Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
ihm sicherheitshalber stets dabei Gesellschaft. Nach „der Entscheidung“ neigte er dazu, das Bett seltener zu verlassen. Er las jedoch nach wie vor die Auktionskataloge von Sotheby’s und Christie’s – seine übliche Lektüre. Ich stand normalerweise um acht Uhr auf und ging von meinem Schlafzimmer in den Mews aus durch den Garten ins Hauptgebäude, wo ich dann wartete, bis er wach wurde. Wir ließen eine Sprechanlage einbauen, mit deren Hilfe er von seinem Schlafzimmer aus Verbindung mit der Küche aufnehmen konnte. Aber auch sonst konnte er uns jederzeit über das Telefonsystem erreichen, wenn er etwas brauchte, wo auch immer wir uns im Haus gerade aufhielten. Es war allerdings leichter für ihn, einfach nur den Knopf an der Sprechanlage zu drücken.
Ich brachte ihm ein Tasse Tee und wenn ihm danach war, setzte ich mich zu ihm und plauderte mit ihm darüber, wie er sich fühlte, ob er irgendetwas erledigt haben wollte oder was ihm sonst gerade in den Sinn kam. An diesem Punkt versuchte ich auch immer, ihn dazu zu überreden, etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Vielleicht eine Scheibe Toast? Meistens lehnte er das jedoch ab. Es ärgerte ihn, wenn ich ihn ständig damit löcherte, dass er etwas essen sollte, und obwohl wir immer alle möglichen verschiedenen Nahrungsmittel im Haus hatten, konnte man mit Sicherheit davon ausgehen, dass, wenn er tatsächlich etwas wollte, es irgendetwas war, das wir gerade
nicht
da hatten. Was ihn betraf, so war es sinnlos geworden, noch etwas zu essen.
Er musste sich nur ein einziges Mal mit der Tatsache abfinden, dass er sterben würde, und zwar als er die Medikamente absetzte. Danach war es nicht nötig, noch einmal darüber zu sprechen. Und obwohl er keinesfalls ein Ungläubiger war, wollte er nie darüber reden, was ihn wohl nach dem Tod erwarten würde. Seiner Ansicht nach war das eine Frage, über die man sich im Lauf seines Lebens Gedanken machte. Wenn das Unvermeidliche dann bereits so nahe war, hatte es keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken. Was auch immer geschehen würde, würde eben geschehen, und er wusste, dass er sich darüber nicht mehr lange Sorgen machen musste. Aus meinen späteren Erlebnissen heraus und nachdem ich lange darüber nachdenken konnte, habe ich den Eindruck, dass das Leben einen Menschen auf den Tod vorbereitet. Wenn das Ende in Sicht ist, denkt man zurück und nicht voraus. Man denkt darüber nach, was man getan hat — an die guten Zeiten.
Insofern waren unsere Gespräche nicht besonders tief gehend oder bedeutungsschwer. Sie waren nur Plaudereien, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich schüttelte die Kissen auf, brachte das Bettzeug in Ordnung und ließ ihn dann im Bett vor dem Fernseher alleine. Der Fernseher lief vor allem deswegen, weil er ihm Gesellschaft leistete, ohne zu widersprechen oder selbst unterhalten werden zu wollen. Am liebsten in seiner Nähe hatte an diesem Punkt Oscar, Delilah, Goliath, Romeo, Miko und Lily. Ihnen verweigerte er nie den Zutritt zu seinem Schlafzimmer, wie er es bei uns Menschen tat, wenn er gerade seine Launen hatte. Die nächsten Stunden über hielt ich mich dann immer in der Küche auf, weil Freddie dort am einfachsten jemanden erreichen konnte, falls er irgendetwas brauchte. Die Küche war auch der richtige Ort, um meiner Rolle als Haushälter nachzukommen, für die ich schließlich bezahlt wurde. Ich sorgte dafür, dass alles an seinem Platz war, wenn er seinen nächsten Abstecher nach unten machte. Und oft kam er in irgendein Zimmer, und anstatt zu sagen: „Oh, das sieht gut aus hier“, meinte er nur: „Wo ist der Aschenbecher?“
Er war immer ziemlich empfindlich, und bis zuletzt bemerkte er jeden kleinen Kratzer oder Fleck. Über Mary Pike, eine seiner Putzfrauen, machte er die berühmte Bemerkung: „Wenn sie zur Zeit von Louis XIV gelebt hätte, dann gäbe es heute keine Antiquitäten mehr!“
Mary war bekannt dafür, dass sie in ihrer zweifelsohne gut gemeinten Gründlichkeit mit Hilfe ihres modernen Staubsaugers Holzsplitter und kleine lose Teile aus Freddies teuersten antiken Möbeln heraussaugte.
Wir mussten vielleicht damit leben, aber lustig fanden wir das wirklich nie!
Wie ich schon gesagt habe, hatte in Freddies Leben alles seinen Platz.
So schön die Küche war in ihrem Ochsenblutrot, Schwarz, Weiß und Grün, hatte ich dennoch oftmals das Gefühl dort raus zu müssen. Egal wohin. Nicht, dass ich diesem Mann nun untreu werden wollte, der sich seinen
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