Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Odeon in Lewisham und schließlich, drei Tage vor Weihnachten, das Alexandras Palace in Hornsey im Norden Londons, wo das übrige Live-Material gedreht wurde, dass in
Save Me
zu sehen ist.
Und das war es dann.
Nun ja, zumindest fast. Am 26. Dezember, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, gaben Queen im Odeon Hammersmith ein Benefiz-Konzert für Kambodscha, das der Veranstalter der Tour, Harvey Goldsmith, noch zusätzlich organisiert hatte.
Dann war wirklich alles gelaufen. Mit dem Ende der Crazy Tour durch England waren meine sechs Wochen mit Queen vorüber. Was sollte ich als nächstes tun? Als ich die Arbeit bei Queen annahm, hatte ich mir darüber seltsamerweise keinerlei Gedanken gemacht. Jetzt aber hatte ich eine Kostprobe der Aufregung abbekommen, die in meinem Leben fehlte. Außerdem tat es mir wirklich leid, die Tour hinter mir zu lassen, da ich in diesen sechs Wochen mit allen vier Bandmitgliedern sehr gut ausgekommen war.
Wenn ich heute diesen frühen Punkt unserer Beziehung betrachte, dann fällt mir auf, dass ich zwei Seiten an Freddie kennengelernt hatte, die von grundlegender Bedeutung waren. Die erste war, dass für Freddie Konflikte und Auseinandersetzungen ein unverzichtbarer Katalysator für seine Auftritte waren, auch wenn er wiederum für Plattenaufnahmen emotionale Stabilität brauchte. Die zweite Offenbarung war sein Perfektionismus.
Freddie wusste ganz genau, was er wollte, und er war bereit, völlig auszurasten, um dafür zu sorgen, dass alles so lief, wie er sich das vorstellte. Das war eine Charaktereigenschaft, die ich an ihm beobachten konnte, solange ich mit ihm zu tun hatte.
Freddie wusste, was ein Wutausbruch bewirken kann. Der größte Effekt ließ sich damit gegenüber seinen Bandkollegen oder aber bei Geschäftspartnern erzielen.
Er erkannte, dass er ein Projekt unter Umständen lahmlegen konnte, wenn er es schaffte, den Leuten einzureden, dass er nichts mehr damit zu tun haben wollte. Er wusste auch, dass die anderen Leute, die daran mitarbeiteten, sich darüber im Klaren waren, dass
er
wusste, wie unentbehrlich er war.
Was sein Wissen und sein Verständnis für etliche Dinge anging, so konnte er durchaus sehr bescheiden sein. Aber wer ihn kannte, der wusste, dass er sich nur auf Dinge einließ, bei denen er sich über das Ergebnis hundertprozentig sicher war. Er hatte die fast schon unheimliche Gabe, Ereignisse vorhersehen zu können, und es gab etliche Gelegenheiten, bei denen er am Ende meinte: „Ich hab’s ja gesagt“. Ein Wutanfall war immer das Zeichen dafür, dass die Diskussion vorbei war und nun Taten folgen mussten.
Eine weitere ausgeprägte Eigenschaft, die jeder bezeugen kann, der ihn kannte, war seine extreme Großzügigkeit. Es gehörte zu seinen größten Freuden, jemandem ein Geschenk zu kaufen, nur um dessen Gesichtsausdruck beim Auspacken sehen zu können. Er konnte es sich leisten, jedem alles kaufen zu können, und das bereitete ihm großes Vergnügen. Meine erste eigene Erfahrung damit bestand in meinem ersten Weihnachtsgeschenk, das ich von ihm bekam. Ich kannte ihn damals erst vier Wochen, als der Weihnachtsmann mir eine scharlachrote Lederschachtel brachte — eine Verpackung, die mir später noch sehr vertraut werden sollte —, in diesem Fall mit einer wunderschönen Tischuhr von Cartier, dem Juwelier in der Bond Street.
Weihnachten im Hause Mercury war ein Fest für alle von Freddies Freunden, denen mitgeteilt wurde, dass sie gerne vorbeikommen und sich die Feiertage über verköstigen und mit alkoholischen Getränken versorgen lassen könnten, falls sie nicht wüssten, wohin sie sonst gehen sollten. Die Beschreibung eines typischen Mercury-Weihnachtsfestes werde ich mir allerdings für einen späteren Punkt der Geschichte aufheben.
Man hatte mir verständlicherweise klar gemacht, dass mein erster Arbeitseinsatz mit Queen einen klaren Anfang und eine Ende haben würde. Allerdings ließ man auch durchblicken, dass man sich wieder an mich wenden würde, falls sich etwas Neues ergab — vorausgesetzt, ich hätte Zeit und die Band wäre einverstanden.
Derweil musste ich zusehen, wie ich meine Rechnungen bezahlen konnte. Ich meldete mich arbeitslos, und damals genossen wir noch den Luxus einer Arbeitslosenunterstützung, die sich nach dem Einkommen richtete. Das heißt, man bekam einen festen Grundbetrag und zusätzlich einen gewissen Prozentsatz dessen, was man bei seinem letzten größeren Job verdient
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