Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
getragen.
Mir war nicht entgangen, dass derweil eine Menge Leute gekommen und gegangen waren. Es herrschte ein reges Treiben, aber der Einzige, der mir inmitten all dieser Aktivitäten auffiel, war — wie ich bald darauf in Erfahrung bringen sollte — Jim Beach, der damals für die Geschäfte der Gruppe verantwortlich war. Er lief in einem langen Wolfsfellmantel herum, wohl um sich vor der Kälte zu schützen. Paul rief mich zu sich herüber, wo er mit einer kleinen Gruppe von Leuten stand, und so machte ich endlich Bekanntschaft mit der Band, die mir bis dahin in dem ganzen Durcheinander nicht weiter aufgefallen war. Dank Freddie fühlte ich mich gleich wie zu Hause — einfach indem er meinte: „Aber natürlich erinnere ich mich noch an dich, Süßer.“
An diesem ersten Tag in Shepperton machten sich Queen schon bald an die Arbeit, um ihr Tagespensum zu schaffen. In den nächsten vier oder fünf Stunden durfte ich ihre Musik in all ihrer Pracht kennenlernen. Zum ersten Mal und live waren hier all die Songs, die ich schon seit Jahren gehört hatte, ohne zu wissen, wer sie eigentlich sang:
You’re My Best Friend
,
Somebody To Love
,
We Are The Champions
und viele, viele andere. Eine Sache, die sich bei Queen in all den Jahren, in denen ich sie kannte, nie geändert hat, war die harte und ausdauernde Arbeit, die sie in ihre Proben steckten. Übung macht perfekt, und genau das sollten Queen-Shows immer sein.
Sie begannen jeweils mit einem Song und spielten ihn, bis einer von ihnen mit irgendetwas unzufrieden war. Dann übten und übten sie ihn so lange, bis keiner mehr etwas auszusetzen hatte. Dies taten sie mit jedem Stück, das sie im Programm hatten. Es kam vor, dass sie fünf Songs in zwanzig Minuten durchspielten. Dann wieder konnte ein Problem mit einem Stück sie ohne Weiteres eine halbe Stunde beschäftigen, ehe sie es zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst hatten. Nachdem die zwei Wochen Probe-Phase vorüber waren, versuchten sie dann, das ganze Set komplett durchzuspielen, ohne Pause — auch wenn das selbst nach der ganzen Arbeit nicht immer unbedingt funktionierte.
Wie auch immer — an diesem Tag, meinem ersten, sammelte ich einfach nur die Kleidungsstücke ein, die gewaschen oder gebügelt werden mussten, und als ein Auto bereit stand, um zurück nach London zu fahren, stieg ich zusammen mit Gerry Stickels, ihrem Tourmanager, ein. Zwei Tage darauf kam ich zurück in die Studios mit einem Stapel frischer und sauberer Bühnenkleidung, und an diesem Tag erzählte mir zum ersten Mal jeder einzelne aus der Band, was er für die kommende Tour brauchen würde. Für John sollte ich ein Paar schwarze Kickers besorgen, Größe 43, und zwei weiße T-Shirts mit Rundhalsausschnitt. Für Roger brauchte ich ein halbes Dutzend weißer Schweiß-Armbänder und dazu passende schwarz-weiße Socken. Brian verlangte zwei T-Shirts mit einer großen Halsöffnung, ein schwarzes und ein weißes. Außerdem bat er mich, nach einem schwarzen Hemd im Western-Stil mit weißem Schnurbesatz zu suchen, was ich auch auftreiben konnte.
Freddie beschloss — nachdem nun alle seine Sachen gewaschen waren —, dass er sich einen neuen Look zulegen würde. Ich musste drei Paar rote PVC-Hosen für ihn kaufen und einige rote Krawatten, eine aus Leder und eine aus glänzendem Material, sowie eine Handvoll schmale dünne Bänder, die als Gürtel dienen sollten. Außerdem bestand er auf Knieschonern für Skateboard-Fahrer und ganz dünnen weißen Stiefeln mit schwarzen Streifen, so wie Boxer sie tragen. Er beschloss, die Show in einer schwarzen Lederjacke zu beginnen, welche er dann ausziehen würde, um im T-Shirt weiterzumachen, ehe er schließlich auch dieses auszog und am Ende nur noch in Hose und Stiefeln dastand. Zu meinem Unglück konnte ich die von ihm gewünschten Boxerschuhe nicht gleich finden. Die T-Shirts in den passenden Farben stellten dagegen kein Problem dar und auch die weißen und farbigen Schnürsenkel konnte ich auf Anhieb auftreiben.
Ich durchforstete zwei oder drei Tage lang die Shops in London — unter anderem Kensington Market und Slick Willy’s gleich um die Ecke — und dann war ich bereit für die ersten Queen-Shows, die in Cork in Irland stattfinden sollten. Oder zumindest dachte ich das. Ich musste allerdings feststellen, dass es bei Queen im Gegensatz zum Theater, wo alle meine bisherigen Erfahrungen herrührten, keine Kostümprobe gab. Im Theater hatte ich während der Ankleideprobe
Weitere Kostenlose Bücher