Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
völlig verschwitzt waren. Er nahm dort vor einem Spiegel Platz und ich föhnte ihm innerhalb von zwei Minuten die Haare trocken, oder wie lange Brians Solo eben gerade dauerte. Im Puppenhaus standen immer fünf Stühle und es gab einen langen Spiegel. Ich hatte schon bald selber einen gekauft, weil die Veranstalter es oft nicht hinbekamen, einen zu besorgen. Die Band war wirklich verärgert, wenn sie sich vor dem Auftritt nicht so sehen konnten, wie das Publikum sie sehen würde. Es gab dort stets zumindest eine Lampe, die ein gemütliches Licht verbreitete, und einen Ventilator, denn ungeachtet der Außentemperatur konnte es unter all den Strahlern auf der Bühne extrem warm werden.
Wenn ich das Puppenhaus betrat, wurde mir erst die spürbare Aufregung bewusst, die sich aufgebaut hatte. Ich konnte die Menge hören, die mit nahezu hellseherischer Kraft witterte, dass die Band kurz davor war die Bühne zu betreten. Die Musikbeschallung vor dem Auftritt wurde ausgestellt und das musikalische Intro für die Band begann. Die Menge johlte. Nun gab es kein Zurück mehr. Die Weichen waren gestellt!
Jobby wartete schon draußen mit Brians Gitarre, und Brian, Roger und John betraten die Bühne, die natürlich völlig eingenebelt war. Queen und der exzessive Einsatz von Nebelmaschinen auf der Bühne schienen unweigerlich zusammenzugehören — warum auch immer. An diesem Punkt kam Freddies perfektes Timing ins Spiel. Genau in diesem kurzen Moment zwischen dem Ende des Intros und Brians erstem geschmetterten Gitarrenakkord, rennt Freddie auf die Bühne und wird sofort vom Suchscheinwerfer erfasst.
Und los geht’s. Showtime.
Was dann folgt, ist wirklich kaum zu beschreiben. Es gibt einfach keine angemessenen Worte für das Gefühl, das alle, die mit der Band zu tun hatten, in diesem Augenblick ergriff, wenn all der Aufwand — das Licht, der Sound, die Arbeit hinter der Bühne und die musikalischen Anstrengungen — schließlich zusammenkam.
Den größten Teil der Show über blieb ich auf der Bühne. Nur für alle Fälle. Eine Naht könnte aufgehen, die ich dann ausbessern müsste oder gleich ein Paar neue Hosen raussuchen. Ich muss allerdings sagen, dass mir das kein einziges Mal passiert ist. Wenn irgendwer von ihnen mal für eine Weile von der Bühne kam — wie beim Gitarrensolo —, dann wechselte Roger zum Beispiel gerne das Hemd, während Freddie sich gleichzeitig umzog und sich die Haare trocknete. Brian wechselte sein Outfit während Rogers Trommelsolo. Sobald sie sich dann umgezogen hatten, wusste ich, dass es an der Zeit war, zurück zur Garderobe zu gehen und die vier verschiedenfarbigen Luxus-Frotteemäntel zu holen, die alle Bandmitglieder nach dem Auftritt anzogen. Freddie hatte immer einen gelben, während die Übrigen keine besonderen farblichen Vorlieben hatten. Am Ende der jeweiligen Tour nahmen sie ihre Bademäntel dann mit nach Hause, da für jede einzelne Queen-Tournee neue angeschafft wurden.
Die Zugaben waren jedes Mal dieselben, also wusste die Security immer, wann die Band drauf und dran war, von der Bühne zu gehen. Sobald das Tonband mit
God Save The Queen
anfing, nahmen wir vier unsere Positionen beim Puppenhaus ein, um unseren jeweiligen Zielen die passenden Bademäntel überzuwerfen. Jeder von uns hatte in der einen Hand eine Taschenlampe und hielt mit der anderen sein Bandmitglied fest, da sie von der Festbeleuchtung auf der Bühne in eine völlig Finsternis kamen.
Die Garderobe war in allen Veranstaltungsorten so nah an der Bühne wie möglich, und zumindest für die erste halbe Stunde nach dem Auftritt waren dort nur die vier Bandmitglieder, Paul Prenter und ich zugelassen. Die Band-Security wartete vor der Tür und ließ keinen herein, ehe die Erlaubnis dafür kam, was normalerweise dadurch geschah, dass ich meinen Kopf rausstreckte und ihnen zunickte. Anhand des Auftritts konnten Paul und ich im Allgemeinen schon vorher abschätzen, welches Verhalten wir von der Band nach der Show zu erwarten hatten. Nur sehr selten lief das Ganze so aus dem Ruder, dass ein Bandmitglied in der Garderobe den Spiegel oder irgendwelche Möbel zerschmetterte, aber ich kann nicht leugnen, dass auch das vorgekommen ist. Mitunter war das einfach die einzige Art, wie sie ihren immensen Frust darüber, dass irgendetwas nicht richtig gelaufen war, loswerden konnten. Während sie über ihren Auftritt „diskutierten“, versuchte ich so schnell wie möglich Freddies Stiefel
Weitere Kostenlose Bücher