Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
die besten Momente und Stellen herausfinden können, um die Kostüme zu wechseln, so dass ich mir einen Zeitplan für die Aufführung machen konnte. Da ich die Band kaum kannte, traute ich mich nicht, sie zu fragen, wann die Kostümprobe stattfinden sollte.
Als man mir daher nach der letzten Probe mitteilte: „Das war’s. Als nächstes kommt dann der Auftritt“, war ich natürlich völlig perplex. Ich konnte jedoch in Erfahrung bringen, dass es für die Queen-Garderobe eine einfache Faustregel gab, welche lautete: „Bei einem kleinen Gig trägt man Schwarz. Bei einem großen Weiß.“ Nachdem ich mittlerweile unzählige verschiedene Auftritte erlebt habe, kann ich sagen, dass von dieser Regel kaum je abgewichen wurde.
Die ersten Auftritte der Tour sollten in Irland stattfinden: in der Stadthalle in Cork und dann im Royal Dublin Showground Simmons Court. Das Konzert in Cork wurde schließlich abgesagt, aber das in Dublin ging über die Bühne. Ich schätze, ich fürchtete mich vor meinem ersten richtigen Auftritt mit Queen, für den ich keinen Probedurchlauf gehabt hatte. Mir war nicht wirklich klar, was ich dabei eigentlich tun sollte. Am Ende ergab sich dann aber alles so ziemlich von selbst.
Der Ablauf, mit dem ich bald schon sehr vertraut werden sollte, sah in etwa folgendermaßen aus: Ich kam mit der Band zum Auftrittsort, wenn sie ihren Soundcheck machten. Während sie ihre diversen Utensilien testeten und die Lautstärke der Monitorboxen auf der Bühne einstellten, bereitete ich die Umkleidekabine vor. Nach dem Soundcheck fuhr die Band wieder zurück in ihr Hotel und ich machte weiter. Ich brachte mir eine Auswahl der wesentlichen Dinge mit. Dazu gehörten: ein kräftiger Fön, ein Bügeleisen, ein paar Schachteln Taschentücher, Wattebäusche, echte Naturschwämme, Duftwasser — wobei ich mich zu erinnern glaube, dass es aus irgendwelchen Gründen ein Kräuterwasser von Clairol war —, Bademäntel, die unverzichtbaren Taschenlampen sowie Haargel.
Anderthalb Stunden ehe die Band eintreffen sollte, begann ich die Sachen zusammenzusuchen, die sie eventuell würden tragen wollen. Die Crew hatte inzwischen die großen Kleiderkoffer in die Bandgarderobe gerollt, und nachdem ich sie geöffnet hatte, suchte ich eine Auswahl von Hemden zusammen, die Brian, Roger und John eventuell anziehen mochten, und bügelte sie rasch, so dass jeder Queenie zwischen zwei oder drei Hemden wählen konnte. Dann verteilte ich die Sachen an vier Stellen in der Garderobe. Freddie hatte zwar klarere Anweisungen gegeben, aber die T-Shirt-Kollektion umfasste dennoch etliche verschiedene Farben. Also legte ich sie alle für ihn bereit, damit er sich eines aussuchen konnte. Die Fußbekleidung war schnell abgehandelt: Für die Auftritte hatte jeder von ihnen nur ein Paar Schuhe.
Auf einem Tisch mit einem Spiegel dahinter breitete ich das Make-up aus, das sie alle in unterschiedlichem Maße benutzten — eine Fähigkeit, die sich jeder von ihnen im Laufe ihrer neun Jahre gemeinsamer Auftritte angeeignet hatte. Die Scheinwerfer auf der Bühne bringen so ziemlich alle Farben zum Erblassen, auch die auf den Gesichtern der Musiker. Um Gesichtszüge zu akzentuieren, die ansonsten verschwinden würden, muss man sie besonders hervorheben. Freddie benutzte vor allen Dingen Eyeliner, damit auch die Leute in den hinteren Reihen seine Augen sehen konnten. Man mag behaupten, dieser instinktive Einsatz von Make-up für die Augen sei ein Überbleibsel seiner Zeit in Sansibar und Indien gewesen, wo Frauen sämtlicher Schichten Kajal verwenden, um ihre Augen zu betonen — den Spiegel der Seele. Die übliche Liste von Make-up, das ich grundsätzlich dabei haben musste, umfasste zwei Max Factor Nummer 25 pancake, Lancome Maquimat dreieinhalb Mascara, Revlon all-weather Ivory Nummer drei, Clinique Continous Coverage Vital beige … tja, nennt sie ruhig die Schminke-Kings der Rockwelt!
Was die Unterwäsche anging, so kümmerte sich der Rest der Band selbst darum, und nur Freddie wollte nach dem Auftritt immer ein Paar trockene Unterhosen, und diese bereitzustellen gehörte zu meinen Aufgaben als Garderobier.
Meistens war ich im Umkleideraum, wenn sie eintrafen. Die Tür ging auf und sie spazierten herein, meist nur, um ihre Taschen abzustellen, ehe sie in den Catering-Bereich verschwanden, wo sie sich noch einen Tee oder Kaffee oder einen kleinen Snack gönnten, um sich vor dem Auftritt bei Laune zu halten. Freddie blieb
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