Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
einiges darüber erzählt. Freddie nahm sich vor, ein andermal etwas länger dort zu bleiben, sofern es sein Terminkalender gestattete. In Houston konnte man gut einen drauf machen, und dafür war Freddie immer zu haben.
Apropos einen draufmachen — am 25. August fand sich ein sehr entgegenkommender weiblicher Fan der Band bei ihrem Auftritt im Mid-South Coliseum in Memphis, Tennessee ein. Da die Band nicht in ihre Heimatstadt Little Rock, Arkansas kommen würde, tauchte diese Lady schon früh am Tag des Konzerts in Memphis auf — mit dem Vorsatz, möglichst vielen Menschen, die mit der Show zu tun hatten, ihre mündlichen Dienste angedeihen zu lassen. Unnötig zu sagen, dass Freddie eine gewisse Bewunderung hegte für ihre Ausdauer, ihre Technik und ihr erstaunliches Fassungsvermögen!
Von dem Auftritt am 28. August im Kemper in Kansas City ist mir nur das Hotel in Erinnerung geblieben. Hotels aus bestimmten Epochen erinnerten irgendwie oftmals an Schiffe. Dieses spezielle Beispiel in Kansas war außen geschwungen. Es war eines der ersten, die ich sah, das gläserne Aufzüge an der Außenseite der Fassade hatte.
Wenn die Bars vor Ort nicht besonders vielversprechend wirkten, veranstaltete Freddie immer gerne eine spontane Party oder ging zu einer, die schon geplant war. In Kansas City wurde in der größten Suite des Hotels eine solche Party organisiert — für die Band und die Crew und diverse Leuten mit Backstage-Pässen, vor allen Dingen diejenigen unter ihnen, denen man erst im Laufe des Abends einen Backstage-Pass in die Hand gedrückt hatte, weil sie besondere „Qualifikationen“ hatten, egal, ob Männer oder Frauen. Wer sich nicht vorstellen kann, von welchen Qualifikationen hier die Rede ist, verbringt wahrscheinlich zu viel Zeit auf dem Sofa.
Der arme Billy Squier ließ sich von Bill Reid in ein Gespräch verwickeln und musste sich die ganze Zeit langweilige und dumme Fragen anhören, die keinem vernünftigen Menschen je in den Sinn kämen. Es hatte fast den Anschein, als wäre Bill Reid an diesem Abend lieber mit Billy nach Hause gegangen als mit Freddie, auch wenn wohl jeder weiß, dass Billy Squier so etwas nie eingefallen wäre. In seiner kindlichen Naivität dachte er mit Sicherheit, Bill Reid hätte einfach nur Interesse an seiner Musik. Wie dem auch sei — ich weiß noch, wie ich in den größten Raum zurückkam und dort einige Mitglieder der Crew vorfand, die mit ihren jeweiligen Begleiterinnen die Kleidung getauscht hatten und nun in Miniröcken und Stöckelschuhen auf dem großen Tisch tanzten, während den Ladys die T-Shirts und übergroßen Jeans am Körper schlabberten.
Und das war nur ein einziger Tag der Tournee.
Am 4. September machte die Band dann Station im PNE Coliseum in Vancouver, Kanada. Freddie hatte zu seinem Vergnügen vier von seinen „New York Daughters“ einfliegen lassen. Mag sein, dass Bill Reid sich ausgegrenzt fühlte. Ich weiß es nicht, denn Freddie verbrachte den ganzen Nachmittag beim Tee im Wohnzimmer der Hotel-Suite. Das schien durchaus angemessen, da Vancouver die mit Abstand britischste aller Städte auf dem nordamerikanischen Kontinent ist. Also gab es das volle Programm: Earl Grey, Gurken-Sandwiches und Victoria Sponge Torte. Zugegeben — nachdem die Sache mit der Teeparty ausgereizt war, ließ sich Freddie vom Zimmerservice ein halbes Dutzend Flaschen Champagner und ein oder zwei Flaschen Stolichnaya Wodka bringen.
Nach dem Auftritt begaben wir uns auf eine kurze Tour durch die Bars der Stadt. Und das, obwohl er ja zu Hause Gesellschaft hatte.
„Man weiß nie, was hinter der nächsten Ecke auf einen wartet“, wie Freddie sich ausdrückte.
Wir fuhren zurück ins Hotel und Thor, Lee und die anderen verschwanden auf ihre Zimmer. Ich ging in mein Schlafzimmer auf meiner Seite von Freddies Suite, und Freddie ging mit Bill in seines. Es muss etwa ein oder zwei Stunden später gewesen sein, als ich lautes Scheppern und Krachen hörte. Ich konnte mir nicht im Entferntesten vorstellen, was da los sein könnte. Dann klopfte es an meine Tür und ich hörte Freddie auf der anderen Seite rufen: „Lass mich rein! Lass mich rein!“
Als ich die Tür öffnete, meinte Freddie: „Du musst mich heute einfach hier schlafen lassen.“ Ich war natürlich neugierig und fragte ihn, was denn los wäre. „Mach dir keine Gedanken. Das erzähl’ ich dir morgen früh“, lautete seine Antwort. Danach schlief er auf der Stelle
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