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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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schaffte sie nie. Aber jetzt saß Agnes Schabowski auf Ehrlichers Stuhl. Logisch, dass man ihr den neidete. Andere hätten gern darauf Platz genommen. Thorst Schmitt hatte auf seine Beförderung bereits einen ausgegeben. Aber der Kriminaldirektor Konstantin Miersch hatte sich für sie entschieden. Frau Agnes Schabowski, herzlichen Glückwunsch! Auch der Kriminaldirektor war wie sie aus dem Westen zugezogen. Sie fühlte sich von ihm verstanden. Miersch hatte wohl selbst mit Häme und Feindschaft zu kämpfen. Allen alten Seilschaften zum Trotz hatte er Agnes R. Schabowski zur Chefin der I. Leipziger Mordkommission berufen.
    Ihre Tasche stand im Flur auf dem Schränkchen. Der Tatort lag im Stadtzentrum, sie konnte Schuhe mit Absatz tragen, so fiel der Größenunterschied nicht so auf. Kollege Bastian Michalk maß knapp zwei Meter. Michalk war Mitglied ihrer Mordkommission und hatte mit ihr heute Bereitschaft. Der Diensthabende musste auch ihn verständigt haben. Schabowski kontrollierte in der Küche, ob im Aquarium genügend Futter schwamm. Die Fische schienen zufrieden. Der leichte Mantel. Ein Blick in den Spiegel. Sie entfernte einen Fussel im Augenwinkel. Dann schloss sie ihre Wohnungstür.
    Schabowski fuhr Twingo und hätte eigentlich zum BARocko laufen können, sie wohnte keine zehn Minuten Fußweg entfernt. Sie sah die Menschentraube vor dem Tatort. Der Polizist am rot-weißen Absperrband zuckte bedauernd die Schultern: Keine Stellmöglichkeit für Ihr Fahrzeug, Frau Kommissarin. Natürlich war Freitagabend in der City kein Parkplatz zu finden. Schabowski rangierte zwischen die Poller vor den Fenstern einer Sushi-Bar und ließ die Warnblinkanlage leuchten.
    Der Uniformierte hob lächelnd das Band und wünschte ihr allen erdenklichen Erfolg. So viel Freundlichkeit unter Kollegen war ungewöhnlich. Die Kommissarin zwinkerte dem netten Menschen zu. Wäre er Mike64, sie hätte sich sofort mit ihm verabredet. Er war es nicht, er stand hier auf Posten, aber dieses Gesicht würde sie sich merken. Allein dieses Lächeln …
    Schabowski quälte sich durch die bereits am Tatort vorhandenen Einsatzkräfte die Treppe nach unten. Das BARocko lag im Kellergeschoss eines dem Denkmalschutz gemäß renovierten Jugendstilhauses. Der Barraum war stilvoll eingerichtet von teppichbelegten Parkettboden bis Lüster. Ihn erfüllte schummriges Licht, mit einer Mordermittlung hatten die Innenarchitekten nicht gerechnet. Walter und seine Kriminaltechniker würden hier Scheinwerfer installieren müssen, um Spuren zu sichern. Auf den Plüschsofas und Barhockern saßen verängstigt die wenigen Zeugen. Hinter der Bar stand ein Mädchen, sehr blond, sehr jung, und knabberte an den Fingernägeln. Seine großen Augen folgten Schabowski eher verängstigt, denn interessiert. Zum Büro des Chefs führte eine kleine Tür neben der Bar, dann ein Korridor. Das Büro war sehr hell.
    Dr. Jaenicke stand vor der Tür, bis der Polizeifotograf seine Arbeit auf andere Details verlegen würde. Einem Gerichtsmediziner lief nichts davon. Dass Jaenicke vor ihr am Tatort war, überraschte Schabowski, er hatte einen ungleich weiteren Weg als sie. Der Diensthabende hatte wahrscheinlich ihn eher als sie benachrichtigt, damit sie bei den Kollegen als Letzte erschien. Machte keinen guten Eindruck als neue Chefin. Die Grußformeln ihrer Mitarbeiter blieben dementsprechend verhalten. Bastian Michalk dagegen vermisste sie. War der vielleicht von diesem Einsatz gar nicht informiert worden?
    »Weiß man, wer der Tote ist?«
    Der Gerichtsmediziner ergriff das Wort. »Khalid Georgieff, der Eigner des Etablissements.«
    »Der Georgieff?«
    »Genau der.«
    Georgieff! Kommissarin Agnes Schabowski hätte bei jedem anderen Tod lieber ermittelt, aber nicht im Fall Khalid Georgieff. Sein Name fiel derzeit am häufigsten im Präsidium. Er galt als einer der Hintermänner des Diskokrieges. Sein Name war Synonym für organisierte Kriminalität aus Südosteuropa, für Auftragsmorde und Revolten. Sie würde in ein Wespennest stechen. Zeugen und Kollegen würden mauern. LKA und BKA, Staatsschutz und BND, sie sah die Katastrophe auf sich zurollen. Das würde kein einfacher Fall werden. Schabowskis Bauchgefühl trog selten.
    »Wurde er wirklich ermordet?« Rhetorische Frage, Schabowski glaubte bei dem Georgieff vorauseilenden Ruf selbst nicht an seinen natürlichen Tod.
    Dr. Jaenicke nickte. »Kopfschuss, nach erstem Augenschein. Sieht wie eine Hinrichtung aus. Sein Schädel ist nur noch

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