Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
mussten wir ein Buch an seinen Platz stellen, einen Aschenbecher leeren, ein Kissen aufschütteln, einfach irgendetwas tun, um das Gefühl zu haben, dass Freddie jeden Moment die Treppe herunterkommen und sehen würde, dass sein Haus noch immer perfekt war – so wie er es wollte.
Ich konnte nicht einmal sagen, welches Wetter draußen gerade herrschte. Ich ging vor die Tür, egal ob es bewölkt oder sonnig oder eiskalt war … nichts spielte mehr wirklich eine Rolle. Es muss an dem Dienstag vor seinem Tod gewesen sein, dass ich noch einmal mit ihm sprach. Die Ärzte hatten uns gesagt, dass wir ihm die Möglichkeit geben mussten loszulassen – dass man es Menschen einfacher machen kann zu sterben, indem man ihnen das Gefühl gibt, dass diejenigen, die sie zurücklassen, damit zurechtkommen werden.
Ich lag bei Freddie auf dem Bett und er fragte mich, wie die Dinge im Haus stünden, ob alles sauber und ordentlich wäre. „Ich bin so müde, dass ich mich frage, ob ich irgendetwas davon noch einmal sehen werde. Ich versuche mir vorzustellen, was vor sich geht. Ich bin hier oben so sehr von allem abgeschnitten. Auf einmal kommt mir das Haus so groß vor.“
Ich spürte, dass dies die einzige Gelegenheit für mich sein würde, den Rat der Ärzte umzusetzen. „Alles ist in bester Ordnung“, meinte ich. „So wie du es magst, genau wie immer. Und uns geht es auch gut. Wir kommen zurecht. Mach dir um uns keine Sorgen. Wenn du das Gefühl hast, dass es Zeit ist zu gehen, sind wir bei dir. Mach dir keine Sorgen um uns. Du musst nicht das Gefühl haben, dass du uns allein lässt. Alles ist gut.“
Wir saßen einfach nur ein oder zwei Stunden schweigend da und dann döste er ein.
In dieser letzten Woche seines Lebens kamen noch einmal die verschiedensten Leute zu Besuch. Seine Familieseine Eltern Bomi und Jer und seine Schwester Kash mit ihrem Mann Roger und ihren beiden Kindern — kamen Anfang der Woche nachmittags zum Tee. Mit schier übermenschlicher Kraft gelang es ihm, sie zwei oder drei Stunden lang zu unterhalten, wobei er alles vom Bett aus steuerte. Freddie beschützte sie nach wie vor und versuchte sie in dem Glauben zu lassen, dass sie sich keine Sorgen machen mussten. Wir servierten Tee, selbst gemachte Schnittchen und gekauften Kuchen. Keiner von uns konnte ahnen, dass dies das letzte Mal sein sollte, dass sie Freddie bei lebendigem Leibe zu Gesicht bekommen würden. Sie wollten später in der Woche noch einmal vorbeischauen, aber Freddie verweigerte sich und ihnen ein weiteres Treffen kategorisch. Er wollte es ihnen ersparen, ihn noch einmal in diesem schlimmen Zustand sehen zu müssen. Was hatte er ihnen auch sonst noch zu sagen?
An einem Tag kam Elton John und blieb ungefähr vierzig Minuten. Diesmal fuhr er in seinem Bentley direkt vor dem Haupteingang vor. In der Vergangenheit hatte er seine Besuche oft geheim gehalten, indem er mit seinem Mini kam und in den Mews parkte. Der wartenden Presse erklärte er: „Ich will einen Freund besuchen.“
Danach musste er nach Paris abreisen, wo er Arbeitstermine hatte. Ehe er ging, gab er mir verschiedene Telefonnummern, unter denen er zu erreichen war.
Dann wieder kamen Brian und Anita oder Roger und Debbie. Beide Pärchen blieben nicht lange. Ohne dass sie davon etwas ahnten, verabschiedete Freddie sich von ihnen. Dave Clark war relativ regelmäßig zu Besuch. Freddie empfand seine Gegenwart als wohltuend, weil er feststellte, dass sie uns eine Ruhepause von der üblichen Pflege und Beobachtung verschaffte.
Im Lauf der Woche kam auch Dr. Atkinson jeden zweiten Tag zu seinen üblichen Visiten vorbei, um die Verschlechterung von Freddies Gesundheitszustand zu protokollieren. An diesem Punkt gingen wir davon aus, dass Freddie noch immer zwei oder vielleicht drei Wochen zu leben hätte. Auch Terry Giddings kam nach wie vor fast jeden Tag vorbei, selbst wenn es mittlerweile ausgeschlossen war, dass Freddie irgendwohin fahren würde … Terry machte sich große Sorgen.
Auch Mary versuchte, jeden Tag kurz vorbeizuschauen und mit ihrer Arbeit auf dem Laufenden zu bleiben, obwohl sie im siebten Monat schwanger war und den kleinen Richard zu Hause hatte. Freddie hatte bestimmt, dass die Geschäfte ganz normal weiterlaufen sollten.
Das wiederum bringt uns zum Freitag, den 22. November 1991.
Am Tag zuvor, dem Donnerstag, hatte Freddie uns darum gebeten, ihm Jim Beach ans Telefon zu holen. Danach setzte er uns davon in
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