Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Brasilien zurückzureisen, um dort in Rio de Janeiro aufzutreten …
Weiter ging es nach Mexiko, wo wir am 9. Oktober in Monterey im Estadion Universitano auftraten. Am 11. Oktober flogen wir wieder in die Vereinigten Staaten, kamen aber für zwei Auftritte im Estadion Cuathermoc am 16. und 17. Oktober noch einmal zurück in die nahegelegene Stadt Pueblo.
Es war eine nervenaufreibende Zeit, weil Fans bei diesen Shows die Band auf der Bühne mit Batterien und diversem anderen Kram bewarfen, unter anderem auch mit einem Metallbolzen, den ich nach wie vor habe. Im Buch zur Glutton For Punishment Tour findet sich ein Bild von Freddie, wie er eher traurig auf diesen Bolzen deutet — eine Erinnerung an die Erlebnisse in Südamerika. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Fans wütend gewesen wären. Ich schätze, diese Wurfgeschossen waren einfach nur ein etwas seltsamer Ausdruck ihrer Wertschätzung.
Danach reisten wir nach Kanada, wo wir drei Konzerte in einer Halle in Montreal gaben, die nur dazu gedacht waren, für das Live-Video zu
We Will Rock You
aufgezeichnet zu werden. In Kanada zu drehen war einfach billiger als in Amerika.
Die Produktion von Live-Videos für den Verkauf war ein Konzept, das damals noch in den Kinderschuhen steckte. Natürlich gab es Musikvideos, aber eigentlich nur für die Werbung im Fernsehen. Dieses Live-Video-Projekt war also ebenfalls Neuland für Queen.
Und so endete meine erste und heldenhafteste Tour mit Queen. Von nun an werde ich versuchen, über einige der Höhen und Tiefen zu berichten, welche die Band den Rest ihrer Live-Karriere über durchgemacht hat.
Bei den Auftritten im Hallenstadion in Zürich am 16. und 17. April stieg die Band in einem Hotel ab — dem Dolder Grand, einem überaus noblen Laden auf der einen Seite des Sees —, während die Übrigen von uns eine sehr viel moderatere Unterkunft bezogen, die näher am Stadion lag. Das war noch, ehe Freddie und ich uns Suiten mit zwei Schlafzimmern teilten. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, dass die Reisegruppe der Band aufgeteilt wurde.
Während unseres Aufenthalts in Brüssel am 22. und 23. April trafen wir im Aufzug des Hotels den amerikanischen Leichtathletik-Star Carl Lewis. Freddie konnte seine Aufregung kaum verbergen. Als er in seiner Suite ankam, quietschte er vor Vergnügen angesichts des freundlichen Lächelns, das die beiden ausgetauscht hatten. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt war keinem von uns wirklich klar, wie groß Freddies Begeisterung für Athleten tatsächlich war! Meiner Ansicht nach war Carl Lewis seinerseits ziemlich angetan davon, mit Freddie Mercury in einem Fahrstuhl zu sein. Ich könnte mir nur vorstellen, dass Carl ein wenig neidisch auf Freddie war, weil dieser eine größere Suite in einem höheren Stockwerk des Hotels bewohnte. Wovon hingegen keiner der beiden etwas ahnte, war ihre gemeinsame Vorliebe für feines Kristallglas. Als wir am 24. April in der Groenoordhalle in Leiden waren, hatte Freddie keine Lust darauf, die Nacht in einer so ruhigen Stadt zu verbringen, wo doch das nahegelegene Amsterdam ein weitaus interessanteres Nachtleben bot. Wir hatten Freddies Abendgarderobe gleich mitgenommen, so dass wir nach dem Auftritt gar nicht erst noch einmal zurück ins Hotel mussten. Wir zogen direkt los in die Bars dieser freizügigen Stadt.
Am 9. Mai in Würzburg besichtigten wir diese erstaunliche alte deutsche Stadt. Freddie wollte sich die Haare schneiden lassen, also ließ er Denny aus London einfliegen — den angesagten Friseur von Sweeney am Beauchamp Place. Am Ende blieb Denny ganze vier oder fünf Tage. Das war wohl einer der teuersten Haarschnitte aller Zeiten. Hotels sind nicht gerade billig! Aber Freddie war dennoch sehr zufrieden mit seiner neuen Frisur.
Dafür, dass er mit seinen Haaren so eigen war, wählte Freddie seine Friseure ziemlich beliebig aus. Jeder paranoide Mensch, der zwei Wirbel im Haar hat, weiß, dass man einen neuen Friseur immer als erstes auf so etwas hinweist, obwohl natürlich jeder vernünftige Friseur das sofort sieht. Ich weiß noch, wie beleidigt Freddie war, als irgendwer mal zu ihm meinte: „Oh! Du hast wohl Haarausfall!“
„Habe ich nicht!“, lautete die empörte Antwort: „Ich habe zwei Wirbel!“ Wenn Freddie seine Haare lang trug, musste er immer mit ihrer natürlichen Widerborstigkeit kämpfen. Bei Dreharbeiten für Videos achtete er immer ganz besonders auf sein Haar, und wer auch immer
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