar Jahre Zeit«, lache ich. »Aber vielleicht magst du mich bis dahin gar nicht mehr. Stell dir vor, ich hab zwei Mal geträumt, dass es zwischen uns aus ist.«
»Träume sind Schäume«, lacht Tom. Aber dann wird er ernst. »Du weißt doch, Henri, wie sehr ich dich mag. Wir gehören zusammen. Für immer und ewig.«
»Ja«, sage ich leise und ich glaube ganz fest daran. Wieso sollte ich in diesem Moment auch an seinen Worten zweifeln?
Die nächsten drei Wochen geht es bei uns zu Hause rund: Anette ist mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beschäftigt und versucht natürlich, die ganze Familie dafür einzuspannen. Was ihr auch locker gelingt.
»Man könnte denken, vor Anette hat noch nie ein Mensch geheiratet«, seufzt Mama am Samstagvormittag, als die Sitzordnung zum dritten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden geändert wird. »Henriette, kannst du bitte mal zur Druckerei fahren und die Einladungen abholen? Und wenn du sowieso schon unterwegs bist, dann könntest du gleich noch zur Post gehen und das Päckchen für Babette aufgeben.«
Normalerweise fällt mir in solchen Momenten prompt eine Ausrede ein, aber weil die Alternative darin besteht, mein Zimmer aufzuräumen und zu putzen (hab ich seit Tagen versprochen!), nicke ich brav.
Samstags fährt die Straßenbahn blöderweise zu
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